Das sind die Folgen der Insolvenz der AWO OWL für Herford

Herford/Hiddenhausen. Die Insolvenz der Arbeiterwohlfahrt OWL beunruhigt betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und insbesondere Familien, deren Kinder eine von der AWO OWL betriebene Kita in Stadt und im Kreis Herford besuchen. In Herford sind das die Familienzentren Schwarzenmoor, Diebrocker Straße, Frieda Nadig und Hummelnest sowie die Kitas Eickum und Bramschenkamp (Tausendfüßler), in Hiddenhausen die Familienzentren Rappelkiste (Eilshausen) und Oetinghausen. In Herford betreuen die sechs AWO-Kitas mit ihren insgesamt 131 Beschäftigten zurzeit 438 Kinder. In Hiddenhausen betreuen 37 Beschäftigte 106 Kinder. Die AWO OWL versichert auf NW-Anfrage: "Der Betrieb in den Kitas der AWO OWL läuft normal weiter." Entsprechend habe der Verband die Eltern unverzüglich mit Schreiben und auf Aushängen informiert, nachdem das Amtsgericht dem Antrag auf Eigenverwaltung stattgegeben hatte, teilt Pressesprecher Jens Sommerkamp mit. Kitas Stadt Herford "Die AWO OWL hält rund 18 Prozent der Herforder Kita-Plätze vor, ungefähr soviel wie städtische Einrichtungen", sagt Patrick Puls, Beigeordneter im Dezernat Bildung, Jugend und Soziales. Die Fachabteilung stehe im steten Austausch mit der AWO: "Nach den uns vorliegenden Informationen bedeutet das Insolvenzverfahren nicht, dass alle Angebote pauschal gestrichen werden, sondern dass es eine Prioritätenliste gibt. Wir gehen davon aus, dass die AWO alle Anstrengungen unternimmt, ihre Kita-Landschaft aufrecht zu erhalten. Die AWO bereichert die Vielfalt in Herford. Wenn sie als Träger wegbrechen würde, hätten wir eine Versorgungslücke." AWO Berufskolleg Herford Die AWO OWL betreibt in Herford auch das AWO-Berufskolleg für das Sozial- und Gesundheitswesen, das unter anderem Erzieherinnen und Erzieher ausbildet. Als der Bielefelder Teil des Berufskollegs aus finanziellen Gründen von der AWO aufgegeben und an die Stadt Bielefeld abgegeben wurde, habe die AWO klar signalisiert, am Standort Herford festhalten zu wollen, um als freier Träger die Ausbildung mitzugestalten, sagt Puls. Nach Angaben der AWO OWL gibt es für Herford keine Verhandlungen, das Kolleg in kommunale Trägerschaft zu übergeben. Es sei Stadt und Kreis nicht möglich, das Berufskolleg eines "Ersatzschulträgers" wie die AWO finanziell zu unterstützen. Denn dann würde das Land seine Zuschüsse um diese Summe kürzen, sagt Puls. Nach seiner Ansicht wird die Ausbildungskapazität des Herforder Berufskollegs gebraucht: "Alle Plätze, die wegbrechen würden, fehlen." Puls bekräftigt eine Forderung der Kommunen an das Land, nicht nur die Kitas selbst, sondern auch die Ausbildung auszufinanzieren: "Wir brauchen Menschen, die die Arbeit in den Kitas machen. Das muss für sie und die Träger attraktiv sein. Wir brauchen auch die Angebotsvielfalt." Jugendzentrum "Die 9" Die AWO OWL ist in Herford auch Betreiber des innerstädtischen Jugendzentrums "Die 9". "Da ist die AWO ein verlässlicher Partner", sagt Puls. "Wenn sie da raus ginge, wäre die Frage, ob einer der Träger der anderen drei Jugendzentren einspringen würde. Das sind der Stadtjugendring im Nordstern, der VAB im Kleinen Feld und der Kirchenkreis im Frieda. Die AWO OWL betreibt in Herford außerdem die Schulsozialarbeit SEK I an der Otto-Hahn-Realschule. Kitas der AWO-OWL in Stadt und Kreis Herford "Der Kreis Herford steht mit der AWO OWL in Kontakt", teilt die Kreis-Pressestelle auf Anfrage mit. Sie habe zugesichert, dass die Einrichtungen in ihrer Trägerschaft wie gewohnt weitergeführt werden. In der Zuständigkeit des Kreises liegen die AWO-OWL-Kitas, für die das Kreis-Jugendamt zuständig ist. Das ist in allen Kommunen bis auf Herford, Bünde und Löhne der Fall. In Vlotho gibt es keine AWO-Kita. AWO-Kreisverband nicht betroffen Schon als sich die wirtschaftliche Schieflage der AWO OWL abzeichnete, hat die Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes Herford, Hilke Meier, darauf hingewiesen, dass "der AWO-Kreisverband Herford rechtlich und finanziell unabhängig von anderen Verbänden und Organisationen der AWO ist. Weder der Kreisverband noch die Ortsvereine im Kreis Herford sind von dem Antrag des Bezirksverbandes betroffen. Das gilt für alle Einrichtungen, Dienste und Mitarbeitenden des AWO-Kreisverbandes Herford.“ Das heißt, es gibt viele Einrichtungen und Dienste im Kreis Herford, die nicht von der AWO OWL mit Sitz in Bielefeld, sondern vom AWO-Kreisverband Herford mit Sitz in Enger getragen werden. Die Homepage des Kreisverbandes weist aber auf alle AWO-Einrichtungen und -Dienste im Kreisgebiet hin, egal ob sie zur AWO OWL oder zum Kreisverband Herford gehören. Sie sind nach den Stichworten Beratung; Kita, OGS & Co; Jugend- und Kinderhilfe; Bildung; Senioren; Pflege und Wohnen gegliedert. Beratung Unter das Thema Beratung fallen als Leistung der Kreis-AWO, darunter sowohl die Paar-, Familien und Lebensberatung als auch die Leistungen der AWO OWL wie die Flüchtlings- und Migrationsberatung. Kita, OGS & CO Der AWO-Kreisverband Herford ist kein Träger von Kindertagesstätten, aber von Einrichtungen des Offenen Ganztags (OGS) im Kreis Herford. Nach Angaben von Hilke Meier betreibt der AWO-Kreisverband sämtliche OGS-Einrichtungen an Grundschulen in Hiddenhausen und Enger. In Herford ist die AWO nicht OGS-Träger. Alle 20 AWO-Kitas und Familienzentren im Kreis Herford befinden sich in der Trägerschaft der AWO OWL. Ebenso OGS-Einrichtungen in Spenge und Bünde. Die Vermittlung von Kindertagespflege ist ein Angebot des Kreisverbandes. Der Internationale Kinderhort in Herford ist ebenfalls dem Kreisverband zugeordnet, die Fachberatung jedoch der AWO OWL. Kinder- und Jugendhilfe Das Kinder- und Jugendhaus in Kirchlengern (KiJu), die Jugendwohngemeinschaft in Kirchlengern und der Kinderpflegedienst für Stadt und Kreis Herford mit der Vermittlung von Pflegefamilien, die Vermittlung geschulter Pflegeeltern für besonders förderungsbedürftige "Abenteuerkinder" sowie die Ambulante Erziehungshilfe für Familien in Krisen gehören zum Kreisverband Herford. Das AWO-Jugendwerk gehört zur AWO OWL, hat aber Untergruppen im Kreisverband. Das Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit liegt hier in Händen des Kreisverbandes. Neu hat der Kreisverband das Angebot KiPa (Kinderpatenschaft) mit dem Kreisgesundheitsamt auf den Weg gebracht. Bildung Das AWO-Familienbildungswerk und die Sprachreisen sind ein Angebot des Kreisverbandes. Senioren Alle Senioren-Angebote liegen beim AWO-Kreisverband: Reisen, Essen auf Rädern, Seniorenlotsen Herford, Mobiler Sozialer Dienst, Senioren-Gruppentreffs. Pflege und Wohnen Die AWO-Pflegedienste im Kreis Herford und die Service-Wohnungen in Löhne und Kirchlengern gehören zur AWO Service gGmbH, einer Tochter der AWO OWL. Ebenso zur AWO OWL gehört die Tagespflege Bünde. Die Tagespflege Löhne-Menninghüffen wiederum gehört zum Kreisverband. Zur AWO OWL gehören außerdem die Seniorenhausgemeinschaften in Bünde und Löhne, das Seniorenzentrum Kirchlengern und der "Spatzenberg" in Löhne für erwachsene Menschen mit weitreichenden autistischen Beeinträchtigungen.

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