Extreme Energiepreise: Wenn der Familie die Zahlungsunfähigkeit droht

Kreis Herford. Die Gasumlage, die hohen Gaspreise, die teuren Lebensmittel und hohe Benzinpreise - alleine diese Faktoren bringen bald viele Haushalte an die Belastungsgrenze. Erst im kommenden Jahr? Nein. Schuldnerberater warnen bereits für 2022 vor drohender Zahlungsunfähigkeit für viele Familien. "Gegen diese Preise können sie nicht an sparen!" Eine Verbraucherschützerin sagte bereits bei einer Recherche im Jahr 2021: "Gegen diese Preissteigerungen können sie gar nicht an sparen. Sie können vielleicht versuchen, die Folgen zu mindern." Aktuell legte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes nach: "Wir rechnen damit, dass wegen der deutlichen Preissteigerungen perspektivisch bis zu 60 Prozent der deutschen Haushalte ihre gesamten verfügbaren Einkünfte – oder mehr – monatlich für die reine Lebenshaltung werden einsetzen müssen". Nach dem sogenannten Sparkassen-Vermögensbarometer waren vor einem Jahr lediglich 15 Prozent nicht in der Lage, Geld zurückzulegen. Mit Sorge in die Zukunft In der Region schauen Verbraucherschützer und Schuldnerberatung voller Sorge in die Zukunft. Alleine durch die Gasumlage von 2,4 Cent netto (zuzüglich der Umsatzsteuer von aktuell sieben statt 19 Prozent) kommt auf eine vierköpfige Familie - mit einem Verbrauch von etwa 20.000 Kilowattstunden - eine jährliche Mehrbelastung (ohne die eigentliche Preissteigerung) von etwa 620 Euro brutto zu. Ein Zweipersonenhaushalt zahlt etwa 370 Euro, ein Single-Haushalt etwa 160 Euro mehr. "Wir können primär Forderungen von Energieunternehmen prüfen und Ratschläge zum Energiesparen geben", sagt Maik Böhme von der Herforder Verbraucherberatung. "Es werden sicherlich viele Anfragen auf uns zukommen. Ob und wie das in die Existenzbedrohung geht, muss man halt schauen. Vor allem, nachdem die Energiepreise bereits im vergangenen Jahr deutlich gestiegen sind. Wir versuchen, zum Energiesparen zu animieren. Aber: Was gibt es für Alternativen zum Gas? Wie können Eigenheimbesitzer reagieren, wie Eigentümer im Altbau? Und ja - man kann die Kosten nicht komplett einsparen." Allerdings sei vor allem Mietern angeraten, Gas- oder Stromverträge prüfen zu lassen, ebenso die Nachzahlungen. Insbesondere bei Schulden durch Nachzahlungen lassen sich in der Regel Ratenzahlungen vereinbaren, damit man nicht im Dunkeln steht. "Wenn man allerdings komplett zahlungsfähig ist, verweisen wir zum Beispiel an den Sozialdienst katholischer Männer/Frauen. Die bieten eine professionelle Schuldnerberatung an." Verdoppelung der Privatinsolvenzen Bereits zuvor hatte sich die Zahl der Privatinsolvenzen im Jahr 2021 (im Vergleich zu 2020) mehr als verdoppelt. Wird sich dieser Trend 2023 vor dem Hintergrund der massiv steigenden Energiepreise ähnlich entwickeln? "In den Insolvenzen wird sich das - wenn überhaupt - erst verspätet zeigen", sagt Heike Wiechers vom Sozialdienst katholischer Frauen e.V. "In der sozialen Schuldnerberatung zeigt sich die Existenznot durch erhöhte Abschläge bei Strom und Gas sowie Lebensmittelverteuerung. Wie die Tafeln sind zudem auch andere Hilfsangebote nur eingeschränkt nutzbar. Was wir registrieren, sind deutlich mehr Anfragen nach Lebensmittelgutscheinen und Bargeld." Wer besonders betroffen ist Welche Haushalte sind aktuell besonders betroffen? "Betroffen sind grundsätzlich Menschen mit höherem Lebensrisiko, einem längerfristigen Niedrigeinkommen und Transferleistungen", so Wiechers. "Und natürlich jeder Haushalt, der keine Rücklagen bilden konnte, zum Beispiel wegen einer Hausfinanzierung oder einem hohen Konsuminteresse und Konsumverhalten." Auch die Verbraucherschützer raten dringend dazu, Rücklagen zu bilden - sofern das halt möglich ist.

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