Nach Millionenschaden durch Brand: Wie geht es beim Herforder Bettwarenhersteller weiter

Herford. Der verheerende Großbrand vom Wochenende an der Oberen Kreienbrede hat den Bettwarenhersteller Schlafmond bis ins Mark getroffen. Die Produktion ruht auf lange Sicht, weil Maschinen und Rohstoffe im Millionenwert vernichtet wurden. Sie sind nicht von heute auf morgen zu ersetzen. Dennoch gibt die Familie um Inhaber Manfred Krämer (82) nicht auf. Sie macht Pläne, wie der Betrieb mit Hilfe der Versicherung wieder auf solide Beine gestellt werden kann. +++UPDATE: Großbrand bei Bettwarenhersteller in Herford: Das war die Ursache +++ Die zunächst beruhigende Nachricht für die rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lautet: Die Fortzahlung der Gehälter ist für ein Jahr durch eine entsprechende Versicherung gedeckt, auch wenn die Leute zuhause bleiben müssen. Angestellt sind überwiegend Frauen als Näherinnen und Stepperinnen. Nur die Leute der Belegschaft, für die es derzeit doch im Betrieb Arbeit gibt, werden von Schlafmond selbst bezahlt. Fabrikverkauf ist nicht auf dem Werksgelände Geschäftsführer sind neben dem Senior sein Sohn Pascal Krämer und seine Tochter Jasmin Richardt. Im Unternehmen arbeiten auch Schwiegertochter Sabine Krämer und deren Tochter Kim. Sabine Krämer steht am Mittwoch im Outlet des Unternehmens, das in angemieteten Geschäftsräumen neben dem Firmensitz untergebracht ist. Die sind vom Brand nicht betroffenen. Den ersten Schock hat sie überwunden, beantwortet bereitwillig Fragen von Kunden und verkauft Bettdecken und Kissen aus eigener Produktion sowie Frottierwaren wie Handtücher, Duschtücher und Bademäntel aus brasilianischer Herstellung und Bettbezüge als Handelsware. "Wir hatten unseren aktuellen Sonderverkauf von Winter- und Ganzjahresbettdecken am Samstagmittag um 14 Uhr abgeschlossen und uns über den Erfolg gefreut. Ich war mit meinem Mann schon zuhause, als uns die Nachricht vom Brand erreicht hat", erinnert sie sich an den Beginn dramatischer Stunden. "Es hat in der 207-jährigen Firmengeschichte vorher nur einen Brand gegeben", sagt sie mit Galgenhumor. "Das war ein Adventskranz im Büro, der schnell gelöscht war." Drei Viertel der Gebäude sind zerstört Davon konnte am Samstag und Sonntag nicht die Rede sein. "Drei Viertel unserer Gebäude sind zerstört", berichtet Sabine Krämer. Besonders bitter: "Drei von vier unserer 32 Meter langen Steppmaschinen sind zerstört. Die verbliebene Maschine kann wohl repariert werden. Sie verfügt aber nicht über alle Funktionen. Mein Mann rechnet damit, dass wir womöglich ein Jahr lang nicht produzieren können." Neue Maschinen sind im Prinzip zu bekommen, wenn die Versicherungsfragen geklärt sind. Allein der Aufbau einer Maschine dauert aber drei Monate. Dafür sind die neuen, rund 1,5 Millionen Euro teuren Maschinen leistungsfähiger. Womöglich müssen daher nicht alle verbrannten Maschinen ersetzt werden. "Derzeit haben wir ein riesiges Sortiment. Wir wollen weiter machen, aber vielleicht feiner und exklusiver", schildert Sabine Krämer erste Überlegungen der Familie. Auch das Materiallager ist leer. "Wir haben keinen Meter Stoff mehr", sagt Sabine Krämer. Verarbeitet werden Baumwolle, Schafwolle, Kaschmir, Kamelhaar und Kunstfaser. Jahresumsatz von sechs bis acht Millionen Euro Ein Labor wird nun feststellen, ob versandfertige Ware in einer anderen Halle Schaden genommen hat. In den Verkauf geht sie nur, wenn sie frei von Schadstoffen sind. Das Unternehmen Schlafmond erwirtschaftet einen Jahresumsatz von sechs bis acht Millionen Euro. Hauptabnehmer sind die Möbelriesen Lutz und Porta, ein Großkunde in Brasilien, der gerade eine Lieferung bekommen hat, sowie Fachgeschäfte. Das Outlet bleibt so lange geöffnet, wie Ware zum Verkauf da ist. "Das wird bis Ende des Jahres sein", vermutet Sabine Krämer. "Das Lager ist fürs Weihnachtsgeschäft noch gut gefüllt und wir erwarten einen ganzen Container Bettwäsche." Doch nachproduziert wird ja auf lange Sicht bei Schlafmond selbst nicht. Es gibt Angebote von anderen Herstellern, Schlafmond-Bettwaren in Lohnproduktion herzustellen. Die Krämers sind sich aber nicht sicher, ob sie dann die gewohnte Qualität sicher stellen können. Brandexperten von Polizei und Versicherung vor Ort Am Mittwoch waren Versicherungsexperten vor Ort. Am Donnerstag werden Brandexperten des Landeskriminalamtes die Brandstelle untersuchen und versuchen, eine Ursache zu finden. Das Feuer kann jedenfalls nicht wie ursprünglich von Zeugen vermutet von Mulden ausgegangen sein: "Da stehen keine Mulden." "Wann das Gebäude abgerissen werden kann, steht noch nicht fest", sagt Sabine Krämer. Stahlträger sind stark verbogen - kein Wunder bei 1.000 Grad Hitze, die die Feuerwehr gemessen hat. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag reinigt ein Fachunternehmen die Räume, die vom Feuer verschont geblieben sind. Für diese Gebäudeteile muss auch wieder eine dauerhafte Stromversorgung und Heizung aufgebaut werden.

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