Von Mode, Familie und dem Treffen strategischer Entscheidungen

Herford. Herforder, begeisterter Reiter, Hundebesitzer, Armina- und Gladbach-Fan, Golfer, Geschäftsführender Gesellschafter der Bugatti Holding Brinkmann und ab dem heutigen Montag, 23. Mai, exakt 70 Jahre alt: &bdquo;Über Geburtstage habe ich mir nie Gedanken gemacht“, sagt Klaus Brinkmann. &bdquo;Ohnehin hat sich der Begriff des Alters verändert“, ergänzt der Herforder Unternehmer und lacht. Mit seinem Bruder Wolfgang steht er seit mehr als dreieinhalb Jahrzehnten an der Spitze der Bugatti Holding Brinkmann, einem der erfolgreichsten deutschen Modeunternehmen. Was sich im Stall lernen lässt Gesellschaftliche Veränderungen im Voraus erspüren, neue Trends erkennen, das ist essenziell für den Erfolg in der Branche. Und es gibt darüber hinaus Eigenschaften und Fähigkeiten, die der Diplom-Betriebswirt sehr früh an einer ungewöhnlichen Lehranstalt erworben hat: dem Pferdestall. &bdquo;Zu den Pferden sind wir durch unsere Mutter gekommen, als wir klein waren. Sie hat uns mit in den Reitstall zu ihrem Pferd genommen.“ Die Liebe zu den Tieren sei über die Jahrzehnte geblieben. Der Umgang mit einem Lebewesen erfordere ein hohes Verantwortungsgefühl, Flexibilität, Einfühlungsvermögen und Disziplin. &bdquo;Pferde sind alle unterschiedlich, auf jedes muss man besonders eingehen“, sagt Brinkmann, der ehrenamtlich den Vorsitz des Reit- und Fahrvereins von Lützow Herford innehat und Präsident des Amateur-Springreiter-Clubs Deutschland ist. &bdquo;Wenn möglich, reite ich täglich zwei Stunden“, sagt der Sportler. Wenn das irgendwann mal nicht mehr so gehe, werde er wohl verstärkt Golf spielen. Geräuschloser Generationswechsel Für den Sport habe er inzwischen auch mehr Zeit. Der Generationswechsel in dem Familienunternehmen wurde bereits vor Jahren eingeleitet. Wolfgang Brinkmann, Klaus Brinkmann, sein Sohn Julius und sein Neffe Markus führen die Holding, zu der neben Bugatti, auch Pikeur, Wilvorst oder Dressler gehören. &bdquo;In den vergangenen zehn Jahren habe ich meinen Sohn häufiger gesehen als in den vorangegangenen 29 Jahren“, sagt Klaus Brinkmann. Er selbst hatte 1981 die Geschäftführung der Firma Odermark in Goslar übernommen, war 1986 dann Geschäftsführender Gesellschafter in Herford geworden. Ihr Vater habe seinem Bruder und ihm vertraut. Der Generationswechsel, in manchen Familienbetrieben ein K(r)ampf, bei den Brinkmanns ist es erneut ein geschmeidig-schleichender Prozess. Sein Bruder und er hätten sich mittlerweile auf derzeit rund die Hälfte ihrer früheren Arbeitszeit zurückgezogen. Und in den vergangenen Jahren hätten sein Neffe und sein Sohn immer mehr Verantwortung übernommen, so Brinkmann. Entscheidend sei aber auch, dass man den jungen Leuten, die ja sehr gut ausgebildet sind, dazu die Gelegenheit, den Raum und das Vertrauen gebe. Der Geheimnis der Zusammenarbeit Dazu kommen erprobte Mechanismen der Zusammenarbeit. &bdquo;Das Geheimnis ist hier schon eine klare Kompetenzverteilung, das ist essenziell“, so Klaus Brinkmann. Er selbst verantwortete über Jahrzehnte die Bereiche Marketing und Kollektion, sein Bruder Wolfgang die betriebswirtschaftliche Seite, das Controlling und die Produktion. &bdquo;Strategische Themen werden aber gemeinsam entschieden.“ Man könne zwar unterschiedlicher Meinung sein, es gehe dann aber darum, die nach einer Diskusion getroffenen Entscheidungen gemeinsam nach außen zu vertreten. Dazu kommt, dass die Herforder sich auf einem extrem schnell wandelnden Markt bewegen. &bdquo;Mode heißt per Definition Veränderung“, erklärt Klaus Brinkmann. Das bedeute auch, dass es Elemente aus der Vergangenheit geben kann, die wiederkommen, dann aber immer neu interpretiert werden. Darüber hinaus gibt es Trends wie die Casualisierung in den vergangenen Jahren, bei der es um Tragekomfort und Bequemlichkeit geht – etwa der Hoody, ein Kapuzenpullover, der mit dem Sakko kombiniert wird. &bdquo;Nach dem Ende der Pandemie scheint es so, dass sich viele Kunden wiederum von dieser Casualisierung distanzieren“, erklärt Brinkmann. Die Kunden bevorzugten formalere Anzüge bis hin zur Abendgarderobe. In den vergangenen ein bis zwei Generationen spiele Mode auch bei Männern &bdquo;eine immer größere Rolle als Ausdruck ihrer Persönlichkeit“. Neue wichtige Funktion für den Manager Als Modeunternehmer immer top angezogen zu sein, versteht sich für Klaus Brinkmann von selbst. &bdquo;Alle drei Saisons wird mein Kleiderschrank erneuert. Ich bekomme jetzt in Kürze drei Anzüge und sechs Sakkos.“ Gleichzeitig macht er deutlich, dass es auch in der Mode um Nachhaltigkeit geht. &bdquo;Ein wichtiger Bereich bei uns ist die Qualität des Produktes. Je länger ich ein Produkt trage und tragen will, desto weniger muss ich entsorgen“, erklärt Klaus Brinkmann, der mittlerweile noch eine weitere immens wichtige Funktion – gerade für ein Familienunternehmen - übernommen hat: dreifacher Großvater.

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