Günstige Mieten sind Mangelware: So will der Kreis Herford bezahlbaren Wohnraum schaffen

Kreis Herford. Günstige Mieten sind vor allem in Groß- und Universitätsstädten kaum noch zu finden. Doch auch im Kreis Herford wird bezahlbarer Wohnraum immer mehr zur Mangelware. Dringend müsste mehr gebaut werden. Vor allem kleinere Wohnungen, die auch für einkommensschwache Personen und Familien finanzierbar sind. Um Investoren für den sozialen Wohnungsbau zu gewinnen, hat der Kreis Herford finanzielle Anreize geschaffen. Im vergangenen Jahr gab es allerdings keinen einzigen Antrag. Das sieht 2023 vielversprechender aus. Mittlerweile haben mehrere Investoren Interesse daran, bezahlbaren Wohnraum im Kreis Herford zu schaffen. Bis September sind elf Anträge eingegangen, die derzeit geprüft werden. Im Kreisausschuss ist jetzt diskutiert worden, dass die Art der Förderung verändert werden soll. Über den Beschluss stimmt am kommenden Freitag, 22. September, der Kreistag ab. Der bisherige Förderumfang für die Neuschaffung von Mietwohnraum sah einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 60 bis 70 Prozent - je nach gebauter Quadratmeterfläche der Wohnung - der Jahresmiete vor. Stattdessen soll es nun einen Baukostenzuschuss in Höhe von 300 Euro pro Quadratmeter geben. Die Modernisierung von Mietwohnraum ist von diesem Baukostenzuschuss ausgenommen. Wohnungen müssen zwischen 50 und 110 Quadratmeter groß sein Richtlinien gilt es beim Bau einzuhalten. So besteht für den geförderten Wohnraum eine Belegungsbindung für 25 oder 30 Jahre und die Miete muss sechs Euro pro Quadratmeter betragen. Zudem schlägt der Kreis Herford in seiner Beschlussvorlage vor, die Zuschusshöhe wie folgt zu begrenzen: maximal zwölf Wohneinheiten pro Objekt, die kleinsten Wohnungen dürfen 50 Quadratmeter groß sein, die maximale Größe beträgt 110 Quadratmeter. Sollten alle elf Investoren den Zuschuss bekommen, könnten maximal 132 neue Wohnungen entstehen. Ein Anfang, an dem weiter gearbeitet werden muss. Denn nach der Wohnraumbedarfsanalyse ergibt sich bis zum Jahr 2039 ein rechnerischer Bedarf von rund 3.700 Wohnungen im Kreisgebiet. "Dieser Bedarf umfasst sowohl den sozialen und auch den (nicht geförderten) Wohnungsbau", sagte Dezernent Norbert Burmann in einer vorherigen Sitzung zum Thema. Dass hier mehr passieren muss, da sind sich wohl alle Mitglieder des jüngsten Kreisausschuss einig. "Wir sollten es nicht auf die lange Bank schieben", sagt Wolfgang Tiekötter (SPD). Er merkt an, dass der jetzt geförderte Wohnraum frühestens 2026 zur Verfügung stehen könnte. Die Höhe des Baukostenzuschusses für Investoren finden die Sozialdemokraten passend. Tiekötter: "Damit liegen wir im gesunden Mittel." Auch Siegfried Mühlenweg (FDP) nennt den Zuschuss eine "hervorragende Aktion". Gleichzeitig schränkt er ein: "Aber damit werden wir das große Ganze nicht lösen können." Viele Bauherren ziehen die Reißleine Mit dem Zinsanstieg für die Immobilien- und Baufinanzierung steigen auch die Stornierungen der Bauvorhaben. Hinzu kommen steigende Preise für Materialien, Rohstoffe und Dienstleistungen. Das ist für viele Bauherren nicht mehr darstellbar - sie ziehen die Reißleine. "Das ist eine bedrohliche Entwicklung für die Branche. Die Lage am Bau ist prekär", sagt Mühlenweg. In diesem Jahr werden die Aufträge noch abgearbeitet, "doch im nächsten Jahr sieht es katastrophal aus", sagt auch Tiekötter. Fabian Stoffel (Die Fraktion) appelliert daran, nicht das eigentliche Ziel der Förderung aus den Augen zu verlieren. "Und das ist, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und nicht die Baubranche zu unterstützen. Das ist nur ein guter Nebeneffekt." Jörn Döring (Fraktionslos) geht in seinem Redebeitrag auf die Emotionalität, die das Thema wohl auf allen Seiten schafft, ein. "Vermieten ist unattraktiv geworden. Es gibt Versäumnisse im Mieter- und Vermieterschutz. Es ist ein irrer Markt geworden." Dennoch bewertet auch er den Zuschuss als "gutes Geschäft". Schließlich sei die Miete auf sechs Euro pro Quadratmeter gedeckelt. Döring: "Ja wir wissen, es ist ein Tropfen auf dem heißen Stein." Für die Förderung sind schon rund zwei Millionen Euro in die Planung des Doppelhaushalts eingebracht.

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