Schlechte Bezahlung, Schichtdienst, Stress: Was diese Azubis trotzdem an der Pflege reizt

Bünde. Pflegekräfte werden in Deutschland händeringend gesucht. Doch Pflegeberufe haben vielfach einen negativen Ruf: Schlechte Bezahlung, Schichtdienst und Stress – für junge Menschen stellen sie oft alles andere als einen Traumjob dar. Dennoch beginnen Jahr für Jahr viele von ihnen die Ausbildung. So auch Erik Stellbrink und Sandy Marie Bißmann. Die NW wollte von den beiden Pflegeschülern im Lukas Krankenhaus Bünde wissen: Was ist ihre Motivation? Wie stellen sie sich ihre berufliche Zukunft vor? Und was raten sie anderen, für die dieser Weg vielleicht auch in Betracht kommt? Erik Stellbrink ist angehender Pflegefachmann, der gerne &bdquo;mit Menschen zusammen arbeiten und etwas mit Medizin“ machen möchte. Der junge Bünder hat vor seiner Entscheidung für die Ausbildung zum Pflegefachmann schon eine Ausbildung als Gymnastiklehrer begonnen, diese jedoch nach einem Jahr abgebrochen. Seit Anfang Oktober befindet er sich in der Ausbildung zum Pflegefachmann, die alle Bereiche abdeckt: &bdquo;Während der dreijährigen Ausbildung lernt man alle Bereiche kennen, in denen Pflege benötigt wird“, erklärt der 18-Jährige das Konzept. &bdquo;Innerhalb der ersten zwei Jahre ist die Grundausbildung für alle Auszubildenden gleich“, erzählt er weiter. Im Dritten und letzten Jahr hätten die Auszubildenden dann die Möglichkeit, sich zu spezialisieren. Zum Hintergrund: Die neue Ausbildungsform gibt es seit dem 1. Januar 2020. Damit soll die Ausbildung zur Pflegefachperson moderner und attraktiver werden. Lesen Sie auch: Pflegeschule in Bünde für die Zukunft der Pflege Praktische Einsätze &bdquo;auf Station“ im Bünder Lukas-Krankenhaus Während der ersten Wochen hat Erik Stellbrink zunächst theoretischen Block-Unterricht am Bildungscampus Herford, in der &bdquo;Schule für Pflegeberufe Herford-Lippe“ absolviert: &bdquo;Es handelt sich dabei um sogenannte ’Curriculare Einheiten’, zum Beispiel in den Bereichen Anatomie, Kinästhetik oder Physiologie“, berichtet er von ersten grundlegenden, fächerübergreifenden Lehrplaneinheiten. Der theoretische Unterricht am Bildungscampus findet immer von montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 15.15 Uhr statt. Nun stehen für den Azubi des ersten Ausbildungsjahrs mehrwöchige praktische Einsätze &bdquo;auf Station“ im Lukas Krankenhaus Bünde auf dem Lehrplan – samt Schichtdienst: &bdquo;Der Frühdienst dauert von 6.05 bis 13.45 Uhr und der Spätdienst von 12 bis 20.15 Uhr“, berichtet Erik Stellbrink von den für ihn noch ungewohnten Arbeitszeiten. Und: Da die Behandlung von Patienten im Krankenhaus ein 24-Stunden-Job ist, sind Wechselschichten im Dienstplan unvermeidbar. Auf die Frage, ob der Umstieg von der Theorie in der Schule auf die Praxis im Krankenhaus anstrengend sei, antwortete er: &bdquo;Ich bin ruhig und gelassen und lasse alles auf mich zukommen.“ Bislang sei er sehr zufrieden mit seiner neuen Tätigkeit: &bdquo;In Pflegesituationen mit Patienten darf ich noch nicht selbstständig handeln. Wenn man bereit ist, etwas von seiner Lebenszeit herzugeben, ist es aber trotzdem schön, dabei zu sein und zu lernen, wie man Menschen helfen kann.“ Auch die Ausbildungsvergütung sei zufriedenstellend. Mehr zum Thema: Diese Pläne hat die neue Pflegedirektorin der Kreiskliniken Auch Aspekt der Mitmenschlichkeit ist bedeutsam Patientinnen und Patienten versorgen und in ihrer Genesung unterstützen möchte auch Azubi Sandy Marie Bißmann: &bdquo;Obwohl es anstrengend ist, bekommt man von den Patienten und Kollegen viel positives Feedback zurück“, fasst die 20-Jährige aus Preußisch Oldendorf ihre innere Haltung zusammen. Manchmal würde den Erkrankten und ihren Angehörigen in schwierigen Situationen auch schon ein Lächeln helfen, betont sie den für sie wichtigen Aspekt der Mitmenschlichkeit. Sie sagt auch: &bdquo;Es ist schön, zu sehen, wenn die Menschen wieder gesund sind und nach Hause gehen können“, beschreibt sie das erfüllende Gefühl und die Sinnhaftigkeit. Nach ihrem Examen im nächsten Jahr möchte sie zunächst Berufserfahrung sammeln, um später eventuell zu studieren. Auch hebt sie die vielfältigen Möglichkeiten ihres Berufes hervor. Trotz des angeschlagenen Images rät sie jungen Menschen: &bdquo;Traut euch und habt Mut, selber Einblick in den Pflegeberuf zu bekommen.“ Pflegedirektorin Martina Waldeyer bringt die Vor- und Nachteile der Pflegebranche auf den Punkt: &bdquo;Es ist ein professioneller Beruf mit Herz und Verstand, hohen Zukunftschancen sowie mit Früh-, Spät- und Nachtdienst – und das auch zu Zeiten, wenn andere frei haben.“ News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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