18-Jährige aus Herford forscht an einem Totenschädel

Herford. "Die Geschlechtsbestimmung am menschlichen Cranium" heißt das Projekt, das Emily Dyck (18) beim regionalen Vorentscheid des Wettbewerbs &bdquo;Jugend forscht“ vorstellen wird. &bdquo;Cranium ist das lateinische Wort für Schädel“, sagt die angehende Abiturientin am Friedrichs-Gymnasium (FGH). Sie hatte sich zunächst für eine Facharbeit im Fach Biologie mit dem Schädel und der Frage, ob er von einer Frau oder einem Mann stamme, beschäftigt und diese dann für &bdquo;Jugend forscht“ überarbeitet. Den menschlichen Schädel hatte sie in der Biologie-Sammlung des FGH entdeckt. &bdquo;Wie alt der genau ist oder von wem er stammt, lässt sich nicht sagen“, sagt Bio-Leistungskurslehrer Andreas Baranowski: &bdquo;Wegen der langen Geschichte unserer Schule finden sich einige Objekte in unserer Sammlung, die es so wohl nur in wenigen anderen Schulen geben dürfte.“ Was sagt das äußere Erscheinungsbild aus? &bdquo;Ich habe mich für meine Arbeit für einen morphologischen Zugang entschieden“, sagt Dyck: &bdquo;Das heißt, dass ich mich mit dem äußeren Erscheinungsbild, den Maßen und dem Gewicht beschäftigt habe.“ Diese Kriterien seien zwar nicht eindeutig, geben aber Hinweise. Männliche Schädel seien in der Regel größer und schwerer als Frauenschädel und hätten auch ein größeres Volumen. Oft sei auch der Augenbrauenwulst Arcus supericiliaris bei Männern ausgeprägter als bei Frauen. Größe und Stellung der Zähne oder die Form der Stirn seien weitere Kriterien. Für die Messungen benötigte Dyck nur Lineal, Waage und Messschieber. &bdquo;Ich habe den Schädel in ein Eimerchen gepackt und mit nach Hause genommen“, sagt sie lächelnd: &bdquo;Die Messungen haben sich gut zu Hause durchführen lassen.“ Dann habe der aufwendige Teil der Arbeit begonnen, denn nur durch den Vergleich ihrer Messwerte mit möglichst vielen anderen ließ sich feststellen, ob der Schädel feminin oder maskulin sei. Daher verglich sie ihre Werte mit tausenden von Datensätzen aus anderen Studien zur Geschlechterbestimmung anhand von Schädeln. Schädel ist ungewöhnlich schwer Da der Schädel ungewöhnlich schwer sei, also nicht nur maskulin, sondern beinahe hyper-maskulin, habe sie zunächst angenommen, dass der Schädel von einem Mann stamme. Vergleiche weiterer Merkmale hätten aber auch viele feminine Details wie die wenig ausgeprägten Augenbrauenwülste ergeben. &bdquo;Letztlich ist bei der Bestimmung des Geschlechts nach der Morphologie immer auch eine Frage, wie die Messwerte interpretiert werden“, sagt Dyck. Sie kam nach Abwägung der Ergebnisse zur Einschätzung, dass der Schädel wohl von einer Frau stamme. In der Biologie sei lange klar, dass es Menschen gebe, bei denen sich das biologische Geschlecht weder anhand der primären Geschlechtsmerkmale noch der Geschlechtschromosomen eindeutig bestimmen lasse, sagt Baranowski, eine Tatsache, der auch der Gesetzgeber mit der Einführung des dritten Geschlechts &bdquo;divers“ inzwischen Rechnung getragen habe. Trotzdem liefern Untersuchungen wie die, die Dyck vorgenommen hat, wichtige Indikatoren für die Beantwortung der Frage &bdquo;Mann oder Frau?“. Ihn habe Dyck, mit der auf Anregung seines Kollegen Jens Voßmeier begonnenen Arbeit, überzeugt, sagt Baranowski. Vorentscheidung findet wieder online statt Am Samstag, 18. Februar, wird Dyck ihre Arbeit der Jury beim regionalen Vorentscheid von &bdquo;Jugend forscht“ vorstellen. Der findet erneut online statt, da die ausrichtende Sparkasse Herford an diesem Wochenende ihren Hauptsitz von der Straße Auf der Freiheit an die Engerstraße verlegt. &bdquo;Der Einwahllink ist schon da“, sagt Dyck, die sich möglicherweise auch nach dem Abitur weiter mit der menschlichen Biologie beschäftigen wird: &bdquo;Ganz sicher bin ich mir noch nicht, aber ein Medizinstudium mit dem Ziel Rechtsmedizinerin könnte ich mir vorstellen. Vielleicht wird es aber auch Jura.“

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