Kita-Krise hat Herford längst erreicht: Es fehlt bereits Fachpersonal

Herford. Kindertagesbetreuungsbedarfsplanung 2023/24 - hinter diesem Wortmonstrum stecken die Plätze für unter und über Dreijährige in Kitas oder in der Kindertagespflege, die in Herford ab Sommer zur Verfügung stehen. Zugrunde liegt bei der Planung auch die Zahl an Kindern, die voraussichtlich einen Betreuungsplatz brauchen werden. Sozialdezernent Patrick Puls fand einleitende Worte für die Planung in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Sein Fazit klingt rechnerisch recht einfach: Es wird - Stand heute - rund 80 Plätze zu wenig geben. Aus- und Neubauten laufen aber bereits. Es bleiben lediglich zwei Probleme: Erstens, die Baufortschritte müssen gemäß der Planungen vorangehen. Und zweitens, es braucht für die Betreuung von Kindern nicht nur Räume, sondern auch Fachpersonal. "Das ist ein bisschen wie mit der Henne und dem Ei", so Patrick Puls, der damit die Frage danach meint, was man zuerst braucht: das Personal oder die Räumlichkeiten. Darüber hinaus gebe es aber noch einige weitere Herausforderungen bei der Planung für das kommende Kita-Jahr. "Der Kita-Alltag verändert sich", so Puls. "Kinder mit besonderen Herausforderungen, so genannte i-Kinder - also Inklusionskinder -, werden mehr. Auch dafür brauchen wir zunehmend Fachpersonal, was nicht leicht zu finden ist." 3.993 Kinder unter sechs Jahre leben in Herford Schwer zu kalkulieren seien bei den Zahlen die Zuwanderung, auch als Folge des Ukraine-Krieges, sowie zusätzlich Zuzüge aus dem In- und Umland. "Wir haben einige Baugebiete, zum Beispiel in Stedefreund oder auch die Planung in Elverdissen. Da ist immer auch das Jugendamt mit von der Partie, berücksichtigt die aktuellen Entwicklungen im Kitabedarf und auch in der Schulentwicklungsplanung", erklärte Puls. Christoph Tober von der Jugendhilfe- und Sozialplanung der Stadt Herford stellte dann die Zahlen vor. Im laufenden Kita-Jahr gebe es in Herford 3.993 Kinder unter sechs Jahre, davon 1.952 unter drei Jahre (U3) und 2.041 über drei Jahre (Ü3). "Kurz- und mittelfristig werden die Zahlen der unter Sechsjährigen eher steigen", so Tober. Vorhanden seien in Herfords 37 Kindertageseinrichtungen, zwölf Familienzentren und 14 Pluskitas in insgesamt 135 Gruppen aktuell 2.482 Plätze. Davon seien 573 für U3-Kinder und 1.909 für Ü3-Kinder gedacht. Hinzu kämen 211 Plätze in der Kindertagespflege, der Anteil der Tagespflegeplätze an der U3-Betreuung betrage also aktuell rund 27 Prozent. Es seien zwar Aus- und Neubauten geplant, allerdings sei eine weitere Möglichkeit, dass Träger ihre Gruppenstrukturen veränderten und dadurch einige Kinder mehr betreut werden könnten. "Wir müssen insgesamt flexibler planen, um auch unvorhergesehene Bedarfe abdecken zu können", so Tober. Unterm Strich sei in Herford aktuell der Bedarf an U3-Plätzen höher als der an Ü3-Plätzen. Für die unter Dreijährigen fehlten die meisten Plätze in Elverdissen, Laar und Stedefreund. Für die über Dreijährigen sei der Bedarf an Betreuungsplätzen in Diebrock, Eickum und Herringhausen derzeit am größten. Das ist an einzelnen Kita-Standorten geplant Für einzelne Einrichtungen sind kurz- und mittelfristig Maßnahmen zur Ausweitung des Betreuungsangebotes geplant. Im Zentrum betrifft das die katholische Kita St. Josef sowie die städtische Kita Zur Bleiche. Dort würden mögliche Umstrukturierungen derzeit geprüft, zum Beispiel eine organisatorisch-konzeptionelle Vernetzung von St. Josef mit dem Bernhard-Heising-Haus, so Tober. Am Westring ist im November 2022 mit dem Bau einer neuen Einrichtung begonnen worden. "Die Inbetriebnahme ist derzeit vorgesehen für Dezember 2023", so Christoph Tober. In der DRK-Kita Ottelau würden mögliche Gruppenumstrukturierungen geprüft und die Kita Nordlicht in der Nordstadt werde ab August 2023 eine Gruppe an den Standort Salzufler Straße verlegen, die dort als Kita Sausewind eröffnen solle. Weitere Umstrukturierungen der Gruppen würden geprüft für die evangelische Kita Stiftberg, die AWO-Kita Tausendfüßler, die TG Hops sowie die städtische Kita Schobeke. Was Aus- und Neubauten angeht, zählte Tober die neue Kita Lichtpunkt im Planungsbezirk Diebrock/Eickum/Herringhausen, den Start der Kita Westring noch in 2023 sowie eine Erweiterung oder einen möglichen Neubau der Villa Sonnenschein auf. Für die Kita Stedefreund stellte Tober darüber hinaus einen "akuten Bedarf" fest und schlägt in der Bedarfsplanung deshalb vor, bis zur Fertigstellung des Kita-Gebäudes dort als "flexible Lösung" zunächst zwei Übergangsgruppen in Containern zu starten.

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