Kreis Herford. Lieferengpässe bei Arzneimitteln und ein zunehmend löchriges Apothekennetz können zum Problem für die Versorgung der Bevölkerung werden – auch im Kreis Herford. Davon haben Hartmut Wiesemann und Jens Kosmiky, Apotheker im Kreisgebiet, nun Landrat Jürgen Müller und Herfords Bürgermeister Tim Kähler berichtet.
Lieferengpässe sind ein Dauerärgernis für Patienten und Apothekenteams. Doch noch nie sei die Situation so dramatisch wie derzeit gewesen, so die Apotheker. Knapp sind insbesondere Antibiotika, viele Arzneimittel für Kinder wie Fiebersäfte, zudem Schmerzmittel, Herz-Kreislauf-Medikamente und Insuline.

Den Apotheken gelinge es meist, im Austausch mit Ärzten, individuelle Lösungen für die Patienten zu finden. Doch das werde immer schwieriger, sagt Wiesemann, weil auch die Zahl der Apotheken im Kreis in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen sei.
Sogar gut laufende Apotheken werden aufgegeben
Ein stetig wachsender Bürokratieaufwand, steigende Lohn- und Energiekosten bei gleichzeitig sinkenden Erträgen, der Fachkräftemangel und nicht zuletzt auch eine erhebliche Zahl an nicht-kostendeckenden Nacht- und Notdiensten seien mit Schuld daran, dass selbst gutlaufende Apotheken aufgegeben werden.
Um die Probleme zu lösen und eine versorgungskritische Lage abzuwenden, haben sich die Apotheker mit einem Zehn-Punkte-Forderungskatalog an die Bundespolitik gewandt, in dem es unter anderem um Bürokratieabbau, Handlungsfreiheit im Sinne einer schnelleren Patientenversorgung und um eine zukunftssichere Vergütung geht. Wiesemann: „Obendrein hat der Gesetzgeber die Vergütung jetzt sogar noch weiter gekürzt. Seit Februar dieses Jahres müssen wir ein Sonderopfer leisten, um die Finanzierungslücke der Krankenkassen zu decken.“
Die Notwendigkeit, die Versorgung durch die Apotheken vor Ort sicherzustellen, sehen auch Kähler und Müller. Der Landrat, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des NRW-Landkreistags, sagt: „Eine verlorene Infrastruktur bleibt entweder für immer zerstört oder muss teuer wiederbelebt werden. Wir müssen daher Sorge tragen, dass diese Struktur nicht wegbricht.“