Hausbesitzer haben nach Stürmen Probleme mit Versicherung und Dachdeckern

Herford. An einem Mehrfamilienhaus am Altensenner Weg steht ein Gerüst, die Rückseite unterhalb des Dachfirstes ist mit meterlangen Planen gegen den Regen gesichert. An weiteren Gebäuden, die geringere Schäden und weniger zerstörte Dachziegel aufwiesen, sind - rund vier Wochen nach dem ein Tornado Häuser im Süden Herfords, darunter den Altensenner Weg traf - schon neue Reihen aus zwei oder drei Dachziegeln zu sehen. Am Sennehügel sichern schwarze Folien, die mit Dachlatten fixiert sind, den Firstbereich eines der Gebäude. Großflächig ist das Haus der Familie Bülürce an beiden Seiten abgedeckt. Es gehört mit zu den am stärksten betroffenen Häusern. Was die Versicherung meint "Der Dachdecker war da und hat sich den Schaden angesehen. Danach ist auch die Dämmung feucht und müsste erneuert werden", erklärt Familienvater Hüsyin Bülürce. Das nächste Problem: "Auch die Ziegel gibt es nicht mehr." Das wiederum führe zu Problemen mit der Versicherung. "Die Versicherung wiederum behaupte, dass es die Ziegel noch gibt und an der Dämmung nichts gemacht werden müssen. Am Nachbarhaus fehlen ebenfalls noch großflächig Dachziegel. Eigentümer Sören Steinmann erklärt, dass es rund dreieinhalb Wochen gedauert habe, bis der Gutachter der Versicherung vor Ort war und den Schaden ausnehmen konnte. "Der Mann war so lange in Paderborn unterwegs", so der 45-jährige Familienvater. Er gehe davon aus, dass nun alles laufe. Probleme erwarte er mit der Versicherung nicht. "Wir warten jetzt aber auf den Dachdecker." Dachdecker haben viel zu tun Die heimischen Dachdecker-Unternehmen haben nach dem Tornado alle Hände voll zu tun – doch manchmal wird es für die betroffenen Hausbesitzer problematisch. So gibt es - wie bei Familie Bülürce - Berichte, dass einige Dachziegelmodelle gar nicht mehr produziert werden. Darüber hinaus hatten einige größere Hersteller ihre Produktion eingestellt. &bdquo;Für den Reparaturfall hält ein alteingesessener Betrieb meist Pfannen vor. Notdürftig ist auch immer etwas ad hoc zu bekommen“, erklärt Stefan Lewe, Obermeister der Dachdeckerinnung Herford. Das müsse dann aber nicht unbedingt 100-prozentig zu den vorhandenen Ziegel-Modellen auf dem Dach passen. Das Problem: In der Vergangenheit gab es eine beschränkte Anzahl von Dachziegelformen. &bdquo;In den 80ern waren das so sechs bis sieben Modelle, die regional üblich waren. Heute hingegen hat fast jeder Hersteller zehn bis zwölf verschiedene Formen und verschiedene Farben im Angebot", so Lewe weiter. Die betroffenen Hausbesitzer haben aber auch etwas Zeit. &bdquo;Eine Unterspannbahn kann etwa einen Monat lang frei bewittert werden“, erklärt der Dachdeckermeister aus Enger. &bdquo;Bei ganz guten Aufbauen mit einer festen Platte unterhalb der Ziegel passiert wenig." Wie lange die Folie hält Anders als in der Vergangenheit finden sich aber kaum noch Eigentümer, die Ziegel in großer Stückzahl bevorraten. &bdquo;Das hat in den 90er Jahren aufgehört“, so Lewe. Viele Menschen seien davon überzeugt gewesen, dass die Unterspannbahn zunächst ausreichend sei. Anders bei vielen Altgebäuden mit Hohlpfannen. Hier hätten die Eigentümer meist noch größere Mengen Dachziegel vorrätig. &bdquo;Ich empfehle Hausbesitzern, Ersatzziegel einzulagern“, so der Innungsmeister. In oder außerhalb einer Gartenhütte, irgendeiner Ecke. 20 bis 30 Stück reichten in den meisten Fällen aus. Dann sei es auch möglich, schneller zu agieren. Schwieriger sei es natürlich, wenn größere Flächen betroffen sind, 300 oder 400 Ziegel fehlten - so viele habe meist niemand irgendwo gelagert. Derzeit sei der Handel auch nicht mehr in der Lage, sofort liefern zu können. &bdquo;Es gibt einen Auftragsannahmestopp bei großen Konzernen“, erklärt der Obermeister. Das habe mit den gestiegenen Energiepreisen zu tun. Die mittelständischen Ziegler versuchten, solche Schritte zu vermeiden.

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