Kreis Herford Zahl der Corona-Impfungen im Kreis Herford ist rapide gesunken

Kreis Herford. Der Balken hat rapide an Höhe verloren. Während im Januar noch fast 9.000 Corona-Schutzimpfungen bei Impfaktionen des Kreises Herford vorgenommen wurden, sank die Zahl einen Monat später schon auf 2.255, im April auf 935 und im Juni auf nur noch 267. Einerseits hatten die Impfstellen des Kreises auch nicht mehr täglich geöffnet, anderseits hat das Interesse an der Immunisierung deutlich abgenommen. Das berichten auch die Mediziner Hermann Lorenz und Johannes Osterloh. Die Impfbereitschaft sei abgekühlt, so Hausarzt Lorenz. Doch beide Ärzte sagen auch: "Sie wird wieder steigen", - vor allem mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen. Im Klinikum Herford werden derweil jede Woche eine Handvoll Patienten immunisiert, die vorher noch keinerlei Schutzimpfung erhalten haben, teilt Marco Kauling mit, Notarzt und Mitglied im Krisenstab. Das seien vorrangig ältere Personen, die für eine Weiterversorgung in den Pflegeheimen geimpft werden. Zahlen insgesamt Bundesweit sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 76,2 Prozent der Bevölkerung grundimmunisiert. Zusätzlich eine Auffrischungsimpfung haben 61,7 Prozent erhalten. Etwas mehr als ein Fünftel (22,2 Prozent) sind nicht geimpft, wobei für 4,8 Prozent davon (Kinder bis vier Jahren) noch kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung steht. Doch wie steht der Kreis Herford beim Impfen da? Vorweg: Ganz so einfach ist die Betrachtung nicht. Darum ist der tatsächliche Anteil von Geimpften im Kreis unbekannt Nach Angaben einer Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI) erfolgt die Zuordnung zu Bundesländern und Landkreisen anhand der Postleitzahl der impfenden Stellen, "da nur diese Angaben in allen Datenquellen enthalten sind". Die Postleitzahl der Geimpften gehöre nicht zu den Pflichtdaten, die die Ärzte ans RKI übermitteln müssen und fehle daher in einigen Datensätzen, teilt die Sprecherin mit. "Damit ist der tatsächliche Anteil der in einem Landkreis ansässigen Geimpften unbekannt." Eine Auswertung nach Alter und Geschlecht der Geimpften werde auf Basis von Daten der Kassenärztlichen Vereinigung laut RKI-Sprecherin vorbereitet. Doch auch hier liege nicht bei allen der Wohnort der Geimpften vor. Es gebe sowohl fehlende Angaben aus dem Privatarztbereich als auch aus Impfzentren und von mobilen Teams. So hoch ist die Impfquote im Kreis Der Kreis Herford kann nur die Zahlen der verabreichten Impfdosen liefern. Die Daten geben aber keinen genauen Überblick darüber, wie viele Menschen aus dem Kreis Herford eine Impfdosis bekommen haben. Denn der Kreis zählt alle Personen, die im Kreisgebiet geimpft werden, das können aber auch welche aus dem Umland sein. Und auch die Herforder Bürger können sich ihre Spritze in Bielefeld oder Bad Oeynhausen abgeholt haben. Lesen Sie auch:Drei Euro für Corona-Test: Wo er in Herford kostenlos bleibt Bislang zählt der Kreis Herford 530.633 Impfungen (Stand 30. Juni). "Darunter fallen alle Impfungen aus dem Kreisgebiet - bei Ärzten, Impfstellen oder Apotheken", sagt Kreis-Sprecherin Petra Scholz. Davon sind 178.876 Erstimpfungen, 183.137 Zweitimpfungen, 144.136 Boosterimpfungen und die zweite Auffrischungsimpfung haben sich bislang 24.484 Menschen geben lassen. Kalkuliert man daraus eine Impfquote - die Zahlen entsprechen wie gesagt den Impfungen vor Ort und nicht den geimpften Menschen im Kreis - sind 73,25 Prozent von 250.000 Einwohnern vollständig geimpft. Das ist fast deckungsgleich mit den bundesweiten Zahlen (76,2 Prozent sind grundimmunisiert). Eine dritte Impfung (Booster) haben kreisweit 57,65 Prozent bekommen (bundesweit: 61,7). Weihnachten war eine impfintensive Zeit Der Kreis Herford unterhält zwei Impfstellen - eine in Enger und eine in Herford. In der Impfstelle in Enger (inbegriffen sind auch mobile Impfaktionen der Stelle) wurden bislang 28.251 Impfungen durchgeführt, davon 4.417 Erst-, und 4.176 Zweitimpfungen. Die höchste Anzahl sind Auffrischungsimpfungen - 18.537 an der Zahl. 1.121 Mal haben sich hier Menschen den zweiten Booster geben lassen, teilt Kreissprecher Patrick Albrecht mit. Die meisten Impfungen wurden im Kreis Herford im Januar 2022 verabreicht. 749 Menschen haben sich am 6. Januar für eine Dosis entschieden. Marco Kauling spricht rund um Weihnachten und Neujahr von einer besonders impfintensiven Zeit. "Das Einzugsgebiet der Menschen reichte von Brüssel bis Warschau, von Rom bis nach Berlin", macht der Notarzt deutlich. Auch er spricht lieber von verimpften Dosen. Das waren von Januar bis September 2021 etwa 6.200 Impfdosen, die an Mitarbeiter und Patienten verabreicht worden sind. Und vom 1. Oktober bis Ende Mai 2022 hat das Klinikum 18.842 Spritzen gesetzt. "Darunter waren 15.817 Boosterimpfungen", so Kauling. Zahlen aus der Impfstelle Herford Bei der Auflistung der Zahlen der Impfstelle in Herford (sowohl im ehemaligen Saturn als auch am Augustinerplatz) ist es erneut komplizierter. Denn hier wechseln sich die Zuständigkeiten beim Impfen zwischen Klinikum und Kreis ab. Freitags laufen in der Impfstelle am Augustinerplatz die Impfungen über den Kreis, samstags über das Klinikum. Leiter der Impfstelle ist Johannes Osterloh. Er bemerkt, dass die Nachfrage wieder langsam steigt. Wie berichtet, sind viele Menschen darunter, die jetzt im Sommer verreisen wollen. Überrannt werde die Impfstelle mitten in der City aber nicht. Osterloh schätzt, dass je Öffnungstag 70 bis 100 Spritzen in die Oberarme gesetzt werden. Erster Freitag war ernüchternd An dem ersten Freitagstermin, 10. Juni, gab es ein ernüchterndes Ergebnis. Nur 38 Impfungen wurden dort laut Albrecht verabreicht: "Darunter vier Zweitimpfungen, 18 erste und 16 zweite Auffrischungsimpfungen." Darum soll das Impfangebot bleiben Dennoch sei es wichtig ein niederschwelliges Impfangebot aufrecht zu erhalten, sagt Albrecht. "Es wird davon ausgegangen, dass das Thema Impfungen und damit auch die Nachfrage insbesondere im Herbst wieder steigen wird." Mit der Infrastruktur können dann auch die Hausärzte entlastet werden. Albrecht: "Zudem ist es derzeit bei den vergleichsweise geringen Impfzahlen für die Hausärzte schwierig, Impfungen zu organisieren. Denn die Ärzte müssen genau planen, damit kein Impfstoff verschwendet wird. Auch deshalb sollten Impfangebote in den Impfstellen aufrechterhalten werden." Auch Marco Kauling kann sich nur für das Angebot und eine Impfung aussprechen: "Eine Impfung wird nicht dazu führen, dass wir uns nicht infizieren. Aber eine Impfung schützt vor schweren Verläufen."

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