Das ist der neue Vize-Bürgermeister in Herford

Herford. Diskutieren, seinen Standpunkt vertreten, andere Menschen überzeugen: Die meisten Dinge, die ein Kommunalpolitiker macht, haben mit Sprechen zu tun. Auf den ersten Blick mag diese Tatsache nicht damit zusammen passen, dass Thomas Bischoff, der neue zweite stellvertretende Bürgermeister Herfords, einen Sprachfehler hat. Er stottert seit seiner Kindheit und geht damit ganz offen um. &bdquo;Das Stottern gehört zu mir als Person einfach dazu“, sagt der 53-Jährige. Als Kind sei das viel schlimmer gewesen, allerdings habe er schon immer ein gutes Selbstbewusstsein gehabt, erzählt Thomas Bischoff. Und Menschen, die ihn gestärkt hätten. &bdquo;Das war vor allem der damalige Vertrauenslehrer an der Geschwister-Scholl-Realschule, Fritz Achtemeyer“, erinnert sich Bischoff gerne zurück. &bdquo;Er hatte auch einen großen Anteil daran, dass ich damals schon Schülersprecher wurde.“ In die Politik ist Thomas Bischoff von dort aus aber nicht direkt gekommen. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Elektroinstallateur. Heute ist er am Klinikum Herford beschäftigt – mit einer halben Stelle in der technischen Abteilung und der zweiten Hälfte als Personalrat. &bdquo;Mit dem technischen Part habe ich 1995 dort angefangen“, erzählt der Vater zweier Söhne (23 und 26 Jahre). Bewusster Wechsel vom Sport in die Politik In die Politik ist Thomas Bischoff eigentlich über den Sport gekommen. Zwar ist er bereits seit 1998 Mitglied der SPD, machte das aber &bdquo;erstmal so nebenbei“ und damit eigentlich von der Pike auf, wie er sagt. Der Schwerpunkt lag zunächst auf der Arbeit im Vorstand des TuS Lockhausen, wo er zwölf Jahre lang tätig war. Vor allem die Tennisabteilung war dort sein Steckenpferd. Im Jahr 2010 folgte dann ein Einschnitt: &bdquo;Ich habe damals gemerkt, dass die Pfade im Sport für mich irgendwie ausgetrampelt waren“, beschreibt Bischoff die damalige Situation. &bdquo;Es folgte ein bewusster Wechsel vom Sport in die Politik. Ich habe als Sachkundiger Bürger in der Fraktion angefangen.“ Dort habe er erst einmal alles ausprobiert, um zu sehen, wofür sein Herz am meisten schlägt: Sportausschuss, Bau- und Umweltausschuss, Rechnungsprüfungsausschuss und Haupt- und Finanzausschuss – überall hat Thomas Bischoff bereits mitgewirkt. Was ist wieder eine der Hauptaufgaben? Reden. 2020 wurde Thomas Bischoff schließlich direkt in den Stadtrat gewählt. &bdquo;Ich liebe es, mit anderen zu diskutieren“, sagt er. Und nun ist er einer von zwei Vertretern von Bürgermeister Tim Kähler und geht als Repräsentant der Stadt zu Geburtstagen, Vereinen, Empfängen oder Jubiläen. Bereits seit September hat er diese Termine, die er sich mit Werner Seeger (CDU) teilt, von Andreas Rödel übernommen, der aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Amt ausschied. Es waren bereits 48 im ersten Monat. Und was ist bei diesen Anlässen wieder eine der Hauptaufgaben von Bischoff? – Das Reden natürlich. Und das macht ihm jede Menge Spaß: &bdquo;Ich komme da zum Beispiel bei 90. oder 95. Geburtstagen unaufgefordert in Haushalte rein, alle sind freundlich und freuen sich, dass ich komme“, fasst er zusammen. Und interessante Einschätzungen und Lebensgeschichten bekomme er dort häufig von den Menschen zu hören. &bdquo;Dinge, mit denen ich sonst nicht so oft in Berührung kommen dürfte.“ Eine Beobachtung hat Bischoff bei seinen Repräsentations-Besuchen übrigens schon gemacht – vor allem, wenn er weiblichen Geburtstagskindern gratulieren durfte: &bdquo;Wenn ich eine 95-jährige Dame besuche und zunächst an der Tür auf die Tochter treffe, bin ich vorsichtig geworden und schaue erst, mit wem ich es zu tun habe. Auch 95-Jährige sehen heute oft so frisch aus wie 75-Jährige – ab dem 70. oder 75. Geburtstag verändern sich Frauen heute oft optisch nicht mehr.“ Bischoffs Wunsch: &bdquo;Sprechen Sie mich an!“ Für seine weitere politische Laufbahn ist Thomas Bischoff vor allem wichtig, &bdquo;die Menschen aus der Stadt bei den politischen Entscheidungen mitzunehmen. Das muss alles greifbarer werden, was wir machen.“ Die größte Aufgabe sieht er darin, &bdquo;dass das Land, aber auch die Stadt Herford es schafft, die Energie-Krise irgendwie zu händeln“. Bischoff freut sich auf die weiteren politischen Herausforderungen und Diskussionen und hat als neuer zweiter Stellvertreter des Bürgermeisters einen Wunsch an die Herforder: &bdquo;Sprechen Sie mich an. Wer mich in der Stadt sieht und wem vielleicht ein Thema auf der Seele brennt, der kann sich ruhig an mich wenden. Viele tun dies schon, aber noch nicht genug.“

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