"Endo gut, alles gut" Endometriose: Aktion in Herford macht auf chronische Krankheit aufmerksam

Herford. Mehr als 100 Menschen treffen sich am Samstag, 18. März, bei strahlendem Sonnenschein auf dem Herforder Rathausplatz, um über eine Krankheit zu informieren, die gerne verschwiegen wird und Betroffene dadurch im täglichen Leben ins Abseits stellt. Als Zeichen der Solidarität tragen sie an diesem Tag alle gelbe T-Shirts, wollen Bewusstsein schaffen und mit Vorurteilen aufräumen. Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, allein in Deutschland sind mehr als zwei Millionen Menschen davon betroffen. Die Krankheit ist chronisch und häufig verbunden mit starken Schmerzen und daraus resultierenden Beeinträchtigungen, geht oft mit einem unerfüllten Kinderwunsch einher. Bis zur Diagnose vergehen im Schnitt sieben bis zehn Jahre - eine lange Zeit, in der sich Betroffene oft unverstanden fühlen, denn sie haben keine Lobby. Mehr Aufklärung über Endometriose "Endometriose geht alle etwas an", findet Nadine Grotjahn, die selbst betroffen ist. Ihr ist es eine Herzensangelegenheit, über die Erkrankung aufzuklären und die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen für die Betroffenen zu verbessern. Mehr zum Thema: Endometriose-Erkrankte haben mit Vorurteilen zu kämpfen Gemeinsam mit dem Herford-Plan, der die Veranstaltung auf dem Herforder Rathausplatz größtenteils finanziert hat, möchte sie an diesem Samstag ein Zeichen setzen. Für mehr Aufmerksamkeit und Aufklärung, für ein neues Bewusstsein, den vernünftigen Umgang mit der Krankheit. Nach der Vorführung eines Vortrags und der Ausstellung einer Foto-Kampagne in der Markthalle werden an alle Interessierten und Betroffenen gelbe T-Shirts verteilt, die als Symbol der Zusammengehörigkeit getragen werden. Gegen 14 Uhr richtet Nadine Grotjahn dann ihr Wort an mehr als 100 Menschen, die sich auf dem Rathausplatz eingefunden haben. Auch viele Männer sind dabei. Unter ihnen der auch Stefan Schwartze, Mitglied des Bundestages. Gesellschaftliche Anerkennung für Krankheit fehlt "Die Erkrankung nimmt an Bekanntheit zu, dennoch ist sie gesellschaftlich noch nicht anerkannt", sagt Schwartze und weiß, dass sie auch im gesundheitspolitischen Wesen viel mehr in den Fokus gerückt werden muss. Durch Fehldiagnosen, fehlende Behandlung und und ein Vakuum in Bezug auf psychosoziale Beratung der Betroffenen entstehen hohe Kosten für den Steuerzahler. "Der Leidensweg der Betroffenen ist bis zum Zeitpunkt der Diagnosestellung häufig geprägt von Unverständnis, Fehlbehandlung durch Fehldiagnosen, kontraproduktiven Vorschlägen und unwirksamen Therapieansätzen", so Grotjahn in ihrer Ansprache. Ein Mann, der sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin ebenfalls ein gelbes T-Shirt überstreifte, studiert einen der ausliegenden Flyer. Er hebt hin und wieder die Augenbraue, schaut zu seiner Freundin, die vielsagend lächelt und ihn dann spontan umarmt. Fast so als sei bei ihrem Freund gerade der Groschen gefallen.