Klimafolgen: Es wird im Kreis Herford immer heißer und tropischer

Kreis Herford. Die Welt brennt. Sprichwörtlich. Auf Rhodos, Hawaii, Teneriffa, in Kanada: Überall wüteten oder wüten Waldbrände, zerstören ganze Ortschaften und Landschaften, Menschen werden tödlich verletzt. Deutsche Städte haben in den vergangenen Tagen hingegen mit Starkregen zu tun. In NRW und Hessen flutete der Niederschlag Straßen und U-Bahn-Schachte, Flüge wurden gestrichen, in Herford ist Dienstag Morgen, 15. August, ein Blitz in ein Wohnhaus eingeschlagen und hat die Elektrik zerstört. Mit Extremwetterlagen haben wir schon heute zu tun. "Die Klimafolgen sind vielfältig und da", sagt Louisa Elbracht, Klimaschutzmanagerin des Kreises Herford. "Und sie werden mit dem Klimawandel zunehmen." Dem Kreis und seinen Kommunen kommt bei der Bewältigung dieser Herausforderung eine große Rolle zu. Die Lebensqualität soll mindestens gehalten werden können. Womit die Städte und Gemeinden rechnen können und wie sie sich gegen die Ereignisse wappnen sollten, erklärt Elbracht anhand des Klimaschutzfolgenanpassungskonzept des Kreises. Hitzetage steigen im Jahr Das Wort ist lang und sperrig. Das Konzept bringt aber auf den Punkt, was dem Kreis Herford zukünftig bevorsteht und wo es dringende Handlungsfelder gibt. Wichtig sei es, so Elbracht, sich auf die Veränderungen bestmöglich vorzubereiten. "Anpassungen sind dringend erforderlich." Der Klimawandel ließe sich zwar auch mit dem Konzept nicht verhindern. "Aber, wir können versuchen, uns zu schützen." Der Kreis Herford hat 2021 die Erstellung des Konzeptes in Auftrag gegeben. Hierfür haben die Büros "ThINK – Thüringer Institut für Nachhaltigkeit" und "plan + risk consult" Analysen durchgeführt, die betrachten wie sich das Klima in den kommenden Jahrzehnten bis 2100 entwickeln könnte. "Die Hitzetage und Tropennächte steigen", fasst Elbracht zusammen. Unter Hitzetage sind die Tage zu verstehen, die die 30-Grad-Marke übersteigen, in Tropennächten fällt die Temperatur nicht unter 20 Grad. "Das ist schädlich für den Organismus, da es keine Abkühlung gibt." Die Winter werden nasser, die Sommer trockener Derzeit gibt es im Kreis Herford im Schnitt drei bis acht Hitzetage pro Jahr. 13 bis 18 Tage könnten bis Ende des Jahrhunderts hinzukommen, so Elbracht. Von aktuell einer Tropennacht im Jahresmittel könnte dieses Szenario auf sechs bis zehn ansteigen. Starkregenereignisse könnten sich ebenso vervielfachen - wobei es im Winter nasser und im Sommer trockener werden wird. Ein Blick auf die heutige Zeit zeigt schon, wo wir stehen. Die Büros haben die Presseberichterstattungen ausgewertet und allein zwischen Oktober 2021 und Februar 2022 insgesamt 62 Extremwetterereignisse gezählt über die unter anderem die "Neue Westfälische" berichtet hat. Vor allem Stürme, Unwetter und starker Regen sorgten in dieser Zeit für voll gelaufene Keller und umgestürzte Bäume. Kommunen werden mit unterschiedlichen Problemen kämpfen müssen Die jeweiligen Kommunen werden künftig mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben. Herford, Bünde und Löhne könnten aufgrund der Flüsse Aa, Werre und Else eher mit Hochwasser rechnen, in Hiddenhausen treffe erwartbare Dürre hingegen große Waldflächen. Auch liegen hier alle sozialen Einrichtungen wie Kitas oder Pflegeheime in den Zentren, die eher zu so genannten Wärmeinseln werden können. Und Kleinkinder sowie Senioren sind von hohen Temperaturen besonders betroffen. Im Konzept sind 47 Maßnahmen entwickelt, um bestmöglich gegenzusteuern. Gemeinsam mit der Kreisverwaltung wurden zehn Maßnahmen ausgewählt, die kurz- bis mittelfristig umsetzbar sind und die eine hohe Priorität aufweisen, da sie einen besonderen Beitrag zur Klimafolgenanpassung und zur Reduzierung von Schadenspotenzialen leisten. Top-Ten der drängendsten Maßnahmen Darunter fallen: Hitzeaktionsplan für den Kreis, Ersatz- und Notwasserversorgung für die Bevölkerung sichern, Konzept zur Kommunikation zwischen Kritischen Infrastrukturen, Reduzierung des Waldbrandrisikos und Ausbau der Walderschließung für den Lösch- und Rettungseinsatz, Leitlinien der Klimafolgenanpassung für den Neubau von Kreisliegenschaften sowie im Landschaftsplan 2024, Wassermanagementplan, Toolbox zu Festsetzungen der Klimafolgenanpassung in Bebauungsplänen, Forschungsprojekt zur Klimafolgenanpassung in Wäldern und eine Klima angepasste Landwirtschaft. Auch die Schaffung von Trinkwasserbrunnen, ein Hilfetelefon an Hitzetagen oder die Fassadenbegrünung sind gute Maßnahmen. Einiges werde auch heute schon in Angriff genommen. "Wie das Verbot von Schottergärten", gibt Elbracht ein Beispiel. Die Klimaschutzmanagerin appelliert, das Thema ernst zu nehmen und unbedingt die Bevölkerung, Unternehmen und die Landwirtschaft einzubeziehen. "Wir können den Klimawandel nicht stoppen, aber wir können vorbereitet sein."

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