Ilsemann-Gelände Schandfleck soll verschwinden: Hochwertige Wohnungen sollen in Herford entstehen

Herford. Auf dem Gelände der früheren Fotodrogerie Ilsemann an der Ecke Rennstraße/Lessingstraße soll bis Sommer 2025 ein modernes Wohn- und Geschäftshaus mit großstädtischer Anmutung entstehen. "Schandfleck an einem Einfallstor in die Stadt" - viel Kritik dieser Art hat der Bielefelder Investor Manuel Ersay aus Reihen der Nachbarschaft und auch vom Bürgermeister einstecken müssen, nachdem er das Grundstück 2018 gekauft und trotz mehrfacher Ankündigungen bis heute nichts daraus gemacht hat. Doch das soll sich nun ändern. Ersay stellte den Entwurf des Herforder Büros Archwerk in der vergangenen Woche mit Erfolg als Bauvoranfrage im Beirat für Stadtbildpflege vor. Der tagt nicht öffentlich. Am Donnerstagabend war das Projekt Tagesordnungspunkt im Bau- und Umweltausschuss. Demnächst soll in Abstimmung mit der Bauverwaltung der Bauantrag gestellt werden. Entwurf des Herforder Architekturbüros Archwerk "Mit Karsten Monke und seinem Büro Archwerk habe ich 2018 auch an Plänen für den Königshof am Kurpark in Bad Oeynhausen zusammengearbeitet", sagt Ersay. In dem früheren Hotel und ersten Haus am Platze will er Ferienwohnungen schaffen. "Zum Ilsemann-Projekt bin ich 2021 mit Herrn Monke zusammengekommen", berichtet Ersay. Archwerk plant aktuell auch das neue Ärztehaus in Sichtweite an der Ahmser Straße auf dem Gelände "Geiger&Kampf". Karsten Monke erinnert sich, dass er seine erste Spiegelreflexkamera bei Ilsemann gekauft hat. Ersay hat Ilsemann im Juli 2018 zunächst mit seiner Schiller-Projekte GmbH von der Herforder Lebenshilfe gekauft. Die war 2017 mit Plänen für ein "Center für Behinderte" mit Angeboten für Freizeit und Bildung und Apartments gescheitert. "Anfang 2021 habe ich das Gelände von Schiller-Projekte privat gekauft, um es längerfristig zu behalten und zu vermieten", sagt Ersay. Gradlinige, moderne Architektur mit großen Fenstern Er sieht die gradlinige, moderne Architektur als "absolute Bereicherung" für Herford und das Quartier: "Die Ecke schreit nach einer Neuentwicklung. Das Warten hat sich gelohnt, Kritik muss man aushalten." Er hat hinter dem Aktiv-Shop an der anderen Seite der Lessingstraße baufällige Immobilien entdeckt, zu deren Besitzer er aber keinen Kontakt aufnehmen konnte. Ersay baut zur Rennstraße hin fünfgeschossig, wie es rund um den Rennplatz schon früher andere Bauherren taten. Zur Rückseite des Grundstücks entlang der Lessingstraße fällt die Bauhöhe ab. Die Investitionssumme ist noch nicht abschließend durchkalkuliert, wird sich aber im einstelligen Millionenbereich bewegen. Entstehen sollen 23 Mieteinheiten, davon drei für Gewerbe oder gern auch für eine Arztpraxis im Erdgeschoss. Die Ladengeschäfte sollen zwischen 120 und 140 Quadratmeter groß sein - insgesamt stehen 400 Quadratmeter zur Verfügung. 20 Mietwohnungen zwischen 50 und 100 Quadratmetern Ab dem ersten Obergeschoss werden hochwertige Mietwohnungen gebaut. Geplant sind neun Wohneinheiten zwischen 70 und 100 Quadratmeter Größe mit einem Wohnzimmer, zwei Schlafzimmern Küche, Bad und Balkon. Der Platz sollte ausreichen für Paare mit bis zu einem Kind. Elf Wohnungen bieten sich mit einem Wohnzimmer, einem Schlafzimmer, Küche, Bad und Balkon auf 50 bis 70 Quadratmetern für Singles und Paare an. Die Wohnungen sind in der Regel mit Küchen ausgestattet - müssen aber nicht, wenn Erstmieter andere Vorstellungen haben. Unter "Balkon" versteht Ersay einerseits hinter der Fassenfront liegende offene Loggien, andererseits zimmerhohe Fenstertüren mit Geländer im "französischen Stil". Es gibt vier Stellplätze im ansonsten grün gestalteten Innenhof und 20 Plätze in der Tiefgarage. Hier finden auch Fahrräder einen Platz und Mobilitätshilfen wie Rollstühle, denn das Haus ist insgesamt barrierefrei geplant. Ilsemann soll im Herbst abgerissen werden Die Fassade soll im Erdgeschoss mit geriffeltem Naturstein verkleidet werden. Darüber wird ein Wärmeverbundsystem mit waagerechter "Besenstick-Optik" angebracht. Es dominieren erdige, warme Farbtöne. Die Fenster sind aus Alu in einem Messing/Bronze-Farbton. Ersay ist sicher, dass das Gebäude auch durch die großen Fenster nicht massiv wirkt. Geplant ist es als nachhaltiges Effizienzhaus (Kennzahl 40) mit Luft-Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Das ermöglicht dem Investor auch, ein zinsgünstiges Darlehen der KfW-Bank in Höhe von insgesamt 4,2 Millionen Euro zu bekommen. Ab Anfang 2024 wird in die Höhe gebaut Ersay rechnet mit einer Baugenehmigung "in Richtung Sommer". Im Spätherbst will er dann die marode Ilsemann-Immobilie abreißen und die Tiefgarage bauen lassen. Anfang 2024 könnte der Hochbau starten mit eineinhalb Jahren Bauzeit. Mit Handwerkern und der Lieferbarkeit von Baustoffen sieht er keine Probleme: "Es wird derzeit weniger gebaut."

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