Fahrerlose Busse in Herford: Ein richtiger Schritt oder nicht zuverlässig genug?

Herford. Die Zukunftsvision scheint real und nah: Schon 2024 könnten die ersten öffentlichen fahrerlosen Busse mit Fernüberwachung Fahrgäste im Herforder Stadtverkehr befördern. Beim "Horizon Europe Projekt Ultimo" kommt ein fahrerloses Fahrzeug zum Einsatz, das fernüberwacht wird. Man baut auf Erfahrungen auf, die mit autonomen Fahrzeugen gesammelt wurden, in denen noch ein Fahrer an Bord war. Der konnte eingreifen, wenn das System falsch reagiert. Pro: Ein Schritt Richtung nachhaltiger Verkehrswende Noch ist nicht klar, ob die Stadt den Zuschlag erhält und wie es letztlich konkret umgesetzt wird. Doch eines ist klar: Das Projekt &bdquo;Horizon Europe Projekt Ultimo“, das womöglich schon im kommenden Jahr fahrerlose Busse auf Herfords Straßen ermöglichen soll, ist ein richtiger und wichtiger Schritt in Richtung einer oft propagierten, aber meist nur von wenigen Menschen wirklich mit Leben erfüllten, nachhaltigen Verkehrswende im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs. Die selbstfahrenden Kleinbusse, die voraussichtlich bis zu sieben Menschen transportieren können, sind emissionsfrei und aufgrund ihrer geringen Größe auch auf kleineren Nebenstraßen gut einsetzbar. Wer einmal die Masse an großen Bussen gesehen hat, die sich an manchen Tagen im Schneckentempo über den Alten Markt quälen und dabei Unmengen an Abgasen auf die Außenbereiche der umliegenden Gastronomiebetriebe verteilen, wird diese Vorteile der neuen, unbemannten Busflotte schnell zu schätzen wissen. Auch für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit und für Seniorinnen und Senioren bietet das Projekt, das in einem ersten Schritt den bestehenden ÖPNV ergänzen soll, Vorteile. Sie müssen sich nicht in einen großen, eventuell voll besetzten Bus zwängen und hoffen, dass sie noch irgendwo einen Sitzplatz ergattern. Die Menschen müssen umdenken Die größten Trumpfkarten der Busse sind aber ohne Zweifel deren quasi unbegrenzte Verfügbarkeit und der deutlich geringere Personalbedarf. In Zeiten des Fachkräftemangels sind zahlreiche Verkehrsbetriebe schon jetzt händeringend auf der Suche nach Bus- und Straßenbahnfahrern, von den Kosten ganz zu schweigen. Die fahrerlosen Busse müssen nicht auf Lenkzeiten oder vorgeschriebene Pausen achten, einzig die Laufzeit des Akkus setzt ihrem Einsatz gewisse Grenzen. Eins ist aber auch klar: Der Nahverkehr der Zukunft kann noch so viele Vorteile bieten. Wenn der Großteil der Menschen weiterhin so bequem bleibt und im Zweifelsfall wieder auf das in der Einfahrt stehende Auto umsteigt, statt mit dem Rad oder mit Bus und Bahn zu fahren, wird sich nichts ändern. Leider. Contra: Nicht zuverlässig genug Was mag es für ein Gefühl sein, in einem Bus zu sitzen, der macht, was er will? Dutzende Menschen wollen von A nach B fahren und niemand kann dem Fahrer im Notfall ins Lenkrad greifen. Wo kein Fahrer, da kein Lenkrad. Was ist mit dem Kind, das plötzlich über die Straße läuft? Wer stoppt dann den Bus? Oder wer weicht dem Hindernis auf der Fahrbahn aus? Was passiert, wenn die Fahrt nicht verläuft, wie vorher berechnet? Oder wenn die Technik versagt und der Strom ausfällt? Ich würde vermutlich mit einem sehr mulmigen Gefühl in so einen Bus steigen. Vielleicht wäre es keine Angst, aber der Vergleich mit einer Seilbahn drängt sich auf. Wobei der wichtigste Unterschied wäre, dass die Seilbahn ein fest definiertes Ziel hat und ein Seil, an dem es hängt. Und selbst bei der Seilbahn gibt es immer wieder Probleme mit der Technik. Dann ist wieder der Mensch gefragt. Dabei fährt die Seilbahn in ihrem eigenen Kosmos. Wenn etwas schiefgeht, dann nur mit der Gondel als einzigem &bdquo;Verkehrsteilnehmer“ am Seil. Probleme lassen sich nicht rechtzeitig lösen Bei einem selbstfahrenden Bus gibt es zu viele Unwägbarkeiten, zu viele Variablen, die sich nicht zuverlässig berechnen lassen. Die gute Nachricht ist: Auf den Hauptstraßen sollen die Busse wohl eher nicht fahren – zumindest nicht am Anfang. Aber selbst in Wohngebiete müssen die Selbstfahrer erst mal kommen. Eine Verbindung zum Bahnhof? Führt über Hauptstraßen. Auf den Alten Markt erst recht. Und selbst wenn die Technik einwandfrei funktioniert und Fehler nicht vorkommen: Es bleiben die anderen Autofahrer, Fußgänger, Busse, Lastwagen, Katzen, Müllabfuhren, Rettungswagen, umgefallene Bäume oder Baustellen, die nicht planbar sind. Bis 2024 werden sich diese Punkte auch nicht lösen lassen. Aus gutem Grund gibt es noch keine völlig autonom fahrenden Autos auf unseren Straßen, die ohne Fahrer und ohne menschliche Kontrolle von A nach B über C fahren. Und da würden nur maximal fünf Personen drinsitzen. Wollen wir wirklich gleich mit Fahrzeugen beginnen, in denen 20 oder mehr Menschen sitzen?

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