Der Herforder Motorsport-Club feiert sein 100-jähriges Bestehen

Herford. Galoppierende Inflation, Ruhrkrise, Hitler-Putsch - das Jahr 1923 gehörte für die damalige Weimarer Republik zu den schwierigsten Jahren überhaupt und wurde zu einer Zerreißprobe. In Sachen Motorisierung und Motorsport tat sich aber in diesem Jahr einiges: So fand im französischen Le Mans das erste 24-Stunden-Rennen statt, die deutsche Motorrad-Firma Horex wurde gegründet und fünf motorsportbegeisterte Männer entschlossen sich im April 1923, in Herford trotz der unsicheren poltischen und gesellschaftlichen Lage einen Motorsport-Club zu gründen. Mit einem Festakt in der Eventscheune auf dem Hof von Laer feierte der Herforder Motorsport-Club (HMSC) jetzt mit rund 120 Gästen sein 100-jähriges Bestehen. Umrahmt wurde der Festakt von einer umfangreichen Ausstellung mit zahlreichen Zeitungsartikeln und historischen Urkunden zur Geschichte des Vereins. "Wer hätte bei der Gründung gedacht, dass der HMSC 100 Jahre später noch existiert? Es gibt nicht viele Vereine, die auf eine so lange Vereinsgeschichte zurückblicken können", sagte der aktuelle Vorsitzende Dieter Bäuerle. Bei der Gründung sei es zunächst vor allem um Motorräder gegangen, da es in Deutschland zu dieser Zeit noch nicht viele Autos auf den Straßen und erst recht nicht im Motorsport gegeben habe. Überleben des Vereins stand auf der Kippe Dieter Bäuerle ging in seiner Rede auch auf schwierige Zeiten des Vereins ein. So sei der Zweite Weltkrieg die schwerste Zeit gewesen, doch auch in den 70er Jahren, kurz nach dem 50-jährigen Bestehen, habe das Überleben des Vereins auf Messers Schneide gestanden. "Aber eine ganze Reihe von Clubmitgliedern, die auch heute noch aktiv sind, haben dazu beigetragen, dass es weiter ging", lobte Bäuerle. Später habe es Zeiten gegeben, als Motorsport-Veranstaltungen im öffentlichen Raum so gut wie nicht mehr genehmigt worden seien. Besser sei es erst geworden, als immer mehr Oldtimer-Veranstaltungen genehmigt wurden. "Auch hier ist der HMSC sehr erfolgreich", stellte der Vorsitzende fest. Zu den erfolgreichsten Mitgliedern gehören Reinhold Köster, der unter anderem den 3. Platz im Deutschen Rundstrecken-Pokal errang, sowie Hartmut Wiegand, der 1979 den vierten Platz bei der Deutschen Meisterschaft im Automobil-Slalom belegte. Mit Detlef Boganowski stellt der Verein sogar einen dreimaligen Deutschen Meister im Gehörlosen Auto-Mobil-Slalom-Sport, während Frank Gießelmann und Thomas Zühr bei Rallyes in ganz Europa unterwegs waren. Ehrenvorsitzender ist seit 1954 im Club Neben dem Motorsport veranstaltet der HMSC auch Kettcar- und Seifenkisten-Rennen, Fahrradturniere und Jugendkart- sowie Kart-2000-Veranstaltungen. "Leider fehlt bei uns, so wie bei vielen anderen Vereinen auch, der Nachwuchs", bedauerte der Vorsitzende. Ganz besonders freute sich Dieter Bäuerle aber darüber, dass auch der Ehrenvorsitzende des Vereins, Eginhard Elgert beim Festakt mit dabei war. Elgert, Jahrgang 1926, ist bereits seit 1954 im Club und damit auch das älteste Mitglied. Elgert war schon in den 50er Jahren bei Motorradtrials für den HMSC unterwegs. Grußworte überbrachten unter anderem Herfords Bürgermeister Tim Kähler, der stellvertretende Landrat Hartmut Golücke, Jürgen Berger vom Herforder Stadtsportverband und Frank Wiegmann vom ADAC Ostwestfalen-Lippe. Tim Kähler würdigte das langjährige Engagement der Vereinsmitglieder. "So alt wird ein Verein nur, wenn er gut und mit viel Herzblut geführt wird", so Kähler, der auch auf die aktuelle Diskussion in Sachen E-Mobilität und CO2-Ausstoß einging. Der Erfolg des Automobils in den letzten 100 Jahren sei ein Stück der Erfolgsgeschichte Deutschlands. "Der Motorsport war immer schon ein Innovationstreiber. Fortschritte erzielen wir durch Ideen und nicht durch Verbote", betonte Kähler. Autofahren sei immer auch ein Stück Leidenschaft und Freiheit und nicht nur die Diskussion, wie man von A nach B komme", sagte der Bürgermeister. Das Motto der Feier "100 Jahre Leidenschaft" sei beim HSMC zu spüren. "Sie möchten, dass es weitergeht", so Kähler. Auszeichnung vom ADAC für den Vorsitzenden Frank Wiegmann vom ADAC ehrte mehrere Vereinsmitglieder für langjährige Mitgliedschaften im ADAC. Für seine Arbeit im Verein und für den ADAC zeichnete er Dieter Bäuerle mit der Ehrenurkunde und der Verdienstnadel in Silber aus. Der Vorsitzende selbst ist mit seinem 2002er BMW, Baujahr 1976 gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern regelmäßig bei Oldtimer-Veranstaltungen dabei. "So an etwa 20 Rallyes im Jahr nehmen wir noch teil", so Bäuerle, der die Gäste nach dem offiziellen Teil zu "Spargelbüfett und jeder Menge Benzingesprächen" einlud.

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