Todesfall

Trauer um ehemaligen EMR-Chef und Oberkreisdirektor Manfred Ragati

Abschied von einem Politiker und Manager, der in kein Schema passte und viel erreicht hat – Trauerfeier am 16. Februar.

Manfred Ragati war ein Büchernarr und kulturell umfassend interessiert. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Hartmut Braun
09.02.2023 | 09.02.2023, 19:00

Herford. Manfred Ragati ist tot. Der frühere Oberkreisdirektor, Chef des regionalen Energieversorgers EMR und Bundesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt starb wenige Tage vor Vollendung seines 85. Lebensjahres. Sein politisches, unternehmerisches und soziales Wirken hat weit über seine Wahlheimat Herford hinaus Spuren hinterlassen.

Vor annähernd 50 Jahren kam der in Ochsenfurth bei Würzburg aufgewachsene, aus kleinen Verhältnissen stammende, promovierte Jurist nach Ostwestfalen. Die örtliche SPD hatte den zuvor für die SPD-Landtagsfraktion in Düsseldorf tätigen Franken zum Chef der Herforder Kreisverwaltung gemacht.

Zehn Jahre später übernahm er die kaufmännische Geschäftsführung des Elektrizitätswerks (bis 2001), kurz zuvor war er ehrenamtlich Bezirks-, 1991 auch Bundesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt geworden. Ragati wirkte in jenen Jahren im Finanzausschuss des ZDF-Fernsehbeirats, kümmerte sich um den deutsch-französischen Kultursender Arte, belebte die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände, mischte sich in die Landes- und Bundespolitik ein und hatte viele Ideen für Herford.

Er passte in kein Schema

Zum städtischen Bürgertum wie zur städtischen Politik blieb er allerdings, trotz seiner Tennis-Freundschaft mit dem langjährigen Bürgermeister Gerd Klippstein, auf Distanz. Ragati gehörte nicht zu den „allseits beliebten“ Mitbürgern. Der Büchernarr war kulturell umfassend interessiert, musikbegeistert, politisch gut vernetzt, aber persönlich außerhalb seiner Familie eher unnahbar. Er passte in kein Schema.

Manfred Ragati holte Frank Gehry nach OWL, wo der Star-Architekt in Herford das Marta baute. - © Frank-Michael Kiel-Steinkamp
Manfred Ragati holte Frank Gehry nach OWL, wo der Star-Architekt in Herford das Marta baute. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Im Kreishaus hieß es über ihn, er sei nie da, aber bestens über alles informiert. Später irritierte er Freund und Feind, in dem er als hoch bezahlter Manager mit Chauffeur zu Vorträgen vorfuhr, in denen er leidenschaftlich die Neue Armut anprangerte. Das hinderte ihn nicht, seine Büromöbel beim Premiumhersteller Vitra Design auszusuchen. Dort lernte er die Kunst des Architektur-Shootingstars Frank Gehry kennen. Es war der Beginn einer längeren Freundschaft.

Ragati gewann den Sozialisten Gehry für den Bau einer neuen – erweiterten – Netzleitwarte für das EMR. Mit diesem Energieforum Innovation (EFI) machten beide Anfang der 90er-Jahre international Furore. Schon das EFI sollte eigentlich in Herford an der Bielefelder Straße entstehen, kam dann aber nach Streitigkeiten mit der Stadtverwaltung nach Bad Oeynhausen. Der „Herforder Gehry“ entstand dann zehn Jahre später als Museum Marta an der Goebenstraße, auf Ragatis Vermittlung, aber ohne ihn als Bauherren.

Gründung des Marta-Freundeskreises

Er war 2001 beim EMR, nicht ganz freiwillig, ausgeschieden. Doch es gab noch einiges zu tun für ihn: Gründung des Marta-Freundeskreises, Modernisierung der Arbeiterwohlfahrt, Einfluss bei ZDF und Arte, Klavierunterricht, großelterliche Pflichten, kritische Mitarbeit im SPD-Ortsverein . . .

Zu seinem Altersprojekt wurde ab 2004 die Übernahme eines Lehrauftrags für Sozialmanagement weit weg von OWL im siebenbürgischen Hermannstadt. Die Armut im Südosten Europas und das große Engagement seiner Studierenden und Kollegen berührten ihn tief. So wurde der Jurist, Politiker, Verwaltungsbeamte, Energiemanager, Sozialdemokrat, am Ende seines Lebens zum Hochschullehrer und Hochschulpolitiker in Rumänien. Am letzten Dienstag ist er, vielfach geehrt und Träger des Bundesverdienstkreuzes, nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Ein schlichter Notenschlüssel ziert die von Ehefrau Christiane, mit der er seit über 60 Jahren verheiratet war, den beiden Töchtern und Enkeln unterzeichnete Todesanzeige.

Die Trauerfeier zur Einäscherung beginnt am Donnerstag, 16. Februar, um 11 Uhr, in der Kapelle des Erika-Friedhofs.