Herford Sportler müssen kalt duschen, Mitarbeiter vermehrt ins Homeoffice

Herford. Einige Ideen dienen wohl eher als Symbol, andere bringen die Stadt Herford einen großen Schritt näher zum nun ausgerufenen Ziel, 20 Prozent Energie einzusparen. Der Bürgermeister hat Vorschläge vorgelegt, wie möglichst schnell Gas und Strom eingespart werden kann. Die Ratsfraktionen haben jetzt Unterstützung signalisiert sowie weitere Überlegungen angeregt. Einige Vorkehrungen sind schon umgesetzt. Über andere Maßnahmen muss noch diskutiert werden. Ziel sei es, in der nächsten Ratssitzung am 26. August einen gemeinsamen Einsparkatalog zu beschließen. Ein vertiefendes Gespräch zwischen Bürgermeister Tim Kähler und den Fraktionsvorsitzenden hatte dazu am Donnerstagabend stattgefunden. Das Gespräch wurde von den Beteiligten als &bdquo;konstruktiv“ bezeichnet. Es gehe dabei vorerst um Maßnahmen, die kurzfristig umgesetzt werden können. Dabei hatte der Bürgermeister Vorschläge präsentiert und die Fraktionen haben ihrerseits Ideen eingebracht. Was ist bisher schon passiert? Neben vielen Gesprächen mit diversen Beteiligten (Stadtwerke Herford, Sportverbände, Freizeiteinrichtungen, Experten) wurden erste Schritte bereits umgesetzt. Die Freibäder Im Kleinen Felde und Elverdissen werden seit einer Woche nicht mehr beheizt. Bei den derzeit warmen Außentemperaturen und der nur geringen Abkühlung in der Nacht macht sich das für die Besucher allerdings kaum bemerkbar. Die Wassertemperaturen liegen am Freitag bei 24 Grad (Elverdissen) und 24,5 Grad (Im Kleinen Felde). Einige Tage zuvor hatte die Abteilung der Freizeiteinrichtungen der Stadtwerke Herford bereits die Eiskabine im H2O abgeschaltet. Das ist geplant Noch sind die Vorschläge nicht vom Rat beschlossen. Zustimmung der Politik gab es zum Vorschlag, die Raumtemperatur in den städtischen Verwaltungsgebäuden sowie den Schulen zu senken. "Um ein bis zwei Grad", schreibt die Stadt. Zudem soll in den Turnhallen die Warmwasser-Aufbereitung für die Duschen eingestellt werden. Das heißt, dass künftig ausschließlich kalt geduscht werden kann - auch nach dem Schulsport. Allein diese beiden Maßnahmen könnten 2,4 Millionen Kilowattstunden Gas im Jahr einsparen, hatte Kähler im Sommerinterview mit der NW vorgerechnet. vorgerechnet. Geht man bei einer vierköpfigen Familie von einem durchschnittlichen Gasverbrauch (Warmwasser und Heizen) von 15.000 kw/h aus, würde damit der Verbrauch von 160 Haushalten eingespart werden. Eine weitere Idee ist, städtische Mitarbeiter vermehrt ins Homeoffice zu schicken. Die Verwaltung prüfe, ob durch "ein Raummanagement ein Verwaltungsgebäude komplett leergezogen werden kann". Ein großer Energiefresser ist das H2O. 16 Millionen Kilowattstunden Gas verbraucht das Bad allein im Jahr. Kähler möchte die Einrichtung allerdings nicht komplett schließen, da das Bad weiter auf Betriebstemperatur gehalten werden müsse und die Einsparungen von etwa 60 Prozent gegenüber einem finanziellen Verlust von etwa vier Millionen Euro stehen würden. Zur Debatte steht aber eine Absenkung der Wasser- und Raumtemperatur. Unter Symbolpolitik, die aber dennoch ein Zeichen sein kann, fällt der Vorschlag, Gebäude nicht mehr anzustrahlen. Die dadurch erzielten Einsparungen seien "überschaubar", so Kähler. Das ist nicht geplant oder in der Schwebe Ausgeschlossen hat Tim Kähler die Nachtabschaltung von Laternen. Die Stadt habe eine Verkehrssicherungspflicht, Hauptverkehrsstraßen müssen sowieso beleuchtet werden, so Kähler im Interview. Die Grünen haben allerdings angeregt, eine "partielle Nachtabschaltung" erneut zu prüfen. Es gelte zu klären, "ob es da nicht doch Spielräume gibt", sagt der Bündnisgrüne Herbert Even. In den Startlöchern steht die kommende Eishockey- und Eisbahnsaison. Das Eis wird elektrisch gekühlt, die Luft mit Gas auf eine technisch bedingte Mindesttemperatur gebracht. "Wir sind schon in der Eisaufbereitung, weil Anfang September das Training der Eissportler starten soll", sagt Markus Diering, Leiter der Freizeiteinrichtungen der Stadtwerke Herford. Nach Informationen dieser Zeitung soll die Eishalle nicht geschlossen werden. Das sei aufgrund bestehender Verträge wohl gar nicht möglich und hätte für den Herforder EV eine enorme Tragweite. Die 1. Mannschaft spielt in der Oberliga. Das erste Vorbereitungsspiel ist am 7. September geplant. Diering: "Da gibt es nur ein ganz oder gar nicht mit großer Tragweite auch für den Sport." Auch für Kähler muss das gut abgewägt werden. Er sagte im Interview: "Wir werden Entscheidungen treffen, die viel einsparen, aber nicht alles in der Stadt kaputt machen." So geht es weiter Die jetzt besprochenen Vorschläge sind ein erster Schritt. Auch die Ideen der Ratsfraktionen werden jetzt von der Verwaltung geprüft. Ziel sei es, als Konzern Stadt 20 Prozent Energie einzusparen. Bislang galt 15 Prozent als Vorgabe. Kähler hatte aber schon signalisiert, dass er auch höhere Einsparungen begrüße: "Wir suchen nach Möglichkeiten, die verhältnismäßig sind. Sie sollen einerseits einen hohen Effekt haben und andererseits möglichst geringe Auswirkungen für die Bürgerinnen und Bürger sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben."

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