Neuer Leiter der Frauenklinik: Klinikum Herford könnte Beckenbodenzentrum werden

Kreis Herford. Ein gutes Gefühl hätte er sofort gehabt, als er erste Kontakte zum Klinikum Herford hatte, sagt Manfred Hilscher. Auf Anhieb habe er sich mit den Vorständen Maren Thäter und Peter Hutmacher gut verstanden. Und habe nun, zwei Monate nach seinem Start als neuer Leiter der Frauenklinik, ein sehr positives Gefühl, bei dem für ihn eine Sache ganz wesentlich sei: "Hier ist ein Team, in dem alle die Entwicklung wirklich voran treiben wollen", so Hilscher. Der 60-Jährige hat die Leitung der Frauenklinik von Thomas Heuser übernommen, der das Klinikum nach 18 Jahren im Oktober 2022 verlassen hatte. Gut drei Monate lang hatte Nico Lübbing die kommissarische Leitung der Klinik übernommen. Hilscher verfügt über umfassende Erfahrung und arbeitete bereits an verschiedenen renommierten Kliniken. Sein erstes Studium absolvierte er in Düsseldorf und wurde damals zunächst Facharzt für Urologie, ein Fachbereich, in dem er auch fünf Jahre lang arbeitete. "Das war damals eine ganz andere Zeit", erinnert er sich. "Ende der 90er Jahre gab es eine regelrechte Ärzteschwemme, als ich mich dann entschloss, noch den Facharzt für Gynäkologie zusätzlich zu machen", so der gebürtige Solinger. "Das ist eine seltene Kombination, die aber durchaus sinnvoll ist." Das habe sich dann auch gezeigt, als er am namhaften Florence-Nightingale-Krankenhaus in Düsseldorf-Kaiserswerth anfing. "Dort hatten wir wirklich alles in einer Abteilung - sowohl die gynäkologische Urologie als auch die gynäkologische Chirurgie. Da griff für mich vieles ineinander." Bisherige Schwerpunkte reichen für die Zukunft nicht aus Die nächste berufliche Station war die Frauenklinik in Lüdenscheid, die er als Direktor führte, bevor er nach Herford kam. "Dort haben wir vor allem auch die Verzahnung zwischen ambulanten und stationären Patienten gut hinbekommen, eine für die heutige Zeit wichtige Sache", sagt Hilscher. In Herford stünden bislang die Geburtshilfe und die Brustheilkunde im Fokus. "Das ist gut, aber das alles reicht auf Dauer nicht mehr aus in der Gynäkologie, wenn man sieht, wie sich das Gesundheitswesen entwickelt", ist sich Hilscher sicher, der seine Schwerpunkte selbst vor allem in der gynäkologischen Onkologie, der Diagnostik und Therapie bösartiger Tumorerkrankungen der Frau und in der Urogynäkologie, der Behandlung von Erkrankungen des Beckenbodens und der Blasenschwäche setzt. Auch die Betreuung von Frühgeborenen, die Perinatalmedizin, ist ihm wichtig. "Das Mammakarzinom, also den Brustkrebs, wird man in zehn Jahren vielleicht gänzlich ambulant behandeln. Viele Chemotherapien sind inzwischen schon heute in Praxen möglich. Und auch die medikamentöse Therapie wird bei Tumorerkrankungen immer wichtiger", analysiert der erfahrene Gynäkologe die Entwicklung. Für eine Klinik sei es wichtig, auch auf Bereiche zu setzen, die auf jeden Fall im stationären Bereich bleiben. "Das sind die onkologischen Erkrankungen des Unterleibs, die Beckenbodenchirurgie und natürlich die Geburtshilfe", sagt Hilscher. In diesen Bereichen sei es wichtig, innerhalb der Ärzteschaft interdisziplinär zusammen zu arbeiten. Darüber hinaus gebe es auch den Brustkrebs der Schwangeren oder auch Gebärmutterhalskrebs, der in der Schwangerschaft aufflamme - das sei dann auch der Gynäkologe immer unweigerlich mit im Boot. "Es sind sogar Chemotherapien während der Schwangerschaft möglich - man muss nur wissen, wann." Hilscher: "Wir glauben an die ganzheitliche Behandlung der Frau." Es liefen bereits Gespräche mit den Kollegen Christian Meyer, Direktor der Urologie am Klinikum, sowie Günther Winde, Direktor des Darmzentrums am Klinikum. "Wir planen die Aufstellung eines Beckenbodenzentrums für Herford." Das Brustzentrum, das in Kooperation mit dem Klinikum Minden in Herford etabliert ist, solle aber trotz neu hinzukommender Schwerpunkte bedeutsam bleiben. "Wir glauben schließlich an die ganzheitliche Behandlung der Frau", betont Hilscher. Dazu gehören auch noch andere Optionen, für die Hilscher einiges an Erfahrung mitbringt. Zum Beispiel für die sogenannte Fertiprotekt-Behandlung. "Das ist eine Möglichkeit für junge Frauen, die an Krebs erkranken und sich einer Chemotherapie unterziehen müssen", erklärt Hilscher. Vor der Therapie werde ein Stück des Eierstocks entnommen und eingefroren. Ist die Chemotherapie überstanden, wird es reimplantiert. "Das ist eine gute Möglichkeit, die Fertilität zu erhalten, auch ein Thema, das in unserem Bereich zur ganzheitlichen Behandlung der Frau dazu gehört." Für die Weiterentwicklung der Frauenklinik in Herford ist es in der heutigen Zeit auch wichtig, dass für alle Bereiche ausreichend Fachpersonal gewonnen werden kann. "Der allgemeine Ärztemangel ist überall ein Problem - ganz anders, als in meiner Anfangsphase mit der Ärzteschwemme", so Hilscher. Aber zum Glück gebe es viele Fachärzte, die gerne mit ihm zusammenarbeiteten, ergänzt der neue Frauenklinikleiter.

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