Umweltfreundliche Gräber: Angehende Friedhofsgärtner zeigen, wie es geht

Kreis Herford. Nicht mehr in jedem Frühjahr Stiefmütterchen aufs Grab pflanzen und sie später durch durstige Sommerblumen ersetzen? Angehende Friedhofsgärtnerinnen und Friedhofsgärtner von Ausbildungsbetrieben aus der Region wollen mit eigenen Ideen zeigen, wie Grabgestaltung nachhaltiger und umweltfreundlich mit einer dauerhaften Staudenbepflanzung geht. Dazu hatten sie auf dem Erika-Friedhof der Evangelischen Mariengemeinde Stiftberg jetzt Gelegenheit. Das Ergebnis kann man sich bei einem Herbstspaziergang ansehen. "Unsere Schülerinnen und Schüler aus dem Friedhofsgartenbau haben großes Interesse am Thema Nachhaltigkeit", hat Fachlehrerin Petra Buhl vom Wilhelm-Normann-Berufskolleg in Herford festgestellt. So kam sie mit Gärtnermeisterin Kathrin Eichholz von der Friedhofsgärtnerei St. Marien ins Gespräch, die selbst ausbildet. Sie begleitet nun die praktische Umsetzung der Pläne für den Einsatz von "Pflanzen mit Zukunft", die die jungen Leute im Unterricht erarbeitet haben. Nachhaltig, trockenheitsverträglich und in biologischer Vielfalt Die Aufgabe war, ein Stück Gartenanlage und zwei Friedhofsfelder nachhaltig, trockenheitsverträglich und in biologischer Vielfalt zu gestalten und öffentlichkeitswirksam darzustellen. Es sind Beispiele für Gemeinschaftsgrabanlagen entstanden, die von Friedhofsgärtnern auch gepflegt werden. Das Prinzip ist aber auf von Angehörigen gestaltete Gräber zu übertragen. Anke Schröder von der Friedhofsverwaltung und Marienpfarrer Gerald Wagner waren gespannt auf das Ergebnis. "Als Christen ist es uns natürlich ein tiefes Anliegen, dass die Schöpfung nicht kaputt geht", sagt Wagner. So freut er sich, dass eine Natursteinmauer entstanden ist, wie er sie aus dem Urlaub aber nicht vom Friedhof kennt. Urnenbestattungen haben einen Anteil von über 70 Prozent Seit Jahren ist das klassische Familiengrab auf dem Rückzug. Auf dem Erika-Friedhof liegt der Anteil der Urnenbestattung inzwischen bei über 70 Prozent der insgesamt rund 250 Bestattungen im Jahr. Über die Hälfte der Urnen wird auf Gemeinschaftsanlagen bestattet, die für Angehörige pflegefrei sind. Projekt "Insektenreich" Elisabeth Goll aus Porta-Westfalica hat bei der Gestaltung des Projekts "Insektenreich" mitgewirkt. Sie und ihre Mitschüler haben recycelte Steine für eine Trockenmauer eingesetzt und als Grabstein einen Baumstamm mit den Wurzeln nach oben eingesetzt. "Beides bietet Wohnraum für Insekten, Kriechtiere und Vögel", erklärt Goll. Gepflanzt wurden winterharte heimische Stauden, die nicht nach Ende einer Jahreszeit auf den Kompost wandern, sondern wachsen und jedes Jahr neu erblühen und ergrünen. Wenn der oberirdische Teil der Pflanzen im Winter doch vergeht, bietet er im Frühling noch Nistmaterial für die Vögel. Goll und ihre Mit-Azubis haben zum Beispiel Wolfsmilch, Schleierblumen und Christrosen gepflanzt. Das Grabfeld wäre mit bis zu acht Urnen belegbar, deren Standorte mit Schildern gekennzeichnet sein können. Projekt "Trockenhelden" Sebastian Weermann aus Rheda-Wiedenbrück und Sven Körner aus Bielefeld haben an der Grabanlage "Trockenhelden" mitgewirkt. Die ausgewählten Pflanzen können mit der immer häufiger zu erwartenden Trockenheit gut umgehen und müssen seltener gegossen werden. Die Pflanzen blühen nicht gleich im Frühjahr, sondern im Laufe des Sommers. Tulpen und andere Zwiebelgewächse gleichen das im Frühling aus. Das Bild verändert sich über die Monate. Projekt "Garten Eden" Luis Kaller aus Bokel, Anja Tönsfeuerborn aus Gütersloh und Jonathan Götze aus Spenge haben einen "Garten Eden" als Paradies für Mensch und Natur geschaffen. Sie haben bewusst auf den Einsatz von Torf verzichtet, um die Moore zu schonen, die als CO2-Speicher wichtig für das Klima sind. Sie haben Ersatzstoffe wie Holzfaser, Kompost und Rindenhumus eingesetzt, die den Lehmboden fruchtbarer machen. Die Azubis haben eine Wildhecke aus der bei Hummeln beliebten Bartblume gepflanzt, einen kleinen Hügel angelegt und diesen mit einem Bodendecker bepflanzt. Eine Fläche mit "Blauem Stern" soll am Ende wie ein Teich wirken. Ein Zierapfel symbolisiert den Garten Eden. Auch das "Paradies" kann Vorbild sein für ein Gemeinschaftsfeld für Urnen.

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