Untreueverdacht: Gericht stellt Verfahren gegen Herforder Ex-Manager ein

Herford/Minden/Bielefeld. So langwierig und teils zäh sich das bisherige Beweisprogramm auch gestaltet hatte, so schnell und auch etwas überraschend hat der Prozess gegen einen 51-jährigen Geschäftsmann nun ein Ende gefunden: Der ehemalige Geschäftsführer eines Familienunternehmens mit Sitzen insbesondere in Bielefeld, Herford und Minden war angeklagt, mehrere Millionen Euro von den Konten des Unternehmens seiner Schwiegerfamilie auf Konten seiner eigenen Firmen überwiesen zu haben. Das Bielefelder Landgericht hat das Verfahren nun gegen eine Geldauflage in Höhe von 10.000 Euro vorläufig eingestellt. Es war auch für eine Wirtschaftsstrafkammer sicherlich keine ganz alltägliche Hauptverhandlung: Drei Tage lang hatte der Angeklagte seine Sicht der Dinge dargelegt, vorgelesen aus einer vorbereiteten schriftlichen Einlassung. Zusammengefasst hatte er die ihm zur Last gelegten Vorwürfe darin wortreich bestritten. Der 51-Jährige, der gebürtig aus Herford stammt, war in dem Unternehmen seines Schwiegervaters nach dem Tod des Firmengründers zum Geschäftsführer des großen Personaldienstleisters bestellt worden. Er leitete die Unternehmensgruppe gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau sowie deren Schwester. Daneben gründete er im Laufe der Zeit mehrere eigene Firmen – und diese, so die ursprüngliche Anklage, sollen zu Unrecht mehrere Millionen Euro von den Konten des Unternehmens seiner Schwiegerfamilie erhalten haben. Das Familienunternehmen meldete Insolvenz an Denn, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, der Manager stellte dem Unternehmen seiner Schwiegerfamilie Leistungen in Rechnung, die seine eigenen Firmen erbracht haben sollen – und die es faktisch nur auf dem Papier gegeben habe. Kraft seiner Autorität als Geschäftsführer soll er Mitarbeiter des Personaldienstleisters angewiesen haben, die in Rechnung gestellten Beträge sodann ungeprüft zu überweisen. Der Gesamtschaden soll sich auf mehrere Millionen Euro belaufen haben. Das Familienunternehmen meldete – nach Abberufung des Angeklagten als Geschäftsführer – Insolvenz an und wurde schließlich von einer anderen Unternehmensgruppe aufgekauft. Nun kam die IX. Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Thorsten Bolte nach vorläufiger Würdigung der bisherigen mehrtägigen Beweisaufnahme zu der Einschätzung, dass das Verfahren auf zweierlei Probleme stoße. Zum einen deutete viel darauf hin, dass es entgegen der Anklage zumindest in einigen Fällen Gegenleistung für die beglichenen Rechnungen gegeben hatte. Somit wäre nunmehr von einem deutlich geringeren tatsächlichen Schaden auszugehen – dessen Nachweis darüber hinaus äußerst diffizil werden dürfte. 10.000 Euro muss der Angeklagte zahlen Zum anderen sah sich das Gericht einer prozessualen Problematik gegenüber: Da es sich nunmehr wohl um einen deutlich geringeren Schaden als denjenigen, den die Ermittler zunächst zugrunde gelegt hatten, handeln dürfte, könne der Tatkomplex nicht mehr von Amts wegen verfolgt werden. Es bedürfe nach höchstrichterlicher Rechtsprechung in derartigen Fällen eines Strafantrags des mutmaßlich geschädigten Unternehmens, da dieser in solchen Fällen die Voraussetzung bildet, dass derartige Straftaten überhaupt verfolgt werden können. Ein Strafantrag des Unternehmens war im vorliegenden Fall jedoch nicht gestellt worden. Das Landgericht stellte das Verfahren schließlich mit Zustimmung von Oberstaatsanwalt Udo Vennewald sowie dem Angeklagten und dessen Verteidiger Jan Gruner gegen eine Geldauflage von 10.000 Euro vorläufig ein.

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