So lief die Herforder Silvesternacht: Viel Geböller, mehrere Einsätze und eine müde Disko-Szene

Herford. Es ist kurz nach Mitternacht, als an der Berliner Straße plötzlich gleich vierzehn Mafiosi und Mafiosa aus einem unscheinbaren Hausflur treten und die Blicke von Passanten auf sich ziehen. Sie lachen fröhlich, liegen sich in den Armen und begrüßen das Neue Jahr auf ihre ganz persönliche Weise: in Form einer Motto-Party. "In diesem Jahr wollten wir einfach mal etwas anders feiern", sagt eine bestens gelaunte Teilnehmerin. Sie hat sich, ebenso wie ihre Freundinnen und Freunde, in Schale geschmissen. Die Kostüme erinnern an die dreißiger Jahre, wurden detailgetreu nachgebildet. Mit einer Einschränkung, wie der mutmaßliche Boss des Abends, der Al Capone in diesem Outfit zum Verwechseln ähnlich sieht, bekräftigt: "Mein kleiner Revolver im Hosenbund ist aus Plastik und enthält nur Platzblättchen." "Al Capone" mit Plastik-Revolver und Platzblättchen Es ist in dieser Nacht bunt und laut in der Herforder Innenstadt. Schon lange vor Mitternacht schießen Raketen in die Luft, explodieren mit einem lauten Knall und präsentieren die buntesten Farbspiele am wolkenverhangenen Himmel. Ganz offensichtlich haben die Herforderinnen und Herforder Nachholbedarf, denn in den letzten zwei Jahren war das Böllern in der Hansestadt verboten. Im Bahnhofsbereich lehnen gegen 23 Uhr zwei Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens entspannt an der Wand. Sie begleiten in dieser Nacht die Regionalbahnen, sollen für die Sicherheit der Zugbegleiter und Bahnreisenden sorgen. "Bislang war es für uns sehr ruhig, es gab keine Zwischenfälle", sagen sie. Und es sollte so bleiben. Dienst im Klinikum Im Herforder Klinikum hat Arsun Aslim Dienst. Die Ärztin kümmert sich in der Silvesternacht um die Patienten in der Notaufnahme. Der Beginn ihrer Schicht lässt nichts Gutes erahnen, denn ihr erster Patient wird in Polizeibegleitung an die Trage gefesselt eingeliefert. Offenbar hat der Mann zuvor randaliert und wollte sich auch nach Eintreffen der Polizei nicht beruhigen lassen, so dass er zum Schutz der Ärztin und des Pflegepersonals vorsorglich in Handfesseln gelegt werden musste. Im weiteren Verlauf der Nacht bleibt es aber "den Umständen entsprechend" ruhig. Es scheint eine ruhigere Silvesternacht zu werden. Für die Herforder Feuerwehr allerdings verläuft die Einsatznacht etwas unruhiger im Vergleich zu den beiden letzten Jahren, wie Leiter Karsten Buschmann mitteilt. In der Hauptsache handelt es sich bei den fünfzehn Einsätzen, die er mit allen Einheiten zu bewältigen hat, aber um sogenannte Entstehungsbrände auf Grünflächen, Hecken oder Böschungen. Oder auch um den Brand einer Mülltonne im Hinterhof eines Hauses an der Engerstraße. Müde Disko-Szene In der Disko-Szene geht es in dieser Nacht eher beschaulich zu. Feierwillige pilgern zum Go-Parc. So auch zwei Nachtschwärmerinnen, die am Bahnhof noch auf weitere Freundinnen warten, aber schon gehörig in Feierlaune sind und sich freuen, endlich mal wieder ausgelassen tanzen und feiern zu können. Auf dem Parkplatz der Diskothek "X" herrscht hingegen gähnende Leere, denn die Disko bleibt in dieser Nacht geschlossen. Ein einziges Fahrzeug steht mitten auf dem Platz, der Kofferraum ist geöffnet. Drei junge Damen wühlen im Kofferraum, kramen einige Feuerwerksraketen hervor und bereiten den Abschuss vor. "In diesem Jahr feiern wir zuhause, lassen es hier auf dem Parkplatz aber richtig krachen", lacht Jessica. "Sicher ist sicher", sagt ihre Freundin Aisha, die gehörigen Respekt vor der Pyrotechnik hat. Auch Jasmin und Celine ziehen es vor, das Feuerwerk da abzubrennen, wo weit und breit niemand verletzt werden kann. Einsatz im Königin-Mathilde-Gymnasium Ein Einsatz an einem Nebengebäude des Königin-Mathilde-Gymnasiums hätte auch durchaus anders ausgehen können. Hier bahnte sich eine Feuerwerksrakete durch eine Gummidichtung den Weg in einen Klassenraum. Durch den entstandenen Rauch wurde aber rechtzeitig die Brandmeldeanlage ausgelöst, so dass sich die Einsatzkräfte auf das Lüften der Räume beschränken konnten. Fazit der Polizei: "Eine eher normale Silvesternacht" Und so zieht auch die Pressesprecherin der Herforder Polizei, Simone Lah-Schnier, ein relativ entspanntes Fazit: "Die Polizei kann von einer eher normalen Silvesternacht sprechen", teilt sie mit. Es sei bei kleineren Sachbeschädigungen geblieben und nach bisherigen Kenntnissen wurde niemand durch Silvesterfeuerwerk verletzt. Und auch im Bereich des Go-Parc sei die Nacht ruhig verlaufen, lediglich im Bereich des Bahnhofsvorplatzes habe es eine Körperverletzung gegeben. Auch die Verkehrslage zeigte eine ruhige Silvesternacht: "Neben zwei Unfällen mit Sachschaden kam es lediglich im Kreuzungsbereich der Mindener Straße zu einem Verkehrsunfall, als ein Autofahrer aus bisher ungeklärten Umständen die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und gegen einen Ampelmast schleuderte", führt Lah-Schnier weiter aus. Die fünf Insassen konnten das Fahrzeug selbstständig verlassen, ein Insasse wurde leicht verletzt.

Meistgelesen