Grundstein zum Archäologischen Fenster in Herford gelegt

Herford. Mit einer Archäologenkelle kann er umgehen. Das hat Matthias Wemhoff schon in jungen Jahren als Leiter der Ausgrabungen des Herforder Frauenstiftes spektakulär bewiesen. Am Donnerstagmorgen hat der inzwischen prominente Archäologe mit Bürgermeister Tim Kähler, dem Architekten Jörg Preckel und anderen Beteiligten und Förderern nun die Maurerkelle geschwungen und eine Zeitkapsel in den Grundstein zum "Archäologischen Fenster am Münster" (AFaM) eingemauert. Das Projekt soll Herfords historische Ursprünge vor über 1.200 Jahren und die ruhmreiche Epoche von "Herfords starken Frauen" mit Wurzeln im Mittelalter am Ort des Geschehens erfahrbar machen. Die Eröffnung des 6-Millionen-Projektes ist für das Frühjahr 2025 geplant. Zeitkapsel erinnert an Herford im Jahr 2023 Sollten Archäologen späterer Jahrhunderte die Zeitkapsel wieder ausgraben, finden sie darin neben der tagesaktuellen "Neuen Westfälischen", Münzen und in digitaler Form Ratsbeschlüsse, Förderbescheide, Briefe einer Äbtissin, den aktuellen Gemeindebrief der Münsterkirche und Fotos und Sprachnachrichten von rund 80 Bürgerinnen und Bürgern, die das Leben im Jahr 2023 lebendig machen sollen. Bleibt zu hoffen, dass unsere Nachfahren den Inhalt des Speichersticks auslesen können. "Sie sind das son Bisschen in Schuld, dass wir unsere Geschichte wiederentdecken und modern interpretieren", sagte Kähler an den heutigen Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin gewandt. Als gebürtiger Münsteraner wird Wemhoff den Herforder Slang verstehen. Und er wird dem Bürgermeister zustimmen: "Die Zeugnisse einer besonderen Geschichte verdienen es, gehoben zu werden." Die Grundmauern, die Student Wemhoff und sein Team von 1988 bis 1990 freilegten, wurden nach Ende der Grabungen wieder zugeschüttet. In Kürze beginnen Archäologen, sie wieder freizulegen. Starke Frauen haben es immer schwerer in Teilen der Welt Der Bürgermeister erinnerte an die jahrelange Vorgeschichte des groß geplanten "Museums am Münster", das letztlich als bescheideneres Archäologisches Fenster wiederbelebt worden ist: "Wenn es am Ende gut wird, hat sich der Streit gelohnt." Eine Stadt brauche eine Seele, für die auch ihre Geschichte stehe. Die "starken Frauen" - das waren die über Jahrhunderte mächtigen und hochadeligen Äbtissinnen des Reichstiftes. Das Thema "starke Frauen" ist für Kähler brandaktuell: "Wir sehen gerade keine positive Entwicklung für Frauen in der Welt. Es gibt zunehmende Unterdrückung und Entrechtung." Pfarrer Johannes Beer von der Kirchengemeinde und Ute Blanke von der Ernstmeier-Stiftung erinnerten an den Unternehmer und Mäzen Dieter Ernstmeier, der die Idee einer angemessenen Darstellung Herforder Geschichte ins Rollen gebracht und ein millionenschweres finanzielles Vermächtnis zur Umsetzung hinterlassen hatte. Beer wünschte dem Projekt, wieder ein "Leuchtfeuer über die Stadt hinaus" zu sein. Frauenstift ist 789 aus privatem Engagement entstanden "Jetzt müssten eigentlich die Glocken läuten", sagte Matthias Wemhoff nach vollbrachter Grundsteinlegung. "Was für ein schöner Tag, dass 35 Jahre nach den Ausgrabungen die ersten Pfeiler für das Archäologische Fenster gebohrt sind." Das Herforder Stift sei gegründet worden, lange bevor Corvey auf der Bildfläche erschienen sei, sagte er zur Freude der Anwesenden. Es sei aus privatem Engagement Waltgers entstanden und nicht von Anfang an ein Reichsstift gewesen. Er erinnerte daran, dass auch die zum Stift gehörende Schule von Anfang an eine große Rolle gespielt habe. Sie habe Leute angezogen wie Mathilde, die spätere Frau von König Heinrich. Wemhoff nannte den Entwurf Preckels "etwas Neues, Innovatives". Besonders die stilisiert nachgebauten Gebäude nannte er wichtig für das Verständnis. Ein Museum sei vielleicht wirklich nicht das Richtige an dieser Stelle gewesen. Baustellenfest schreit nach Wiederholung Der Stadtarchivar im Ruhestand Christoph Laue ließ die bewegte Vorgeschichte des Projekts Revue passieren und erinnerte an das Baustellenfest am Rand der Grabungen vor 35 Jahren. "Das sollte man mal wieder ausrichten", meinte er. Geplant ist tatsächlich ein Richtfest. Laues Nachfolgerin, Jennifer Kröger, lud dazu ein, im Stadtarchiv die Entwicklung des Projekts mit in der Presse dokumentierten Ideen wie einem Biergarten über der Ausgrabungsstätte nachzuvollziehen.

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