Thema der Woche: Laute Party in Hiddenhausen stört Nachbarn: Wer hat recht?

&bdquo;Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Mit klugen Zitaten um sich zu werfen, ist eigentlich nicht meine Art – doch in diesem Fall kann ich die Worte Friedrich Schillers kaum aus dem Kopf bekommen. Schiller wollte mit seinen Stücken die Menschen anhalten, moralisch zu reflektieren – genau dazu dient folgende Geschichte. Dabei geht es um die Hiddenhauser Familie Furchert und einen unbekannten Nachbarn. Die Furcherts wollten kürzlich endlich wieder das machen, wonach sich während den Pandemie-Beschränkungen wohl viele gesehnt haben: eine große Party feiern. Anlass waren zwei Geburtstage. Birgit Furchert ist im vergangenen Jahr 50 Jahre, ihr Neffe Marc Furchert vor kurzem 40 Jahre alt geworden. 117 Gäste kamen schließlich zu der Gartenparty in Lippinghausen, bei der die Gastgeber groß aufgefahren hatten. &bdquo;Wir haben einen DJ und einen Zeltbauer organisiert, Getränke beim Lieferanten bestellt und beim Essen ist eine ehemalige Nachbarin eingesprungen, nachdem unser Pizza-Lieferant kurzfristig abgesagt hat“, erzählte Marc Furchert meiner Kollegin Shannon-Lee Bendig. Bis 23.30 Uhr dauerte der Spaß – dann kam die Polizei. Ein Nachbar habe sich beschwert. Die Furcherts machten die Musik leiser. Doch die Polizei kam zurück. Danach sei die Musik so leise gewesen, dass an Tanzen nicht mehr zu denken gewesen wäre. Die Stimmung sei ausgelassen, aber nicht ausufernd gewesen, sagt Birgit Furchert. Sie hätten ihre Feier bei allen direkten Nachbarn angekündigt. Gesetz auf der Seite des Nachbarn Tatsächlich ist das Gesetz aber auf der Seite des Nachbarn. Zwischen 22 und 6 Uhr seien Betätigungen verboten, die die Nachtruhe stören, erklärt die Hiddenhauser Ordnungsamtsleiterin. Musikanlagen seien nur in einer Lautstärke zu benutzen, die unbeteiligte Personen nicht erheblich belästige. Was ist also erheblich? Als Mensch, der vor einiger Zeit noch jung war – zumindest gut bei den Furcherts hätte mitfeiern können –, bin ich natürlich gleich erbost. Und gedanklich bei Schiller. Was für ein &bdquo;böser“ Nachbar, der den Menschen nicht das Feiern gönnt. Da wir nicht wissen, wer dieser Nachbar war, kann ich nur mutmaßen. Mir einen granteligen, alten Menschen vorstellen. Aber! Vielleicht hatte er ja auch einen guten Grund – vielleicht ist er krank oder seine Frau. Oder er ist eine Sie und ihr Baby hört nicht auf zu schreien. Gesetze regeln nicht alles Viel mehr Gründe fallen mir dann doch nicht ein. Natürlich dürfen wir dem Nachbarn nicht unterstellen, dass er böse ist. Aber die Geschichte taugt, um sich eines klar zu machen. Gesetze regeln nicht alles. Es ist durchaus verständlich, wenn man sich einmal alle paar Jahre nicht daran hält, ab 22 Uhr still zu sein. Natürlich sollten die Nachbarn informiert sein. Ich kenne beide Seiten, als Jugendliche habe ich stets alle eingeladen, sobald meine Eltern im Urlaub waren. Und ich hatte sehr, sehr nette Nachbarn, die nichts gesagt haben. Später habe ich in einem Mehrfamilienhaus gewohnt und die Party um vier Uhr morgens unter der Woche selbst mit einem Anruf bei der Polizei versucht zu beenden. Doch da ist eben ein Unterschied – das Fest, das eine Ausnahme ist, könnten Menschen ihren Nachbarn ruhig gönnen. Der Störenfried, der gar keine Rücksicht nimmt und nachts die Anlage aufdreht, ist in diesem Fall wohl der &bdquo;böse Nachbar“. Ich frage mich, ob die Furcherts eigentlich auch Roland Kaiser gehört haben: &bdquo;Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn ihm die schöne Nachbarin gefällt“ Kostenloser Newsletter aus Herford Wenn Sie diese Kolumne schon früher lesen wollen, empfehle ich ich Ihnen, den Newsletter aus Herford kostenfrei zu bestellen. Darin finden Sie zusätzlich auch ein Angebot der wichtigsten Nachrichten der vergangenen Tage aus Herford. Hier geht's zur Bestellung.Hier geht's zur Bestellung.

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