Stadt Herford erwägt kostenlose Sperrgut-Abgabe

Herford. Autoreifen, Bauschutt, Elektrogeräte, Möbel, Haus- und Verpackungsmüll: Es gibt Menschen, die schmeißen ihren Dreck in die Natur, gleichgültig gegenüber dem Gemeinwohl, der Umwelt und den Wildtieren. Das ist seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, ein zunehmendes Problem. Die Verwaltung will ihm mit dem Angebot einer in Teilen kostenlosen Entsorgung begegnen. Das gab Baubeigeordneter Peter Maria Böhm jetzt im Bau- und Umweltausschuss bekannt. Anlass war eine Bürgeranfrage. Darin schilderte Christoph Büker seine Wahrnehmung: Wild entsorgten Müll sieht er an Standorten von Altkleider- und Altglascontainern, in Straßengräben, auf Feldern, an Radwegen, im Wald, auf privaten und öffentlichen Flächen, auch an Gewässern, wie die Verwaltung ergänzte. Büker ist zudem aufgefallen, dass nach Abschluss von Pflegemaßnahmen noch Müll auf gemähten Flächen liege - Dosen, Tüten, Flaschen und ähnliches. Wilder Müll fällt Daniela Rönn zufolge auf allen Flächen an, die von der städtischen SWK (Servicegesellschaft für Wirtschaft und Kommunen) im Auftrage der Stadt gepflegt und gewartet werden. Sofern sie kleinteiligeren Müll vorfindet, entsorgt sie ihn beiläufig - ohne den Aufwand zu erfassen. Kleinteiligen Müll zählt die SWK gar nicht erst Bei größeren Arbeitseinsätzen, in denen es um die Beseitigung von wilden Müllablagerungen ging, hat die SWK allein im vergangenen Jahr 1.300 Arbeitsstunden verwenden müssen. "Die Tendenz dervergangenen Jahre zeigt, dass die benötigten Einsatzzeiten steigend sind", so Abteilungsleiterin Rönn in der Antwort der Verwaltung. Zusätzlich seien aber - neben der SWK - auch die Mitarbeiter des &bdquo;Projekts Stadtservice" mit der Beseitigung des wilden Mülls beschäftigt. Das Projekt hat seit Mitte Oktober 2019 und bis Mitte März diesen Jahres 1.089 Mitteilungen über wilden Müll über die Telefon-Hotline und das E-Mail-Postfach &bdquo;Wilder Müll“ entgegen genommen und bearbeitet. Sollte es dies einmal nicht mehr machen, so würden sich die Einsatzstunden der SWK vervielfachen, sagte Rönn. Insgesamt fahren ihr zufolge sechs Personen auf drei Fahrzeugen von montags bis freitags durch die Stadt, um Müll einzusammeln. Jeden Tag würden zwei Pritschenwagen mit wildem Müll von Glascontainer-Standorten eingesammelt. Außerdem sei - ebenfalls jeweils von montags bis freitags - eine Fußtruppe mit bis zu sieben Personen in der Stadt unterwegs, die täglich zwei bis drei Müllsäcke pro Kopf einsammelt. Die Abfälle nimmt die SWK an der Goebenstraße entgegen, die dann weitere Arbeit damit hat. Hotspots illegalen Mülls sind die Container-Standorte Rönn nannte Hotspots, die sich vor allem an Glascontainer-Standorten befinden: der Parkplatz Engerstraße/Ecke Rüterweg, der Parkstreifen Magdeburger Straße 43, Lübberlindenweg 36, gegenüber dem Haus Eimterstraße 58, der Parkplatz vor dem Jahnstadion an der Ernstmeierstraße, Ellersieker Weg/Ecke Bauvereinstraße, der Parkplatz Meier-/Ecke Schumannstraße. Die Verwaltung arbeite nun am Entwurf eines Sperrmüllkonzepts, nach dem jeder Bürger eine begrenzte Menge Sperrmüll kostenlos bei der SWK abgeben darf. Sie plant, es nach Fertigstellung des neuen Wertstoffhofes der SWK an der Kiebitzstraße vorzulegen. Aus Sicht der SWK könnte es - sofern die Bau- und Umweltpolitiker es beschließen - ab dem 1. Januar 2024 an den Start gehen. Noch klären muss die Verwaltung aber, wie viel Sperrmüll jeder Haushalt kostenfrei entsorgen darf und wie die Abgabe des Sperrmüll auf dem Wertstoffhof dokumentiert und geprüft werden soll. Auch die Finanzierung ist noch nicht geklärt. Nicht geplant sei, so Peter Maria Böhm, dass die SWK den Sperrmüll bei den Haushalten abholt. Die Bürgerinnen und Bürger müssten ihn schon zur Kiebitzstraße bringen, sagte der Beigeordnete. "Wir haben kein Personal, das kontrollieren fährt" Büker hatte auch andernorts, beispielsweise im Bereich Bunsen-/Lilienstraße, im Gewerbegebiet Heidsiek und in Elverdissen an der Straße Auf der Helle wilde Müllablagerungen ausgemacht. Die sauber zu halten, ist allerdings kein Automatismus. "Wir sind auf Hinweise aus der Bevökerung angewiesen", sagte Rönn. Die Verwaltung gebe das dann an die SWK oder das Projekt Stadtservice weiter. "Wir haben kein Personal, das regelmäßig kontrollieren fährt." Büker regte auch mehr bürgerschaftliches Engagement in diesem Bereich an, zum Beispiel eine Umweltwacht, wie es sie ihm zufolge in Bielefeld gibt und die der Stadt besonders vermüllte Standorte meldet. Die Grundidee sei gut, sagte Böhm, erinnerte aber an frühere Aktionen, bei denen Bürger, die selbst Müll einsammeln wollten, von der Stadt Müllsäcke erhielten. Das sei allerdings immer wieder missbraucht worden. In der Vergangenheit hatte die Stadt es schon mal mit einem Sicherheitsunternehmen versucht - mit begrenztem Erfolg. Böhm verwies aber auf die anstehende große Müllsammelaktion: Von Freitag bis Sonntag, 24. bis 26. März, sind die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, Müll in der Stadt einzusammeln. Kostenlose Müllsäcke gibt es diese Woche dafür bei der SWK an der Goebenstraße. Dort können die gefüllten Säcke nach der Aktion auch kostenfrei wieder abgegeben werden. Zudem stehen zwei Mulden an beiden Tagen an den Parkplätzen am Ludwig-Jahn-Stadion (Dennewitzstraße) und am Sportzentrum Im kleinen Felde am Westring. Auf ihren Social-Media-Seiten bei Facebook und Instagram hat die Stadt dazu weitere Informationen platziert.

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