50 Jahre in Herford: So behauptet sich eines der ältesten inhabergeführten Geschäfte

Herford. Der Neue Markt in Herford ist ein Platz, der ein wenig Sorgen bereitet. Die dortige Filiale der Bäckerei Hensel ist schon seit Jahren geschlossen, das nahe gelegene Café Kettler machte die Türen zu, die Suite 1560 im schönen Wulferthaus öffnet nur noch sporadisch zum Abverkaufen, bevor es endgültig schließt und zuletzt machte auch der Modeladen Patches dicht. "Es ist schon ein wenig unheimlich, dass hier so vieles leer steht", sagt auch Anja Renken vom gleichnamigen Optiker-Fachgeschäft. Doch sie stellt mit ihrem Laden den Gegenentwurf zum zunehmenden Leerstand dar: Das Geschäft, gegründet von ihren Eltern Günter und Regina Renken, gibt es nun schon seit 50 Jahren am Neuen Markt. Früher, in den 80er Jahren, war Optik Renken auch schon einmal im Wulferthaus ansässig. "Irgendwann sind wir dann nach Nebenan gezogen", erinnert sich Anja Renken. Den Neuen Markt hat das Optiker-Fachgeschäft aber nie verlassen. Es war der 13. Juli 1973, als Optik Renken eröffnete - ein Freitag, der 13., aber wohl alles andere als ein schlechtes Omen. Anja Renken weiß sogar, wer die erste Kundin war, die damals das Geschäft betrat: "Das war Katija König, damals Mitarbeiterin der Neustädter Apotheke, die es ja nun auch schon seit einigen Jahren nicht mehr gibt." Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums brachte Regina Renken ihrer ersten Kundin jetzt sogar einen Blumenstrauß vorbei. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Ein Strauß Blumen für die erste Kundin des Geschäftes Anja Renken, die heutige Chefin am Neuen Markt, ist mehr oder weniger mit dem Geschäft groß geworden. Eigentlich wollte sie jedoch nicht unbedingt in die Fußstapfen ihres Vaters treten. "Ich wollte immer Meeresbiologin werden", erzählt die heute 60-Jährige. Da aber die Warteliste für das Basis-Biologiestudium so lang war, überbrückte sie die Zeit mit einem Praktikum im Geschäft der Eltern. "Und irgendwie fand ich die Arbeit ganz schön", so Anja Renken heute. Nicht die Eltern selbst, die ihrer Tochter Freiraum ließen für die Berufswahl, sondern eine Freundin der Familie, zu der Anja Renken eines Tages im Rahmen des Praktikums einen Botengang machte, brachte die junge Frau schließlich auf einen Gedanken: "Warum machst Du eigentlich keine Lehre bei Deinem Vater?", fragte sie. Und auf dem Rückweg zum Geschäft, ganz genau auf dem Alten Markt, habe es Klick gemacht, erzählt Anja Renken. "Das war ein spontaner Entschluss, den ich aber nicht bereut habe. Ich fahre allerdings immer noch sehr gerne ans Meer." Von der Schwierigkeit, Fachleute für das Geschäft zu finden Wenn Anja Renken heute von ihrem Beruf spricht, betont sie vor allem die Vielseitigkeit. "Das Wichtigste ist sicher die Optik, das ist ja ein medizinischer und auch physikalischer Aspekt der Arbeit. Aber auch das Handwerk - Optik Renken hat im hinteren Bereich des Ladens eine eigene Werkstatt - spielt eine große Rolle." Dazu komme aber sicher auch noch ein modischer, ästhetischer Aspekt. "Wir beraten ja auch in diese Richtung. Weil es eben auch wichtig ist, dass die Kundin oder der Kunde sich wohl fühlt." Lange habe sie versucht, Auszubildende zu finden. Doch der Beruf des Optikers sei offenbar für junge Menschen erst einmal nicht so reizvoll. "Vielleicht auch, weil viele gar nicht wissen, wie vielseitig unsere Tätigkeit ist", meint Anja Renken. Doch das Problem reicht heute noch weiter. "Es ist einfach nicht leicht, Fachleute zu finden." Als dann beide Fachkräfte fast zur gleichen Zeit Kinder bekamen und hintereinander in Elternzeit gingen wurde es richtig eng. Deshalb hat Anja Renken vor einiger Zeit sogar den Entschluss gefasst, nur noch fünf statt sechs Tage in der Woche zu öffnen. "Anders war das nicht mehr zu leisten, aber unsere Stammkunden - ganze 17.000 sind in der Kartei - hatten zum Glück vollstes Verständnis, dass wir nun montags geschlossen haben." Zum 10-jährigen Bestehen kam ein Elefantenbulle Und die Stammkunden wissen vor allem die gute Beratung sowie die hervorragenden Glas-Qualitäten und auch die eigene Werkstatt bei Renken zu schätzen. "Das sind auch die Dinge, mit denen wir uns ganz bewusst von den bekannten Ketten absetzen", so Anja Renken. Auch darauf, dass die Brillen alle aus Deutschland oder europäischen Nachbarländern kommen, genauso wie die Gläser, achtet die Optikerin. "Wir arbeiten hauptsächlich mit Rodenstock zusammen, die auch eine besondere Messtechnik zur Verfügung stellen." Dabei würden unzählige Punkte des Auges gemessen und die Ergebnisse würden dann alle - ganz individuell - auch ins Brillenglas übertragen. "Das ist wie ein Fingerabdruck vom Auge", so die 60-Jährige. Zum 50-jährigen Bestehen wurde nun mit Stammkunden und Mitarbeitern gefeiert. Übrigens kann sich Anja Renken auch noch gut an das 10-jährige Jubiläum im Jahr 1983 erinnern. "Da war richtig was los auf dem Neuen Markt: Zusammen mit dem Feinkostgeschäft Biermann, das damals noch nebenan ansässig war, hatten wir den einzigen reitbaren Elefantenbullen Deutschlands auf den Platz geholt. er kam aus einem Zirkus, und alle Kinder durften auf ihm reiten", erinnert sich Anja Renken und lacht. "Ich weiß noch, dass damals Hoeker-Fest war und die Kinder auf dem Rücken des Elefanten immer eine Runde um den Platz reiten durften. An der Bratwurstbude kriegte der graue Riese jedes Mal ein Stangenbrot und an der Bierbude einen Eimer Bier. Aber er ging auch nach zahlreichen Runden noch geradeaus."

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