Sicherheit in Herford: So oft musste die Polizei zu Diskotheken ausrücken

Herford. Wie ist es um die Sicherheit in Herford bestellt? Eine Antwort auf diese Frage wollte die SPD-Fraktion im Stadtrat. "In letzter Zeit lesen und hören wir vermehrt von Überfällen und Körperverletzungen, auch im Rahmen von Volksfesten oder im Bereich der beiden Großdiskotheken", hieß es in ihrem Antrag. Ob es sich dabei um ein "subjektives unsicheres Gefühl" handele oder sich "diese Stimmung an Daten und Fakten festmachen" lasse, fragten die Kommunalpolitiker weiter. Dazu war ein Experte im Stadtrat zu Gast. Polizeioberrat Andreas Brings, seit vier Jahren Leiter der Direktion Gefahrenabwehr und Einsatz, kurz GE, hatte Zahlen mitgebracht und eine grundlegende Einschätzung, die er direkt vorweg nahm: "Ich kann Sie beglückwünschen, in einer so sicheren Stadt zu wohnen." Vor allem in den Corona-Jahren 2020 und 2021 sei die Zahl der Straftaten zurückgegangen. Für die Stadt Herford seien 2017 noch 5.271 Straftaten bekannt geworden. 2020 waren es 4.310, ein Rückgang um 1.000 Fälle. Lesen Sie mehr zum Thema Sicherheit: Nachts bleiben die Straßenlaternen in Herford aus - Haben Einbrecher leichtes Spiel? "2022 ist aber wieder ein Anstieg zu erwarten", kündigte Brings an. Die Zahlen lägen zwar noch nicht in Gänze vor, aber bereits die Septemberdaten hätten deutlich auf diesen Trend hingewiesen. "Meine Prognose ist, dass wir uns bei ähnlichen Zahlen bewegen wie 2018, da wurden 4.887 bekannt." Diese Prognose wagte Brings auch für die polizeilichen Einsätze. "Die Zahl liegt für 2022 wohl auch annähernd bei der von 2018, da hatten wir 11.501 Einsätze." 2021 waren es noch 10.610 gewesen. Wenn früher ein Fahrzeug zum Einsatz rausfuhr, sind es heute mindestens zwei Insgesamt seien nach seiner Beobachtung jetzt, nach Corona, wieder viele Menschen auf den Straßen unterwegs, die auch gewaltbereit seien. "Das Geschäft auf der Straße ist härter geworden", so Brings. Da die Polizei das wisse, schicke sie heute statt einem Fahrzeug meist zwei oder sogar drei raus. "Und das bindet dann wieder Personal, das vielleicht auch an anderer Stelle gebraucht würde." Ein besonderes Augenmerk richtete Brings in seinem Bericht wunschgemäß auf den Bereich um die beiden Großdiskotheken. "Die Lage im Bereich des X ist eher ein geringeres Problem", so der Polizeioberrat. Einzelne Delikte wie Körperverletzungen oder Raub hat die Polizei dort registriert. In den Jahren 2020 und 2021 gab es im Umfeld des Diskothek an der Bünder Straße 14 registrierte Delikte. Es könne allerdings sein, dass es weitere Straftaten gebe, die im Zusammenhang mit dem X stünden, aber weiter weg passiert seien, sagte Brings. Dass die Problematik an der zweiten Disko, dem Go Parc größer ist, zeigen die Vergleichszahlen: In den Jahren 2020 und 2021 gab es im Bereich der Wittekindstraße insgesamt 43 registrierte Delikte. "Hier macht uns vor allem der Freitag zunehmend Probleme", sagte Brings. Das liege am so genannten "Mutti-Zettel", den Erziehungsberechtigte ausfüllen können und mit dem sie den Erziehungsauftrag für ihr bis 17-jähriges Kind an eine andere "zuverlässige erwachsene Person" übertragen können. "Allerdings ist nicht jeder zuverlässig, der auf einem solchen Mutti-Zettel steht", so Brings. Auch Fälschungen seien dabei keine Seltenheit. Zwei Vorfälle aus 2022 rund um den Go Parc sind besonders in Erinnerung geblieben Schwierigkeiten ergeben sich, so der Direktionsleiter, vor allem beim Einlass: "Wenn es etwas länger dauert, stehen die Leute dort in der Kurve sozusagen auf der Straße. Da kommt es erfahrungsgemäß häufiger zu schwierigen Situationen." Besonders in Erinnerung sind in diesem Zusammenhang zwei Vorfälle geblieben. "Am 13. August hat es vor dem Go Parc ein versuchtes Tötungsdelikt gegeben: Eine Person lag am Boden, eine andere ist ihr auf den Kopf gesprungen." Und Anfang Juni habe es im Bereich der Disko Schüsse auf ein Fahrzeug gegeben. "In beiden Fällen konnten die Tatverdächtigen ermittelt werden", so Brings. Überhaupt liege die Aufklärungsquote der Kreispolizei Herford mit 57 Prozent über dem Landesdurchschnitt (54 Prozent). Mehr zum Thema lesen Sie hier Schlägereien und Polizeieinsätze am Go Parc im Überblick Eine Reaktion auf die vermehrten Vorkommnisse rund um den Go Parc und den Bahnhof sei zum Beispiel der Großeinsatz in der Halloween-Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November gewesen. Bundespolizisten aus Münster waren an der groß angelegten Kontrolle ebenso beteiligt wie die Herforder Polizei und das Jugend- und das Ordnungsamt der Stadt Herford. In erster Linie habe die Aktion präventiven Charakter gehabt, so Brings, der weitere Einsätze dieser Art in Erwägung zieht. Volksfeste in Herford weniger problematisch Weniger problematisch sind aus der Sicht von Brings die Volksfeste in Herford. Aufgrund der Corona-Lage musste die Osterkirmes in 2020 und 2021 pausieren, die City-Kirmes öffnete als erste im Jahr 2021 die wieder ihre Tore. "Diese Veranstaltung ist sehr sicher, wenn man bedenkt, wie viele Menschen hier zeitweise zusammenkommen", bewertete Brings die Lage. Eine Schlägerei mit 20 bis 30 Jugendlichen habe es im Oktober 2021 auf der City-Kirmes gegeben. "Aber durch konsequentes polizeiliches Einschreiten - auch mit Verstärkungskräften der Bereitschaftspolizei - konnten wir die Lage schnell bewältigen." Ähnlich stellte sich die Situation auf der Osterkirmes im April dieses Jahres dar. Eine Ansammlung von 150 teils erheblich alkoholisierten Jugendlichen hatte die Polizei beschäftigt. "Da hat sich ein Katz- und Maus-Spiel entwickelt, das wir aber am Ende gewonnen haben." Lesen Sie auch Überfälle auf Tankstellen: Wie sich Angestellte und Zeugen in der Situation richtig verhalten

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