So wohnt Herford: Aus dem siebten Stock die ganze Stadt im Blick

Herford. Dass seine Eltern Svitlana (59) und Antolii (57) nach Herford ziehen würden, hätte Volodymyr Fomenko bis vor Kurzem noch nicht gedacht. Der 32-Jährige kam bereits 2015 aus der westukrainischen Stadt Luzk nach Deutschland. Über den Verein Brückenschlag Ukraine hatte er 2013 an einem Austausch teilgenommen und ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem christlichen Gästehaus im Sauerland absolviert. &bdquo;Deutschland hat mir gefallen“, sagt er. Deshalb sei er 2015 dann ganz nach Deutschland, nach Herford, gekommen. An einen Krieg in seinem Heimatland dachte da noch niemand. &bdquo;Keiner hat geglaubt, dass so etwas passiert, was dann im Februar 2022 wirklich passiert ist“, sagt Volodymyr Fomenko, der natürlich Angst um seine Eltern hatte, als der russische Angriffskrieg begann. &bdquo;Ich wollte meine Mutter und meinen Vater sofort nach Herford holen. Zum Glück konnte ich zu diesem Zeitpunkt schon recht gut Deutsch und konnte so alles organisieren“, erzählt der 32-Jährige. Bereits im März 2022 kam Mutter Svitlana so nach Deutschland – zunächst in das Haus ihres Sohnes nach Porta Westfalica. &bdquo;Wir haben dann mit Hochdruck nach einer Wohnung gesucht, weil wir ja auch meinen Vater schnell nachholen wollten. Doch das war gar nicht so einfach“, so Volodymyr Fomenko. Bis zu dem Zeitpunkt, als er sich an den Wohn- und Wirtschaftsservice (WWS) der Stadt Herford gewandt habe. &bdquo;Das hat dann alles wirklich super geklappt. Da möchten wir uns auch ganz herzlich bedanken.“ Zum 1. Dezember 2022 kam dann Vater Antolii nach Herford nach und die 63-Quadratmeter-Wohnung in der Magdeburger Straße war frisch saniert fertig zum Einzug von Mutter und Vater Fomenko. Tolle Aussicht aus dem siebten Stock Und diese WWS-Wohnung ist wirklich etwas Besonderes. Beim Eintreten ins Wohnzimmer bleibt der Blick sofort an den Fenstern hängen, denn die Aussicht aus dem siebten Stock des Hochhauses über die gesamte Stadt ist atemberaubend. Münsterkirche, Klinikum und auch das große Gebäude der HIPP-Tochter am Ortsausgang in Richtung Bielefeld – alles ist bei gutem Wetter zu sehen. &bdquo;Ich hatte gar nicht mit so etwas gerechnet“, sagt Mutter Svitlana auf ukrainisch. Ihr Sohn übersetzt. &bdquo;Als ich das erste Mal in diese Wohnung kam, war ich sehr beeindruckt.“ Vor allem wegen der Aussicht und auch wegen der Helligkeit liebe sie das neue Zuhause, sagt die 59-Jährige. Erst letzte Nacht habe sie nicht gut schlafen können und sei nachts auf den kleinen Balkon gegangen. &bdquo;Da fühle ich mich dem Himmel, der Sonne, dem Mond so nahe. Ich habe dann dort einfach den Rest der Nacht verbracht und zuerst auf die Lichter von Herford und den fast vollen Mond, später auf die aufgehende Sonne geschaut.“ In der westukrainischen Stadt Luzk hätten sie im Erdgeschoss gewohnt. &bdquo;Da hat mir immer die Sonne gefehlt.“ Der Dank der Familie gilt der WWS Herford Die Zwei-Zimmer-Wohnung haben die Fomenkos mittlerweile nach ihrem Geschmack eingerichtet. Eine weiße Kunstleder-Couch, ein Kronleuchter, eine helle verzierte Uhr und eine helle Vitrine machen das Wohnzimmer gemütlich. &bdquo;Wir haben alles nach und nach bei Ebay gefunden“, so die Fomenkos. Mitnehmen konnten sie aus ihrer Heimat nichts. Und was sie in ihrem neuen Zuhause selbst machen konnten, haben sie selbst hergerichtet. Zum Beispiel die luftigen Vorhänge im Schlafzimmer. Die hat Svitlana Fomenko genäht. Die gelernte Schneiderin war in ihrer Heimat lange selbstständig, hat Hochzeitskleider und vieles andere für ihre Kundinnen auf Maß genäht. Für die Vorhänge hat sie einen transparenten Stoff mit pinken Blüten-Applikationen ausgewählt. &bdquo;Der ukrainische Geschmack ist anders als der deutsche“, sagt sie. Auch die Kleidung, die sie trägt, hat sie selbst gemacht. Sie wollen bleiben Ihre Tage verbringen Svitlana und Antolii Fomenko derzeit mit Deutschlernen. &bdquo;Jeden Tag gehen wir vier Stunden zum Kurs, Und zu Hause wird dann weiter gelernt.“ Davon, wie schnell und wie gut sie die deutsche Sprache lernen, hänge alles weitere ab, wissen sie. Denn für die Fomenkos steht fest: Sie wollen hier bleiben, echte Herforder werden. Schließlich lebt Sohn Volodymyr mit seiner Frau und drei Kindern in der Nähe und auch die Tochter lebt mit Mann und vier Kindern in Hille im Kreis Minden-Lübbecke. Zwar vermissten sie Freunde und vor allem Mitglieder ihrer Kirchengemeinde in Luzk, aber die Nähe zur Familie, den Enkelkindern, sei ihnen wichtig. Svitlana Fomenko würde am liebsten wieder als Schneiderin arbeiten, vielleicht als Änderungsschneiderin. Und Vater Antolii ist in der Ukraine Ingenieur für Kommunikationstechnik gewesen. &bdquo;Ich habe aber auch schon viele andere Dinge gemacht, zum Beispiel in einer Sicherheitsfirma gearbeitet und als Baustellenleiter. Ich bin eigentlich für alles offen“, sagt der 57-Jährige. Doch das Fundament sei eben die deutsche Sprache, betonen beide noch einmal. &bdquo;Nur damit können wir wirklich richtig in Herford ankommen.“ In der Stadt, auf die sie von ihrer Wohnung jetzt schon wohl eine der besten Aussichten haben, die es stadtweit überhaupt gibt.

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