Igel wachen zu früh aus Winterschlaf auf: Wie Gartenbesitzer helfen können

Herford. Aus der Box hustet es heftig. "Das Tier leidet an Lungenwürmern", sagt Angela Krieger. In der Aufbewahrung nebenan liegt ein Igel, der viel zu leicht ist, in der nächsten Box fehlen dem Tier ein Teil seiner Stacheln. All diese Igel hätten in der freien Wildbahn kaum überlebt. Angela Krieger und Verena Falk päppeln die Tiere auf. Seit 2019 haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, den stachligen Säugetieren zu helfen. 18 Artgenossen leben momentan in durchsichtigen Plastikboxen in der Auffangstelle mitten in der Herforder Innenstadt. Seit August 2022 hat der Verein "Igelhilfe Herford-OWL e.v." Räume an der Credenstraße angemietet. Vorab haben Krieger, Falk und weitere ehrenamtliche Helfer die hilfsbedürftigen Tiere zu Hause versorgt. "Das war nicht mehr leistbar." 60 verletzte Fundtiere sind in diesem Jahr bereits bei der Igelhilfe abgegeben worden. "Sie kommen aus ganz OWL", sagt die 1. Vorsitzende Krieger. Denn Igelstationen gebe es kaum. Derzeit versuchen die Herforder eine Außenstelle in Minden aufzubauen. Am gefährlichsten ist der Mensch Igel halten Winterschlaf, um die nahrungsarmen Monate zu überbrücken. Da es immer weniger Insekten gibt, können sich einige Tiere nicht genug Winterspeck anfuttern und wachen daher zu früh auf. "Bevor sie verhungern", erklärt Falk. Diese Tiere sind dann viel zu schwach, um sich selbst zu ernähren. Hier helfe ein Zufüttern mit Katzenfutter, ungewürztem Rührei oder gekochtem Hühnerfleisch. Auch Wasserschalen seien wichtig, so Krieger. Doch am gefährlichsten ist der Mensch. Anschaulich ist das bei Igel "Knopf" zu sehen. Angela Krieger hebt das kleine Kerlchen - jedes Fundtier bekommt einen Namen - behutsam aus dem Gehege und zeigt die Stelle, die ein Rasentrimmer erwischt hat. Die Stacheln fehlen, die Wunde ist deutlich zu erkennen. "Er hat noch Glück gehabt", sagt Verena Falk und zeigt auf ihrem Smartphone ein Exemplar, das eine tiefe Schnittwunde vom Kopf bis zu den Hinterläufen hatte. Es hat nicht überlebt. Mähroboter nicht unbeaufsichtigt lassen Der Igel ist ein Kulturfolger und daher in Menschennähe zu finden. Gerne sitzt er unter Sträuchern und Hecken. Daher appellieren die Helferinnen an alle Gartenbesitzer, derzeit besonders vorsichtig den Garten auf Vordermann zu bringen. Wer mit einem Rasentrimmer unter den Hecken hergeht oder einen Mähroboter in der Dämmerung unbeaufsichtigt lässt, riskiert, Igel zu verletzen oder gar zu töten. "Am besten wäre es, wenn man die Stellen unter Sträuchern so lässt, wie sie sind", sagt Falk. Gibt es Laubhaufen oder aufgeschichteten Reisig - in diesen nicht einfach mit einem Spaten hineinstechen. Hier halten Igel nämlich gerne ihren Winterschlaf. Da es jetzt immer wärmer wird, wachen die ersten Igel auf. "Über Ostern ist die Anzahl der Fundtiere explodiert", sagt Helferin Britta Pyca. Einige davon konnten sie nur noch beim Sterben begleiten. Andere päppelt die Igelhilfe Schritt für Schritt auf. Die Helferinnen versorgen Wunden, dokumentieren und protokollieren die Tiere und deren Genesungsverlauf. Wenn das Tier medikamentöse Behandlung braucht, geht es zum Tierarzt. "Unser Ziel ist die Auswilderung - am besten genau dort, wo der Igel gefunden wurde." Wann brauchen Igel Hilfe? Wichtig ist Falk und Krieger zu betonen, dass nicht jedes Tier Hilfe benötigt und sie streng geschützt sind. Wer ein tagaktives Tier findet, sollte hellhörig werden. Auch wenn sie torkeln oder nur noch liegen, sind sie meist hilfsbedürftig. Sind offensichtliche Verletzungen oder Fliegeneier zu sehen, muss auch Hilfe her. Und Tiere, die weniger als 500 Gramm schwer sind, sind "mehr tot als lebendig", sagen die beiden Frauen. Was gilt es zu tun? "Bitte immer zuerst das Tier sichern - vor allem, wenn es verletzt ist, und erst dann anrufen", sagt Falk. Sonst schleppen sich die Igel davon und verenden. Am besten ein Handtuch über den Igel legen, dann kann er einfach hochgenommen werden. Das Tier in eine Plastikbox, einen Umzugskarton oder die Badewanne setzen. Eine handwarme Wärmflasche, Futter (Katzenfutter ohne Getreide, nass oder trocken) sowie Wasser anbieten. Garten igelsicher gestalten "Das Nonplusultra wäre eine Stelle im Garten, die verwildern darf", sagt Falk. Totholzhaufen, Reisig und niedrige Büsche mögen die Tiere und geben Schutz. Gibt es Zäune, diese durchlässig gestalten, damit die Igel nicht steckenbleiben. Auf die Kellertreppenstufen Kopfsteine legen, damit Igel herausklettern können, Lichtschächte regelmäßig kontrollieren. Was hilft den Tieren generell? Igel fressen Laufkäfer, Raupen und Larven. Da die Insektenanzahl zurückgeht, empfiehlt die Igelhilfe Tiere ganzjährig zuzufüttern. Spezielle Igelhäuser am besten auf eine Steinplatte setzen. Wasserschalen aufstellen. "Das tut allen Tieren gut", sagt Falk, die rät, die Schalen mit Kieselsteinen zu füllen, damit dort keine Fluginsekten ertrinken. Kontakt Die Igelhilfe Herford-OWL ist auf Spenden angewiesen. Rund 1.000 Tiere versorgt sie pro Jahr. Wer ein verletztes oder hilfsbedürftiges Tier findet, kann sich unter Tel. 0151 21386210 melden. Mehr Infos unter www.igelhilfe-herford.de

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