Engpässe am Klinikum Klinikum Herford: Sehr viele Corona-Infizierte und erkrankte Beschäftigte

Kreis Herford. Die Anzahl der Covid-Patienten, die stationär im Klinikum aufgenommen wurden, ist in den vergangenen Tagen sprunghaft angestiegen. Am Montag wurden Vorstandssprecher Peter Hutmacher zufolge 56 Infizierte in dem Kreis-Krankenhaus behandelt. Das entsprach nahezu dem Höchststand der Omikron-Welle im Februar/März. Einen Tag später, am Dienstag dieser Woche, waren es bereits 65 Infizierte. Die Entwicklung entspricht dem, was auch die Johns-Hopkins-University auf ihrer Corona-Karte verzeichnet: Demnach haben sich in Deutschland in den vergangenen 28 Tagen je 100.000 Einwohner mehr Menschen mit dem Virus infiziert als anderswo auf der Welt. Die Universität hat in diesem Zeitraum knapp 2,1 Millionen Infektionen verzeichnet. Vermutlich lassen sich aber längst nicht alle Infizierten überhaupt testen. Denn, und das ist auch eine gute Nachricht: Gut die Hälfte der Patienten am Klinikum Herford ist symptomfrei. Darüber hinaus sind viele Krankheitsverläufe leichter, sagte Hutmacher. Ein Corona-Infizierter wird im Klinikum derzeit intensivmedizinisch behandelt. Hoher Personalaufwand Die schlechte Nachricht ist: Der Aufwand, Infizierte zu isolieren, ist sehr hoch. Das binde sehr viel Personal, sagte Hutmacher. &bdquo;Und das macht uns das Leben schwer.“ Denn hinzu kommt, dass ein großer Teil der Beschäftigten krank ist, zu Wochenbeginn waren das 14 Prozent der Belegschaft. Damit können wieder einmal nicht alle Patienten mit geplanten und terminierbaren Behandlungen im Klinikum zu dem Zeitpunkt aufgenommen werden, an dem dies eigentlich vorgesehen war. &bdquo;Es gibt Wartezeiten“, sagte Hutmacher, betonte aber, dass akut Behandlungsbedürftige auch behandelt werden. Er widersprach aber Äußerungen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach von Montag, nach dem die Krankenhäuser in Deutschland nicht überlastet seien. &bdquo;Doch, natürlich sind sie überlastet.“ Lesen Sie mehr zum Thema: Wegen Corona: Lukas-Krankenhaus verschiebt OPs Viele erkrankte Mitarbeiter Zu den personellen Engpässen führen mehrere Faktoren. Zum einen infizieren sich auch Beschäftigte mit dem Coronavirus. Viele sind zwar ohne Symptome. Trotzdem brauchen sie einen negativen PCR-Test, bis sie wieder arbeiten dürfen. Andernfalls wäre die Gefahr zu groß, dass sie Patientinnen und Patienten anstecken, die wegen anderer Erkrankungen im Klinikum sowieso körperlich geschwächt sind. Und bis zu diesem negativen Testergebnis dauere es zwischen sechs und vierzehn Tagen, so Hutmacher. Darüber hinaus erkranken viele Beschäftigte an weiteren Infektionskrankheiten, darunter die klassische Grippe. Begünstigt wird das auch durch die vielen Lockdowns in den vergangenen zwei Jahren, in denen die Menschen weniger mit Viren in Kontakt kamen, was sie dafür nun umso anfälliger macht. Zusammen mit Covid 19 führe das zu einer deutlich höheren Krankheitsquote, so Hutmacher. Weiterhin gibt es zudem Beschäftigte, die mit Long-Covid – vor allem aus der Zeit, in der die Delta-Variante grassierte – kämpfen. Hutmacher spricht von einem &bdquo;nicht geringen Anteil“. Der Wissenschaft zufolge leiden fünf bis zehn Prozent der Menschen nach einer Corona-Infektion an Long-Covid. Für das Klinikum gibt es keine genauen Zahlen. Das liegt daran, dass Arbeitnehmer ihrem Arbeitgeber grundsätzlich die Art ihrer Erkrankung nicht anzugeben brauchen. Seit die Omikron-Variante die Oberhand gewonnen habe, kämen jetzt nur noch in Einzelfällen Long-Covid-Erkrankte hinzu. Die aktuellen Corona-Zahlen für den Kreis Herford finden Sie im NW-Liveticker. FFP2-Maskenpflicht gefordert Hutmacher zufolge wäre es jetzt wirklich an der Zeit, in Innenräumen wieder Masken zu tragen, um die Belastungswelle in den Kliniken zu brechen. Er plädiert für eine FFP-Maskenpflicht. &bdquo;Das können wir über den Herbst und Winter nicht laufen lassen“, sagte er. Denn: &bdquo;Die Belastung für die Krankenhäuser wird zur Belastung für die Patienten, die dringend einer stationären Behandlung bedürfen. Und das trifft dann alle.“ Regeln für Besucher Weiterhin gilt für Besucher, dass sie einen aktuellen negativen Corona-Test einer zertifizierten Teststelle vorlegen müssen. Ein Schnelltest verliert seine Gültigkeit nach 24 Stunden, ein PCR-Test nach 48 Stunden. Eine zertifizierte Teststelle befindet sich vor dem Haupteingang des Klinikums. Kinder bis zur Vollendung des sechsten Lebensjahres sind von der Testpflicht ausgenommen. Besucherinnen und Besucher dürfen von 13 bis 19 Uhr ins Klinikum kommen, allerdings möglichst nicht länger als 60 Minuten. Im Patientenzimmer soll sich jeweils nur ein Besucher aufhalten. Im Gebäude sind sie verpflichtet, eine FFP2-Maske zu tragen, auch Kinder. Bis 13 Jahre dürfen Kinder eine Alltagsmaske tragen, falls die Passform der medizinischen Maske für sie nicht geeignet ist. Finanzielle Situation Extrem schwierig wird die finanzielle Situation der Krankenhäuser: Operationen fallen aus und damit haben die Krankenhäuser Einnahmeverluste. &bdquo;Das ist nicht zu kompensieren“, sagt Hutmacher. Zumal es auch keine Freihaltepauschale mehr gibt: Diese Mittel waren zeitweise in der Pandemie für Betten gezahlt worden, die unbesetzt blieben, weil das Personal bei der Intensivpflege von Corona-Patienten gebunden war. Hinzu kommen steigende Kosten, unter anderem für Strom und Gas. Bei einem Blackout Für den Fall eines totalen Stromausfalls ist das Klinikum in den ersten zwei Tagen gut gerüstet: Es verfüge über Diesel betriebene Notstromaggregate, sagte Hutmacher. Nach 48 Stunden müssten die Tanks wieder aufgefüllt werden. Der Vorstandssprecher hält es aber für unwahrscheinlich, dass die Energieversorgung in diesem Zeitraum nicht wieder gesichert ist.

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