Ahlers-Insolvenz in Herford: Was die aktuelle Situation für die Mitarbeiter bedeutet

Herford. Die Nachricht von der Ahlers-Insolvenz am vergangenen Montag hat viele überrascht, nicht zuletzt deshalb, weil es nach der Corona-Pandemie scheinbar wieder aufwärts ging. Doch den größten Schock dürften die rund 400 betroffenen Mitarbeiter - 340 davon am Standort Herford - erlebt haben. Schließlich ist für sie nicht allein die Sorge präsent, wie es mit ihrer beruflichen Zukunft aussieht, sondern häufig sind ganze Familien durch die Insolvenz-Nachricht in einer Schwebesituation. Für drei Monate werde den Mitarbeitern Insolvenzgeld gezahlt, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens. Also bis einschließlich Juni. Aber was kommt dann? Den Weg wird in erster Linie der noch am Montag vom Amtsgericht Bielefeld bestellte vorläufige Insolvenzverwalter vorgeben. Und der bringt einiges an Erfahrung mit. Biner Bähr von der internationalen Anwaltssozietät "White and Chase" hat sich mit seinem Team bereits am Dienstagmittag den Beschäftigten in der Ahlers-Zentrale an der Elverdisser Straße vorgestellt. Rechtsanwalt Bähr war unter anderem als Sachwalter im Sanierungsverfahren des Modekonzerns Esprit tätig. Insolvenzverwalter hat in Elverdissen bereits informiert Das sei ein normales Vorgehen, dass von den Verwaltern zunächst die Arbeit aufgenommen und der direkte Kontakt zum Unternehmen und den Beschäftigten gesucht werde, sagt Janine Billerbeck, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Herford auf Anfrage. Sobald es einen Insolvenzverwalter gebe, entscheide dieser, wie es mit dem Betrieb weitergehe. Bähr und sein Team hatten in Elverdissen nach NW-Informationen auch bereits über die Beantragung des Insolvenzgeldes informiert. "Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können das Insolvenzgeld nur selbst beantragen", so Billerbeck. Es werde zudem erst rückwirkend ausgezahlt. "Damit die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Zeitraum trotzdem weiterhin regelmäßig ihren Lohn erhalten, geht bei größeren Betrieben mit mehreren Angestellten häufig eine Bank in Vorleistung, die das Insolvenzgeld vorfinanziert, und sich dieses dann im Nachgang von der Agentur für Arbeit zurückerstatten lässt", erklärt Billerbeck weiter. Das Insolvenzgeld selbst werde von der Agentur für Arbeit für maximal drei Monate ausgezahlt und entspreche in der Regel der Höhe des letzten Nettolohns. Dabei umfasse es das Festgehalt und gegebenenfalls auch weitere Gehalts- oder Lohnanteile wie Provisionen, Überstundenvergütungen oder Weihnachtsgeld. Für Besserverdienende gebe es allerdings Obergrenzen, die je nach Bundesland unterschiedlich ausfallen. Bis Ende Juni werden einige Entscheidungen fallen Nach den drei Monaten - also bei Ahlers voraussichtlich ab Juli - werde das Insolvenzverfahren geöffnet. Bis dahin müsse der Insolvenzverwalter auch entschieden haben, ob der Betrieb fortgeführt werden kann, oder ob Entlassungen stattfinden sollen. Fällt die Entscheidung so aus, dass der Betrieb fortgeführt wird, wird an die arbeitenden Angestellten dann auch weiter normal Lohn ausgezahlt. "Sollte es in einer Insolvenz zu Entlassungen kommen, dann kann ganz normal Arbeitslosengeld I oder Bürgergeld beantragt werden", erläutert Billerbeck. Es könne auch passieren, dass der Insolvenzverwalter die Angestellten oder einen Teil der Angestellten von der Arbeitsleistung freistelle. "Wenn das in den ersten drei Monaten passiert, also vor Eröffnung des eigentlichen Insolvenzverfahrens, dann wird das Insolvenzgeld gegebenenfalls mit dem Arbeitslosengeld I verrechnet." Wie sich die Situation bei Ahlers entwickeln werde und ob überhaupt Entlassungen stattfinden, bleibe abzuwarten. Der Insolvenzverwalter sei aber in jedem Fall verpflichtet, die Angestellten über die notwendigen Schritte zu informieren.

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