75 Jahre Mode aus Herford: Große Bugatti-Show am Düsseldorfer Rheinufer

Herford/Düsseldorf. Die Kasematten sind direkt am Rheinufer in Düsseldorf gelegen. Sie sind ein Ort, um nach einem langen Spaziergang am Fluss ein Alt oder einen Aperol in der Sonne zu genießen. Am Montagabend werden sie aber zum Laufsteg für einen Herforder Modehersteller: Das Familienunternehmen Bugatti mit seinen Untermarken Pikeur, Eduard Dressler und Wilvorst blickt hier auf seine 75-jährige Erfolgsgeschichte zurück – und in die Zukunft. &bdquo;Wer hätte damals, als mein Vater die Firma 1947 gründete, gedacht, dass wir hier heute stehen können“, sagt Wolfgang Brinkmann. Er ist zusammen mit seinem Bruder Klaus und den Söhnen Julius und Markus Geschäftsführer von Bugatti. Friedrich Wilhelm Brinkmann war gerade mit nur einem Arm aus dem Krieg wiedergekehrt, als er in Exter das Unternehmen gründete, dessen Jubiläum jetzt in der Rheinmetropole zelebriert wird. Die Mode ist über die Jahre immer legerer geworden 400 Gäste stoßen mit der Familie Brinkmann an: Geschäftspartner, einige sogar aus Südafrika, Designer, Freunde aus dem Reitsport und auch der Landrat des Kreises Herford, Jürgen Müller, sowie Herfords Bürgermeister Tim Kähler sind eigens angereist. Mit der Modenschau, die sich auch einige Hundert Passanten am Rheinufer nicht entgehen lassen wollen, will Bugatti den Standort Düsseldorf stärken, Markenpräsenz aufbauen, &bdquo;awareness“ schaffen. Sich nicht nur in Herford oder auf dem Messegelände der &bdquo;Düsseldorf Fashion Days“ präsentieren, sondern direkt in der City. Und so flanieren nacheinander Models über den Catwalk, präsentieren die über die Jahre immer legerer gewordene Mode von Bugatti. Nicht mehr nur Herrenmäntel wie einst, auch Damenmode in leuchtenden Farben, karierte Hosen, Pullover, bunt gemusterte Hemden für Herren. Auch die Reitermode des innerhalb des Sports weltbekannten Herstellers Pikeur ist zu sehen, genau wie die sportlich-eleganten Sakkos Eduard Dresslers oder die festlichen Anzüge von Wilvorst. Die Themen der Zukunft: Nachhaltigkeit und Digitalisierung &bdquo;Es ist noch lange nicht Schluss. Wir haben gute Marken und noch Luft zu wachsen“, gibt sich Wolfgang Brinkmann optimistisch. &bdquo;Auf Markus und Julius kommen andere Herausforderungen zu als auf uns damals: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Wir versuchen zudem, unseren Azubis in Herford eine möglichst gute Ausbildung zu ermöglichen, denn wir denken langfristig.“ Dass die Ostwestfalen langfristig stabile Marken aufbauen können, bewiesen sie etwa seit Mitte der Siebziger. Als die Söhne Friedrich Wilhelm Brinkmanns damals in die &bdquo;F. W. Brinkmann GmbH“ kamen, war diese in keinem guten Zustand. Und so wurde 1978 die Marke Bugatti ersonnen, angeblich stammte der Name aus einem Mailänder Telefonbuch. Während der Automobilhersteller Bugatti von einer Pleite in die nächste schlitterte, ging es für die Modemarke stetig bergauf: Durch geschickte Übernahmen sicherten sich die als Geschäftsführer nachgerückten Söhne des Gründers mehr und mehr Marken und Marktanteile. Heute ist das Herforder Familienunternehmen mit mehreren Marken Marktführer, etwa Edward Dressler oder Wilvorst, mit der Marke für Reitermode Pikeur sogar Weltmarktführer. Zusammen mit Brax und Ahlers macht die Bugatti Holding Brinkmann GmbH & Co KG, wie das Unternehmen heute heißt, Herford zu einem &bdquo;Silicon Valley der Mode“ – &bdquo;Silk Valley“ sozusagen. &bdquo;Diese Familienunternehmen sind für die Region von enormer Bedeutung“, sagt Bürgermeister Tim Kähler (SPD). &bdquo;Das gilt für die Mode, aber auch für andere Industrien. Denn ein Familienunternehmer denkt nicht in Fünf-Jahres-Zyklen, sondern in Generationen und ist mit den Menschen im Ort verbunden.“ Dass im Zuge der Corona-Pandemie Rationalisierungsmaßnahmen bei Bugatti durchgeführt und Mitarbeiter entlassen wurden, besorge ihn nicht, so Kähler. &bdquo;Covid-19 hat in der Mode-Industrie und im Einzelhandel Prozesse beschleunigt, die ohnehin eingetreten wären. Herford ist mit diesen Unternehmen gut aufgestellt.“ Bugatti-Geschäftsführung setzt auf Werte aus dem Sport Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, setzen die Brinkmanns auf Werte aus dem Sport, denn die Brinkmanns sind eine Reiterfamilie. &bdquo;Fairness, Performance, Consequence“, bringt Julius Brinkmann die Glaubenssätze der Familie auf den Punkt. Mit dieser Haltung errang Wolfgang Brinkmann, parallel zu seiner Tätigkeit bei Bugatti, die Goldmedaille im Springreiten (Team) bei Olympia in Seoul 1988. Sein Team-Kollege Karsten Huck und der Springreiter Jeroen Dubbeldam (Gold im Springreiten, 2000 in Sydney) ließen sich die Modeschau am Rheinufer ebenfalls nicht entgehen. Auch wenn die Brinkmanns mit sportlichem Zusammenhalt glänzen (getreu dem Motto &bdquo;today, tomorrow, together“), wird es schlussendlich darauf ankommen, auch in Zukunft den Modegeschmack zu treffen und gleichzeitig den Markenkern zu erhalten.

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