Energiesparpaket: In Herford bleibt nachts auf vielen Straßen das Licht aus

Herford. Der Stadtrat hat das Energiesparpaket beschlossen - mit Nachtabschaltung von Straßenbeleuchtung, kalten Duschen in Sporthallen und abgesenkten Temperaturen in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden. Änderungsvorschläge fanden keine Mehrheit. Begleitet wird das Paket von einer Öffentlichkeitskampagne. Ihr Titel: "20 Prozent - das kriegen wir hin". Zuvor hatte Bürgermeister Tim Kähler die Konfliktsituation aus seiner Sicht geschildert. Die Stadt will am Ende mehr als 7 Millionen kWh (Kilowattstunden) Gas und und knapp 1 Millionen kWh Strom weniger verbrauchen. Dabei würden keine Strukturen zerstört, wie Kähler betonte. Alle Einrichtungen könnten in Betrieb bleiben und seien weiterhin nutzbar. Stadt rüstet sich für mehrtägigen Stromausfall Er wisse, dass sie den Schülern viel abverlangten, dass Menschen nachts in einer dunklen Stadt Angst bekämen. Er selbst sei davon ausgegangen, dass die Energieeinsparung bei einer Nachtabschaltung nicht erheblich sei, habe sich aber eines besseren belehren lassen müssen. "Somit ist es konsequent, diese Maßnahme jetzt vorzuschlagen." Zumal die Folgen leer laufender Gasspeicher viel gravierender würden: Ihm lägen Listen von Unternehmen vor, die dann abgeschaltet würden. Auch habe er Vorgaben und Hinweise für einen mehrtägigen Stromausfall. "Dann geht es ans Eingemachte. Dann ist Duschen die kleinste Herausforderung." Herbert Even (Grüne) setzte das Sterben in der Ukraine mit den Einschränkungen in Herford ins Verhältnis und bezeichnet diese als tragbar Unannehmlichkeit. Die Opfer, die das Sparpaket den Herfordern abverlange, seien im Vergleich dazu nicht so schlimm, meinte auch Thomas Besler (SPD). Gas-Einsparungen Folgende Einsparungen - jeweils aufs Jahr berechnet - sind beschlossen: Um zwei Grad abgesenkt wird die Wassertemperatur im H2O (Ersparnis: 1.200.000 kWh), die Lufttemperatur im H2O (700.000 kWh) und in deren Verwaltung (10.000 kWh). Die Eissauna ist bereits abgeschaltet, die Schließung weiterer Saunen stehen noch zur Diskussion. Die Saunen werden generell fünf Grad kälter. In den Gebäuden des städtischen Immobilienbetriebs (IAB) - auch in den Schulen - wird die Temperatur um zwei Grad abgesenkt (2.850.000 KWh). Der IAB stellt die Warmwasseraufbereitung in allen Schulen und Sportstätten ab und damit Warmwasser in Duschen (1.650.000 kWh). Freitags ab 12 Uhr und übers Wochenende wird in der Stadtverwaltung nicht mehr geheizt (100.000 kWh). Vom 22. Dezember bis 1. Januar schließt die Verwaltung komplett (62.000 kWh). Um zwei Grad senkt das Abwasserwerk die Temperatur in seinen Hallen (290.000 kWh). Ebenso halten es die Stadtwerke in Verwaltungsräumen und Betriebsgebäuden (125.000 kWh), die Verwaltungen der Kultur (65.000 kWh), des Marta (40.000 kWh) und der städtischen Servicegesellschaft für Wirtschaft und Kommunen, SWK, (70.000 kWh) sowie die Pro Herford in der Markthalle und im Güterbahnhof (32.000 kWh). Die Temperatur in den Sporthallen wird nur noch 15 Grad betragen (125.000 KWh). Zudem zieht die Marta-Pädagogik ins zweite Marta-Obergeschoss um (50.000 KWh). Alle Maßnahmen zusammen sollen kurzfristig Gaseinsparungen von 7.677.000 kWh ermöglichen. Das entspricht 15,99 Prozent des Verbrauchs im Konzern Stadt und 0,85 Prozent des Gesamtverbrauchs in Herford. Der Konzern Stadt ist mit 48.000.000 kWh (5,33 Prozent) am Gesamtverbrauch in Herford beteiligt, die privaten Haushalte verbrauchen 500.000.000 kWh (55,56 Prozent), die Unternehmen 352.000.000 kWh (39,11 Prozent). Strom-Einsparungen Beim Strom kann die Stadt durch die Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung zwischen 0 und 5 Uhr morgens erheblich sparen (440.000 kWh). An den Hauptverkehrsstraße bleiben die Lampen aber eingeschaltet. Elektrische Warmwasseraufbereiter in Schulen, Sportstätten und Verwaltungen werden außer Betrieb genommen (90.000 kWh). Die Kläranlage kann ihren Verbrauch um 300.000 kWh senken. Weitere Maßnahmen sind reduzierte Öffnungszeiten der Markthalle (120.000 kWh), weniger Veranstaltungen im Alten Güterbahnhof (15.000 kWh), der Verzicht auf das Anstrahlen von Gebäuden und die Schwippbögen zur Weihnachtszeit in den Fenstern des historischen Rathauses (3.500 kWh), eine abgeschaltete Klimaanlage im Veranstaltungsbereich des Marta (12.000 kWh), eine ausgeschaltete Außenbeleuchtung des Marta (2.500 kWh) und die Umrüstung auf LED-Beleuchtung in der Bibliothek (3.500 kWh). Insgesamt soll der Stromverbrauch so um 992.500 kWh sinken. Perspektive Die Einsparmaßnahmen gelten zunächst befristet bis zum 28. Februar 2023. Im Februar könnten sie relativ unbürokratisch entscheiden, ob sie aufgehoben oder verlängert werden, sagte Thomas Helmerking (CDU). Sollten die deutschen Gasspeicher leer laufen, steht die Schließung zahlreicher Einrichtungen an, darunter der Eishalle, des H2O und der Rathäuser. Das passiert aber nur im äußersten Notfall. Die Stadt prüft unterdessen die Möglichkeit für weitere Photovoltaikanlage auf städtischen Dächern, so an der Goebenstraße. Änderungswünsche Sämtliche Änderungswünsche lehnte die Ratsmehrheit ab. Andreas Jotzo vom Herforder Bürger-Bündnis (HBB), wollte prüfen lassen, ob die Straßenbeleuchtung gedimmt statt abgeschaltet werden kann. Für die Bürger für Herford (BfH) sprach sich Udo Gieselmann gegen kalte Duschen in Sporthallen aus, weil die Sportler sonst zu Hause duschen würden und dies den Gasverbrauch auf die privaten Haushalte verlagere. Gut geheizte Klassenräume wünschten sich die Liste 2004 und die Linken. Die Kinder hätten schon genug in der Pandemie gelitten. Inez Déjà (Linke) wollte es den Schulen überlassen, ob und wo sie Heizkosten sparen.

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