Kinder dürfen Eltern im Krankenhaus nicht besuchen – Diskriminierung?

Kreis Herford. Eine &bdquo;außerordentliche Diskriminierung“ wirft die Partei &bdquo;Lobbyisten für Kinder“ dem Klinikum Herford und dem Mathilden-Hospital vor. In beiden Häusern werde Kindern ohne Angabe von Gründen der Zutritt verwehrt, sie dürften ein stationär aufgenommenes Elternteil dort nicht besuchen. Die &bdquo;Partei für Kinder, Jugendliche und Familien“ hat diesen Vorwurf auch Anfang Juli an beide Häuser direkt gerichtet. Allerdings habe sie keine Antwort bekommen, sagt Susanne Dohn, Generalsekretärin des nordrhein-westfälischen Landesverbandes der Partei. Tatsächlich macht das Mathilden-Hospital auf seiner Internetseite in seinen Besuchsregeln genau das deutlich: &bdquo;Kinder unter zwölf Jahren dürfen Besucherinnen und Besucher nicht begleiten“, steht in den Regeln, die seit dem 9. Februar gelten. Auf Nachfrage der Neuen Westfälischen bestätigt Geschäftsführer Georg Rüter, dass die Regelung so noch bestehe, &bdquo;denn sie entspricht der aktuellen Empfehlung“. Intern sei mehrfach darüber gesprochen worden. &bdquo;Wir möchten weiter daran festhalten, da wir bei Kindern nur sehr begrenzt die Maskenpflicht durchsetzen können“, erläutert Rüter. Ohne Maske sei die Infektionsgefahr &bdquo;aktiv und passiv doch sehr viel größer“. Vorgeschrieben ist für Besucher des Krankenhauses eine FFP2-Maske, die während der gesamten Zeit im Krankenhaus nicht abgesetzt werden darf. Ebenso gelten viele andere Regeln, die durch die Corona-Pandemie scharf gefasst sind. So muss jeder Besucher die 2G-plus-Regel erfüllen, also geimpft oder von Covid-19 genesen sowie zusätzlich getestet sein. Besuchsregeln durch die Pandemie scharf gefasst Auch wer bereits drei Impfungen hatte, muss einen aktuellen Test vorlegen. Der Mindestabstand von 1,5 Metern ist zu allen Menschen einzuhalten. Jeder Patient kann zwei Besucher benennen, die im System abgespeichert werden. Die Besuchsdauer darf 60 Minuten nicht überschreiten und muss zwischen 12 und 20 Uhr stattfinden. Georg Rüter weist darauf hin, dass &bdquo;sehr großzügige Ausnahmeregelungen“ bei besonderen &bdquo;humanitären Belangen“ gelten, etwa beim Besuch schwer kranker Elternteile. &bdquo;Bei leichteren Erkrankungen ist der stationäre Aufenthalt sehr kurz, im Durchschnitt weniger als fünf Tage, so dass wir eine Abstinenz für zumutbar halten“, meint Rüter. Susanne Dohn von den &bdquo;Lobbyisten für Kinder“ lässt das Argument mit der Maskenpflicht, die bei Kindern schwer durchsetzbar sei, nicht gelten. &bdquo;Wo herrscht denn schon länger Maskenpflicht als in den Schulen?“, fragt sie. Grundschüler seien mittlerweile sehr stark daran gewöhnt. Regeln mittlerweile aufgehoben Im Klinikum Herford sei die Regel, dass Kinder unter zwölf Jahren ihre Angehörigen nicht besuchen könnten, mittlerweile aufgehoben worden, sagt Annika Vinzelberg, Mitarbeiterin der Unternehmenskommunikation am Klinikum: &bdquo;Zum jetzigen Zeitpunkt können Kinder ihre Verwandten im Klinikum besuchen. Für sie gilt ebenso die 2G-plus-Regelung sowie die FFP2-Maskenpflicht.“ Allerdings weist das Klinikum in seinen Besuchsregeln im Internet darauf hin, dass Kinder unter sechs Jahren als Besucher ausgeschlossen sind. Das sei aber so nicht richtig, sagt Vinzelberg, &bdquo;Da wir auf mehreren Seiten über unsere Besuchsregelung informieren, werden bei der Aktualisierung manchmal leider Dinge übersehen“, informiert sie. Seit Anfang Juli gelte die Änderung der Besuchsregelung im Klinikum Herford, dass nun auch Kinder unter 12 Jahren Zugang bekommen. Ansonsten ist dort zu lesen: &bdquo;Sonderbesuchsregelungen sind mit der jeweiligen Klinik abzustimmen und bedürfen der schriftlichen Genehmigung.“ Ansonsten gilt auch für das Klinikum 2G-plus: Besucher müssen vollständig geimpft oder genesen sein und einen aktuellen negativen Schnell- oder PCR-Test einer zertifizierten Teststelle vorlegen. Zudem darf pro Tag maximal eine Person das Besuchsrecht wahrnehmen, in der Zeit von 13 bis 19 Uhr. Auch hier gilt: eine Stunde maximal, mit FFP2-Maske. Für Kinder gilt die Stiko-Empfehlung Für Kinder gilt die Empfehlung der Ständigen Impfkommission. &bdquo;Basierend auf diesen Empfehlungen können Kinder verschiedenen Alters auch mit unterschiedlicher Anzahl an Impfdosen als vollständig immunisiert gelten und dürfen zusammen mit einem negativen Testzertifikat und einer FFP2-Maske das Klinikum betreten“, meint Vinzelberg. &bdquo;Wir sind von unseren Mitgliedern gezielt auf das Problem angesprochen worden“, sagt Dohn. Der erste Anstoß, sich gegen diese Besucherregeln zu wehren, sei aus Herford gekommen. &bdquo;Im Prinzip ist das eine Altersdiskriminierung“, sagt Dohn. &bdquo;Und zudem ist das nicht besonders menschlich“, findet sie, die selbst Mutter ist. Schließlich komme die Übertragung des Coronavirus von Kindern zu Erwachsenen weniger häufig vor, als von Erwachsenen zu Kindern und unter Erwachsenen. In ganz Deutschland hat die Kinder-Partei mittlerweile Krankenhäuser angeschrieben. Auch das NRW-Landesministerium für Gesundheit hat von den Lobbyisten für Kinder Post bekommen. &bdquo;Wir hatten nur sehr wenige Reaktionen, aber einige Krankenhäuser haben ihre Regeln mittlerweile geändert“, sagt Dohn erfreut. So wie das Klinikum.

Meistgelesen