Spargel-Urin: Herforder Mediziner erklärt, warum nur manche Menschen den Geruch riechen

Kreis Herford. Spargel gilt als Königsgemüse im Frühling. Ob weiß, grün oder violett: Das Spargelgewächs steckt voller Vitamine und Mineralien, hat zudem nur wenige Kalorien und ist äußerst gesund. Doch manche Menschen sollten auf Spargel besser verzichten. Auf wen das zutrifft, darüber hat die "Neue Westfälische" mit Professor Thorsten Pohle gesprochen. Der Arzt für Gastroenterologie und Diabetologie am Klinikum Herford verrät auch, warum das Urin nach dem Verzehr für viele Leute komisch riecht. Gesundes Gemüse Die Spargelsaison ist gestartet. Überall sind die Verkaufshütten am Straßenrand zu sehen, doch wie gesund ist das Stangengemüse eigentlich? "Spargel ist gesund", sagt Thorsten Pohle. Das Gemüse hat einen hohen Wasseranteil und verfügt über einige wertvolle Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe, Vitamin C und E sowie Kalium und Phosphor. Spargel wirkt zudem mild entwässernd und hat wenige Kalorien. Dann kommt das große Aber: "Die meisten essen den Spargel als Genussmittel mit Sauce Hollandaise, Butter, Fleisch, dazu vielleicht Wein", sagt Pohle und fügt hinzu: "Das sind dann die Dinge, die die Gesundheitsbilanz von Spargel ins Negative ziehen." Die Stangen selbst haben einen niedrigen Energiegehalt und mache nicht dick. "Es ist wie Nutella auf Vollkornbrot", sagt Pohle und lacht. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Roh genießbar Spargel ist ein Gemüse und generell ist es unbedenklich, davon auch große Mengen zu essen. Auch roh sind die Stangen nicht giftig oder ungesund. Dafür am besten die dünnen Stangen genießen. Für manche schmeckt roher Spargel leicht nussig, für andere erinnert der Geschmack an Möhre oder Artischocke. Die Stangen lassen sich auch gut marinieren. Die weiße Variante sollte aufgrund der holzigen Enden geschält werden, wie vor dem Dünsten, Braten oder Kochen auch. Doch generell, so Pohle, ist für die meisten Menschen Spargel, wie viele andere Gemüsesorten auch, nach dem Kochen besser verdaulich. Wer verzichten sollte Die einen freuen sich riesig auf die Spargelsaison, andere teilen die Faszination nicht, wieder andere sollten auf den Verzehr des edlen Gemüses lieber verzichten. Das betrifft Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion oder einem dauerhaft erhöhten Harnsäurespiegel im Blut. "Das liegt an den Purinen", erklärt Pohle. Purine stecken in den verschiedensten Nahrungsmittel. Sie werden von Menschen mit Neigung zu Gicht schlechter vertragen, weil der Abbau von Purinen im Körper den Harnstoffspiegel erhöhen kann. Der Körper wandelt Purine in Harnsäure um, die dann von den Nieren mit dem Urin ausgeschieden werden. Wenn die Nieren aber nur eingeschränkt arbeiten, kann sich Harnsäure im Körper anreichern, was zu Entzündungen, starken Schmerzen und Schwellungen führe kann. Purine sind Bestandteil jeder Zelle und für die Erbsubstanz und den Aufbau neuer Zellen notwendig. Diese Substanz kommt im Spargel hoch konzentriert vor. "Ein Übermaß davon kann zu Gichtanfällen führen", sagt der Mediziner. "Und die sind sehr schmerzhaft." Nicht nur in Spargel stecken Purine. Pohle zählt auch Hülsenfrüchte und Fleischprodukte auf. Gicht-Patienten sollten demnach mit ihrem behandelnden Arzt über die richtige Ernährung sprechen. Spargel-Urin Nicht alle Menschen merken den Spargel-Verzehr beim Gang auf die Toilette. "Wir sind alle unterschiedlich und mit unterschiedlichen Enzymen ausgestattet", sagt Pohle. Wer den strengen Geruch wahrnimmt und wer nicht, liegt an den Genen - und an schwefelhaltigen Substanzen des Gemüses. Für den typischen Spargel-Urin ist die Asparagusinsäure verantwortlich. Sie wird bei vielen Menschen so zersetzt, dass schwefelhaltige Abbauprodukte entstehen. Und das wird beim Wasserlassen wahrgenommen. Man riecht also den freigesetzten Schwefel. Pohle: "Es ist kein Gesundheitsproblem." Der Geruch lässt sich auch nicht verhindern oder neutralisieren. Außer, man verzichtet auf den Genuss von Spargel.

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