Schlechtes Zeugnis? So können Eltern ihre Kinder jetzt unterstützen

Herford. Schlechte Noten auf dem Zwischenzeugnis können schnell für schlechte Stimmung sorgen. Doch Ärger und Druck bringen wenig. Da sind sich die Experten einig. Schwache Leistungen können ganz unterschiedliche Hintergründe haben. Zu hohe Erwartungen, mangelnde Arbeitshaltung, Überforderung, Probleme im Privaten oder im Klassenumfeld - es gilt herauszufinden, wo die Ursachen liegen. Und auch sonst gibt es Möglichkeiten, wie Eltern ihre Kinder unterstützen können, ohne sie zu überfordern. Eine Fünf in Mathe, eine Vier in Biologie: Wenn das Halbjahreszeugnis nicht so ausfällt, wie erhofft, sollten Eltern gelassen bleiben, rät Malte Benz, Beratungslehrer am Friedrichs-Gymnasium. Ärger wirkt aufs Kind oftmals demotivierend und entmutigend. Jetzt Ultimaten zu setzen, wirke sich laut Kinderpsychologen kontraproduktiv aufs Lernen aus. Kann zu Angst führen zu versagen und damit den eigenen Druck erhöhen. "Nehmt euch Zeit, tretet in den Dialog und macht euren Kindern Mut", richtet Britta Albers-Eckhorst einen Appel an die Eltern. Niemals über den Kopf der Kinder entscheiden Mit den Kindern zu sprechen und ihnen zuzuhören, sei immens wichtig. Britta Albers-Eckhorst ist die Büroleiterin der Schülerhilfe in Herford und unterrichtet auch selbst. Sie bemerkt, wie das Wissensniveau der Jungen und Mädchen sinkt. "Leider", sagt Albers-Eckhorst. Schon Erstklässler bräuchten Hilfe - nicht nur beim Lernen von Buchstaben, sondern auch bei der Motorik. Durch die viele Zeit vorm PC oder Tablet sind Sehnen verkürzt. Da helfen Motorikübungen, die die Nachhilfelehrerin integriert. "Manche Kinder wissen nicht, wie man einen Stift hält." Es sei erschreckend. Albers-Eckhorst kann für das Absinken des Lernniveaus diverse Gründe finden. Durch Corona sei viel auf der Strecke geblieben, besonders bei jüngeren Schülern sei die Maske zum Schuleinstieg hinderlich gewesen, in einigen Elternhäusern werde sich nach der Schule nicht mehr viel mit den Kindern beschäftigt, sie werden schnell abgelenkt und stehen extrem unter Druck. Von einem extremen Leistungsdruck seitens der Eltern rät auch Benz ab. "Jeder Schüler ist anders, hat andere Talente und man muss auch nicht in jedem Fach gut sein." Nachhilfe dürfe nicht als Bestrafung, sondern als Chance gesehen werden, sagt Albers-Eckhorst. Eltern spielen eine wichtige Rolle für die Motivation Auch müsse den Eltern klar sein, dass sie eine Rolle in der Schulbildung ihrer Kinder einnehmen müssen. Es lasse sich weder alles auf die Schule abschieben, noch reichen eine Stunde Nachhilfe die Woche aus. "Ich vergleiche das immer mit Musikunterricht", so Albers-Eckhorst. Da müsse auch regelmäßig Zuhause geübt werden, um Erfolge zu erzielen. Ein schlechtes Zwischenzeugnis ist kein Weltuntergang. Die Noten und die Zeugnisbemerkungen sollen aber aufrütteln, sagt Frank Braksiek, Leiter der Gesamtschule Friedenstal. Für ihn ist es wichtig, jetzt zu reagieren und nicht erst, wenn vor den Versetzungszeugnissen die Blauen Briefe verschickt werden. "Dann ist es zu spät." Das findet auch Beratungslehrer Benz: "Dadurch kann der eigene Druck verstärkt werden. Eine Fünf auf dem Zwischenzeugnis zählt als Warnung. Jetzt bleibt noch ein halbes Jahr Zeit, sich zu verbessern." In der Gesamtschule werden Schülerinnen und Schülern mit schwachen Leistungen mit ihren Eltern in der Woche nach den Zeugnissen zu einem Beratungsgespräch eingeladen. "Das haben wir vor einem Jahr eingeführt und damit gute Erfahrungen gemacht", sagt Braksiek. Ganz individuell werde geschaut, wie dem Schüler geholfen werden kann und wie Eltern dabei unterstützen können. Das können Nachhilfestunden in der Schule oder außerhalb sein, aber auch das Einführen von Kontrollmechanismen und genaue Absprachen zwischen Schülern, Eltern und Lehrern könne helfen. Wertschätzung darf nicht fehlen Die Gesamtschule setzt auf einen engen Kontakt mit dem Elternhaus, "damit wir frühzeitig etwas bewirken können", sagt Braksiek. Doch nicht nur die Zeit in der Schule sei wichtig, um an der Arbeitshaltung zu arbeiten. Braksiek: "Schule muss auch Zuhause Thema sein." Dabei sollten Eltern darauf achten, positiv über Schule und Lernen zu sprechen. Wenn der Vater sagt, auch er war damals schon schlecht in Mathe, oder ausschließlich auf die Lehrer schimpft, kann das Kind diese Haltung spiegeln, warnt der Schulleiter. Daher sei es unerlässlich, dass Eltern mit ihren Kindern über Schule sprechen, sich dafür interessieren, was am Tag passiert ist und in einem stetigen Austausch bleiben. "Manche Eltern wissen nicht einmal, ob ihr Kind die Klasse 6 a oder 6 b besucht, kennen nicht den Namen des Klassenlehrers", so Braksiek. Hilfestellungen können auch das gemeinsame Planen von Lernzeiten sein, Eltern können Vokabeln abfragen, die Pflege der Mappen und Hefte kontrollieren, sich zeigen lassen, wie das Kind lernt, fragen, ob es Hilfe benötigt. Auch die schulischen Leistungen sollten wertgeschätzt werden. Das ist gut fürs Selbstwertgefühl und kann die Motivation steigern. "Schüler brauchen Zuhause Rückhalt und Unterstützung", sagt Benz. Britta Albers-Eckhorst gibt noch einen Tipp, der sich zum Ritual entwickeln kann: "Nehmt eure Kinder in den Arm, macht ihnen Mut, lest abends zusammen ein Buch. Diese Zeit muss jede Familie haben."

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