Futter und Tierarzt: Geliebte Katze wird für alleinerziehenden Herforder zum Luxusgut

Herford. Christian Weihnacht sitzt in seinem Wohnzimmer und brütet über einer Vielzahl von Rechnungen. Der 52-Jährige schaut sich jede einzelne Rechnung genau an, heftet sie nach Datum sortiert in einen dicken Ordner zusammen mit den Zahlungsbelegen. Seine Katze "Dussa" schleicht ihm dabei um die Beine, beginnt zu schnurren, als er sie streichelt. "Dussa" ist so etwas wie ein tierisches Findelkind. Der Perser-Mix lag vor rund 20 Jahren als Katzenbaby eines Morgens vor der Tür seiner Großeltern. Für Christian Weihnacht war es Liebe auf den ersten Blick. Er kümmerte sich fortan zusammen mit Tochter Emily Lana um die Katze, erlebt viele schöne Momente mit dem Vierbeiner. Der gelernte Gebrauchtwagen-Händler ist alleinerziehend, wohnt zusammen mit der 16-Jährigen im Herzen von Elverdissen. "Im März 2020 wollte ich Dussa impfen lassen", sagt Weihnacht. Da Impfungen bei älteren Katzen belastend sein können rät sein Tierarzt zunächst zu einer Blutprobe. Dann der Schock: Die Blutwerte sind alarmierend schlecht, "Dussa" leidet an einer chronischen Nierenkrankheit. Chronische Nierenkrankheit ist kostenintensiv "Als erstes habe ich auf Anraten meines Tierarztes das Futter umgestellt", so Weihnacht weiter. Parallel dazu erhält der Perser-Mix täglich ein spezielles homöopathisches Mittel. Verabreicht wird es durch eine kleine Spritze ohne Nadel in den Mundraum des Tieres. Das Mittel schlägt gut an. Und auch, wenn die Nierenkrankheit an sich nicht heilbar ist, so trägt es dennoch dazu bei, dass sich der Gesundheitszustand der Katze zunächst nicht verschlechtert. Ende Mai baut "Dussa" plötzlich ab, wirkt lethargisch und frisst auch nicht mehr richtig. Christian Weihnacht fährt sofort mit ihr zum Tierarzt. Die Blutabnahme, Auswertung der Blutuntersuchung und das sogenannte "große Blutbild" an sich schlägt mit über dreihundert Euro zu Buche, eine Notoperation im gleichen Monat mit fast siebenhundert Euro. Zwei Beträge von vielen, die der Katzenvater seit Ausbruch der chronischen Krankheit an die Tierärzte überweisen muss. "Mir war immer klar, dass die Tierhaltung Geld kostet", sagt Weihnacht. Und es sei auch selbstverständlich für ihn, seine Katze bestens zu versorgen. Das würde aber zunehmend schwieriger werden, da durch die Neufassung der Gebührenordnung die Preise schlichtweg davon galoppieren würden. "Vor der Gebühenerhöhung habe ich für zwei Spritzen knapp zwanzig Euro gezahlt, heute kostet eine einzige Spritze fünfundzwanzig Euro", ärgert er sich. Kosten, die der 52-Jährige aus finanzieller Sicht zahlen kann. Doch ohne Einschränkungen werde das zunehmend schwieriger. Weihnacht fragt sich, wie insbesondere ältere Menschen mit kleiner Rente oder aber Bezieher von Bürgergeld diese Kostenexplosion schultern können. Er sei in der Lage, monatlich eine kleine Rücklage zu bilden. Doch eigentlich war die ursprünglich mal für Urlaube oder ähnliches vorgesehen, schon seit einiger Zeit bezahlt er aber stattdessen Tierarztrechnungen davon. "Wie machen das nur Menschen mit weniger Geld?" "Den Tierärzten mache ich keinen Vorwurf", betont Christian Weihnacht. Dennoch sei es, gerade in der heutigen Zeit mit Inflation und allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten, schon eine besondere Herausforderung geworden, die gestiegenen Kosten kompensieren zu können. "Selbst das normale Katzenfutter kostet mittlerweile fast das Doppelte", stellt er fest. Es sind also nicht nur die gestiegenen Tierarztkosten. Auch, wenn die durch die chronische Erkrankung natürlich den Löwenanteil bei ihm ausmachen. Die betagte Katzendame kommt mit ihrer chronischen Erkrankung mittlerweile gut klar, tollt durch den Garten, um sich kurz darauf in die Sonne zu legen. Weihnacht genießt den Anblick und stellt seinen prall gefüllten Rechnungsordner zurück in den Schrank.

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