Streik im Herforder Klinikum: Operationen abgesagt

Kreis Herford. Rund 30 Pflegekräfte aus den Operationssälen und der Anästhesie sowie Fachkräfte der IT-Abteilung des Klinikums sind am Dienstag von 0 bis 24 Uhr in den Warnstreik getreten. Zusammen mit Beschäftigten, die ihre Pause ins Freie verlegten, waren es bei einer Kundgebung am Mittag rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums sowie Schülerinnen und Schüler der Krankenpflegeschule, die deutlich mehr Geld für ihre Arbeit fordern. Der Warnstreik ist Teil der Tarifauseinandersetzung der Gewerkschaft Verdi mit den öffentlichen Arbeitgebern um eine Gehaltserhöhung von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro beziehungsweise 200 Euro für Auszubildende. Knapp 30 geplante Eingriffe wurden abgesagt Der Streik hat sich naturgemäß besonders auf den OP-Betrieb ausgewirkt. Dank einer Notdienstvereinbarung des Klinikums mit der Gewerkschaft gab es in den OPs eine Besetzung wie an Wochenenden und nachts. Bis auf wenige, sehr dringliche Ausnahmen sei das gesamte OP-Programm abgesagt worden, teilt Klinikums-Sprecherin Monika Vogel auf Anfrage mit. Im Klinikum werde in der Regel an acht bis zehn Stellen gleichzeitig operiert. So hätten knapp 30 geplante Eingriffe und Operationen abgesagt werden müssen. Die Notfallversorgung sei wie an Wochenenden und Nachts sichergestellt worden. Der Personalratsvorsitzende des Klinikums, Andreas Noetzel, nannte den Warnstreik von 30 Beschäftigten einen "Nadelstich" für die weiteren Verhandlungen. Im Klinikum arbeiten rund 3.400 Menschen. Die Regelung eines Notdienstes sei im Einvernehmen geschehen: "Wir wollen ja keinen Menschen gefährden." Gewerkschaftssekretär Andreas Daldrup wähnt sich am Anfang einer "längeren Reise", auf der man die Streiks ausweiten könne. Die Krankenhäuser Bünde und Enger, die erst vor Kurzem mit dem Klinikum fusioniert sind, wurden zunächst bewusst außen vor gelassen. Noetzel und Daldrup fordern zur nächsten Verhandlungsrunde am 22. und 23. Februar ein "verhandlungsfähiges Angebot" der Arbeitgeber. Im Sommer habe es eine Online-Befragung von Krankenhausmitarbeitern zu Tarifforderungen gegeben, berichtet Daldrup: "Wenn es danach ginge, müssten wir noch mehr fordern." Am Mittwoch soll es zum Warnstreik bei den Mühlenkreiskliniken kommen. Ausgleich für Preissteigerungen gefordert Mitarbeitern wie Anästhesiepfleger Carsten Tress geht es einerseits um einen Ausgleich für die inflationsbedingten Preissteigerungen, andererseits um die auch finanzielle Anerkennung für die Belastung am Arbeitsplatz. Viele Kollegen hätten den Bereich in der letzten Zeit verlassen. Andreas Noetzel beklagte einen gravierenden Personalmangel in öffentlichen Einrichtungen. Er sprach von einer Wunde, die die Spaltung der Berufsgruppen im Krankenhaus durch die Coronaprämie hinterlassen habe. So gab es die Prämie für Beschäftigte in Abteilungen mit Betten, für die im OP nicht. Nun müsse man umso mehr zusammenstehen. Lehrer berichtet von weinenden Auszubildenden Viel Applaus erhielt Dirk Zimmermann für seine eindringliche Forderung nach besserer Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern. Er unterrichtet seit 30 Jahren an der Krankenpflegeschule und erinnerte an die Herausforderungen der Pandemie an Pflegekräfte: "Mit der Angst im Nacken, sich selbst anzustecken, haben sich Beschäftigte mutig um die Patienten gekümmert." Die psychischen Belastungen seien enorm: "Zu mir sind weinende Auszubildende gekommen, weil sie stark darunter leiden, dass sie den eigenen pflegeethischen Ansprüchen nicht gerecht werden können. Sie berichten auch von physisch und psychisch leidenden Mitarbeitenden." Wenn es jetzt nicht zu höheren Gehältern komme, so Zimmermann, werde es immer schwieriger, junge Menschen für die Pflege zu gewinnen. Bereits heute müssten an der Krankenpflegeschule mangels Bewerbern ganze Ausbildungskurse ausfallen.

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