Herforder City-Kirmes: Wie weit kommt eine Großfamilie mit 100 Euro?

Herford. "So viele Scheine!" - Die Augen des fünfjährigen Milow leuchten, als der NW-Gesponserte Rundgang über die City-Kirmes ansteht. "Oma hat gewonnen", weiß Milow genau. Deshalb bekommt Oma Heike Plonus aus Hiddenhausen auch die "Familienkasse", genau 100 Euro, überreicht. Die NW will nun wissen, wie weit die Familie mit dem Geld bei einem Kirmes-Besuch kommt. Und das ist eine wirkliche Herausforderung, denn Familie Plonus, das sind neben Oma Heike (62) ihre Tochter Vanessa (35), deren Mann Ricardo (30) und ihre vier Kinder: Giuliana (9), Milow (5), Mariella-Marie, genannt Ella (2) und Nesthäkchen Melody-Hope (1). "Wir haben uns so gefreut, dass wir gewonnen haben", sagt Vanessa Plonus, die mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Herford wohnt. Und die sechs sind echte Kirmes-Fans. "Wir gehen zwei bis drei Mal im Jahr auf die Kirmes. Die Kinder lieben das", so Vanessa Plonus. "Dafür ist mit vier Kindern so etwas wie ein Urlaub eben nicht drin." Die Älteste, Giuliana, hat schon einen genauen Plan. "Ich will in den Shaker - das ist mein Lieblings-Karussell. Und in den Breakdancer mit Mama." Doch erst einmal sind die Kleinen dran. Das Kinderkarussell wird angesteuert. Milow und Ella setzen sich vorne in einen rosa-glitzernden Jeep, die kleine Melody kommt nach hinten. "Das ist ihre erste Karussellfahrt", sagt Mama Vanessa und bleibt deshalb lieber neben der Kleinen hocken. Eine gute Idee, wie sich zeigt, denn bei der ersten Runde wird ein bisschen geweint, bis sich die kleine Melody an die Lichter und die Bewegung gewöhnt hat. Dann hat sie fast genauso viel Spaß wie ihre älteren Geschwister vorne. Papa lässt sich etwas bitten, fährt aber schließlich auch eine Runde mit Während die Familie ihre Runden dreht, erzählt Papa Ricardo, dass er noch etwas müde ist. Als Produktionshelfer beim Schokoladenhersteller Weinrich hat er gerade eine Nachtschicht hinter sich und nur zwei Stunden geschlafen vor dem Kirmes-Besuch. "Papa, kommst Du gleich mit mir und Mama in den Shaker?" fragt Giuliana. Papa lässt sich zwar etwas bitten, kann sich aber schließlich nicht mehr wehren. Oma Heike muss wieder Tickets lösen - diesmal für drei. "Es ist gut, dass es an vielen Fahrgeschäften Mengenrabatte gibt. Da hat man als große Familie richtig was davon." Dennoch: 8 Euro fürs Kinderkarussell und 10 Euro für drei Shaker-Tickets sind schon weg. Es lohnt sich. Mama, Papa und Giuliana haben viel Spaß im Lieblings-Fahrgeschäft der Neunjährigen. Nur die zweijährige Ella macht sich ein bisschen Sorgen um ihre Eltern und ihre große Schwester und schaut mit ängstlichem Blick dabei zu, wie die Drei durch die Luft gewirbelt werden. Aber es wird alles gut. Als sie wieder aussteigen, beruhigt sich die Kleine auf Mamas Arm schnell wieder. Dann muss neu geplant werden. "Was machen wir als nächstes?" fragt Oma Heike. Ella will Ponyreiten, Milow Dosenwerfen und Giuliana steuert den Musik-Express an. Aber eigentlich haben alle auch Hunger. Vor allem Papa Ricardo. Deshalb bekommt die Bratwurst-Bude den Zuschlag. Und beim Essen wird es kurz ganz still. Alle genießen das klassische Kirmes-Menü. "Eigentlich sparen wir uns das", sagt Vanessa Plonus. "Wir essen sonst lieber zu Hause, damit unser Budget auf der Kirmes für mehr Karussellfahrten und Süßes für die Kinder reicht." Heute ist das anders. Heute wird geschlemmt. Bratwurst, Pommes und Limonade. Der Preis für alle zusammen: 28 Euro. Nur noch knapp über die Hälfte vom Gewinn ist übrig. Die Geschwister nehmen Rücksicht aufeinander - jeder ist mal dran Die zweijährige Ella hat das Ponyreiten vergessen, als sie vorm Musik-Express steht und Mama und Giuliana dabei zusieht, wie sie ihre Runden drehen. Der fünfjährige Milow ist auch beschäftigt. Er steht neben Oma und tanzt zur lauten Musik. Es fällt auf, dass die Geschwister sich gegenseitig nicht viel neiden. Die Kleinen warten geduldig darauf, dass ihre große Schwester die Fahrt beendet und umgekehrt wartet Giuliana auf die Kleinen am Kinderkarussell. "So ist das, wenn man mit vielen Geschwistern aufwächst", sagt Oma Heike. "Da kann es eben nicht immer nur um ein Kind gehen. Jeder ist mal dran." Einig sind sich die vier Kinder bei der nächsten Station. Jetzt wollen sie mit Dosen- und Pfeile-Werfen etwas gewinnen - als Erinnerung für Zuhause. Die kleine Melody ist in ihrem Kinderwagen schon eingeschlafen - in der Hand noch ein Stückchen Bratwurst. Milow räumt - assistiert von Papa Ricardo - die Dosen ab. Ella und Giuliana treffen einige bunte Luftballons mit Pfeilen. Die Ausbeute: Eine kleine Dose "Slime" für Giuliana, ein Malbuch mit Stiften für Ella und ein kleines Schwert für Milow. Oma Heike macht Kassensturz: 20 Euro sind noch da. Der Breakdancer steht noch auf dem Programm. "Da will ich mit Mama rein", hatte die Neunjährige sich von Anfang an vorgenommen. Auf dem Weg dorthin kommt die Familie noch einmal am Kinderkarussell vorbei und der Plan steht: Je zwei Fahrten für Milow und Ella hier, und eine Fahrt für Mama Vanessa mit ihrer ältesten Tochter im Breakdancer. Dann ist das gewonnene Geld weg. Nach gut eineinhalb Stunden. "Einen Euro habe ich noch in der Kasse, der kommt in die Spardose", entscheidet Oma Heike. Eigentlich sei man mit 100 Euro ganz gut ausgekommen, so das Fazit der Familie. Das liegt aber sicher auch daran, dass die Kinder sich genau überlegt haben, was ihnen am wichtigsten ist. "Sie wissen eben, dass man sich oft entscheiden muss und nicht alles haben kann. Dafür reicht das Geld eben nicht", so Vanessa Plonus. Am Montag geht's noch einmal mit Opa auf die City-Kirmes Alle sind glücklich. "Schön war's, einfach mal nicht so aufs Geld zu achten und alles machen zu können, was die Kinder sich wünschen", so Papa Ricardo. "Nur Süßes haben wir nicht gegessen", sagt Milow. Aber Oma Heike hat noch eine Idee: "Wir gehen am Montag noch mal hin und nehmen den Opa mit. Der hat bestimmt noch ein bisschen was für euch im Portemonnaie."

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