Wie das Herforder Klinikum Pflegepersonal zu gewinnen versucht

Kreis Herford. In der Corona-Pandemie hat das Klinikum Herford, wie viele andere Krankenhäuser auch, vielfach Honorar-Pflegekräften eingesetzt. Derzeit seien es noch rund 15 Vollzeitstellen, die externe Kräfte besetzen, an Menschen sind es mehr. &bdquo;Wir hadern damit“, sagt Vorstandssprecher Peter Hutmacher Nicht weil Beschäftigte von Zeitarbeitsfirmen schlechter arbeiteten, sondern weil sie erst eingearbeitet werden müssten, deutlich teurer als angestellte Pflegekräfte seien und sich ein Stück weit der Verantwortung im Team entzögen. Die Lücken in der Pandemie waren zum Teil nur noch so zu schließen. Denn viele Pflegekräfte am Klinikum überschritten in den vergangenen drei Jahren ihre Belastungsgrenzen und verkürzten darum ihre Arbeitszeit. Die Unsicherheit über die Gefahr einer Covid-19-Infektion zu Beginn, die aufwendige und körperlich anstrengende Arbeit auf den Isolierstationen und die psychische Belastung durch das Sterben von Patienten, zum Teil, ohne dass sie von ihren Angehörigen Abschied nehmen konnten, hat ihnen zu schaffen gemacht. Dann erkrankten auch Mitarbeiter, so dass die Verbleibenden noch mehr Arbeit hatten. Der Königsweg führt vom Praktikum in die Ausbildung Eng wurde es bei Belastungsspitzen mit besonders vielen Infizierten, die stationär behandelt werden mussten. Inzwischen kämen Beschäftigte, die in der Pandemie zu Zeitarbeitsfirmen wechselten, wieder zurück ans Klinikum. Beispielsweise weil sie nicht immer wieder den Einsatzort wechseln wollten und auch die Bezahlung im Krankheitsfall bei Zeitarbeitsfirmen für sie ungünstiger geregelt sei. Zudem verlängern viele Pflegekräfte ihre Arbeitszeiten wieder. Knapp 800 Beschäftigte hat das Klinikum allein im Pflegebereich. Eine andere Herausforderung ist das Klinikum angegangen: Potenzielle Auszubildende konnte es in der Pandemie nicht mehr bei öffentlichen Veranstaltungen oder Messen für den &bdquo;wirklich schönen Beruf“ gewinnen, so Tobias Bach, Leiter der Schulen für Pflegeberufe Herford-Lippe. Vor allem ging es um Nahformate, sagt Bach. Dabei schaltet sich das Klinikum zum Teil direkt von den Stationen aus in die Klassenräume. Auf Webinare, virtuelle Speeddatings und ähnliche moderne Formate sprächen die jungen Leute insgesamt gut an. Seit März 2022 gibt es auch wieder mehr direkten Kontakt, beispielsweise in Form von Hands-on-Angeboten, bei denen die Schülerinnen und Schüler selbst Verbände anlegen oder zu künftig einen Demenzparcours absolvieren. Bei solchen Parcours können Interessierte selbst erleben, wie sich die Symptome einer Demenz bemerkbar machen und wie sie sich anfühlen können. Das ist auch deshalb ein interessanter Weg, weil es vielen jungen Menschen schwer falle, in den Dialog zu gehen, sagt Bach. Inzwischen seien zudem wieder Praktika im Klinikum möglich. &bdquo;Sehr viele junge Leute entscheiden sich nach einem Praktikum für eine Ausbildung in einem Pflegeberuf“, sagt der Leiter der Pflegeschulen. &bdquo;Der absolute Schlüssel für ausreichend Pflegekräfte sind eigene Auszubildende.“ Allerdings sei es derzeit nicht leicht, junge Menschen fürs Praktikum zu gewinnen. Denn die Schulabgänger hätten das Distanz-Lernen geprägt, Pflegeberufe seien aber mit Nähe verbunden. Das Klinikum bietet eine Flexibilität bei den Arbeitszeiten Erstmals zum Ausbildungsbeginn am 1. April – danach zum 1. August und zum 1. Oktober – spricht die Pflegeschule auch junge Leute aus dem Nicht-EU-Ausland an, konkret aus dem Kosovo und Neumazedonien. &bdquo;Integration ist dabei wesentlich“, sagt Hutmacher. Die Auszubildenden sprächen zwar schon Deutsch auf B2-Niveau. Zur Vertiefung bieten das Klinikum und die Pflegeschule aber Sprachkurse an, auch schon länger und für alle Beschäftigten. Zudem gibt es an der Schule Anpassungskurse zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse – in integrativen Gruppen und mit Einzelförderung. Seit Jahren ist ein duales Pflegestudium an der Fachhochschule Bielefeld möglich. Und das Klinikum betreibe eine gute Karriere-Förderung, erzählt Pflegedienstleiterin Ina Tinnemann. Beispielsweise berieten Mitarbeiter der Stabsstelle für Pflegenentwicklung diejenigen, die sich durch ein Studium in der Pflege oder mit einer Vollzeit- oder berufsbegleitenden Fachweiterbildung – etwa im Bereich Praxisanleitung, psychiatrische Pflege, Anästhesie- und Intensivpflege – spezialisieren wollen. &bdquo;Pflegeteams sind immer ein Mix unterschiedlicher Qualifizierungen“, sagt Tinnemann. Die Ausbildung zur Pflegefachassistenz dauere beispielsweise ein Jahr, die zur Pflegefachkraft drei Jahre. Hilfs- und Servicekräfte zur Unterstützung kämen hinzu. Zudem sei eine Ausbildung in Teilzeit möglich. Und auf eingeschränkte Verfügbarkeit der bereits ausgebildeten Mitarbeiter reagiere das Klinikum mit sehr flexiblen Teilzeitmöglichkeiten, das reiche von einer Beschäftigung auf 520-Euro-Basis bis zur Vollzeitstelle, und das könne sich auch von Monat zu Monat ändern. &bdquo;Die Perspektiven für Pflegekräfte werden immer besser“, sagt Hutmacher. Nach seiner Einschätzung sind sie jetzt schon besser als in vielen anderen Berufen. Es gebe mehr Beschäftigte je Patient als früher. Und der Beruf ist krisensicher, ergänzt Tinnemann. Bach fügt hinzu, dass er Sinn stifte, mit 36.000 bis 40.000 Euro ein gutes Einstiegsgehalt vorsehe, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermögliche, weil die Arbeitszeiten flexibel angepasst werden könnten, und viele Karrieremöglichkeiten biete. Die Plätze für Auszubildende im Klinikum sind derzeit noch nicht wieder so gut besetzt wie vor zehn Jahren, als sie zu 99 Prozent ausgebucht waren. Derzeit liegt die Quote bei 72 bis 80 Prozent. Insgesamt bieten die Pflegeschulen 648 Plätze in den Berufen Pflegefachfrau/-mann und Pflegefachassistenz mit dem Schwerpunkt Akutpflege und Pädiatrie, 200 davon befinden sich am Klinikum Herford. Die Übernahmequote für Auszubildende liegt bei rund 70 Prozent. Diejenigen, die nicht bleiben, gehen zumeist in andere Berufe, für ein Jahr ins Ausland oder studieren, beispielsweise Medizin oder Pflege.

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