Tödlicher Schleusen-Unfall: Kanute zeigt die Gefahren der Werre auf

Herford. Still und friedlich wartet der Fluss. Nach den kalten Tagen laden die Sonnenstrahlen jetzt auf eine Tour auf dem Wasser ein. Für Kanufahrer ideale Bedingungen, um sich ins Boot zu setzen und los zu paddeln. Dabei die Seele baumeln zu lassen und die Natur in sich aufzusaugen. "Man will einfach den Kopf frei kriegen und an gar nichts denken", sagt Kanute Jens Meihöfener - doch den Kopf komplett ausschalten dürfe er nicht, denn genau dann passieren Unfälle. Erst kürzlich - am Osterwochende - kam ein 36-jähriger Kanufahrer aus Lage bei einer Tour mit seinem Bruder aus Herford auf der Weser ums Leben. Wie berichtet, fuhren die beiden gegen Abend in ihren Kanus auf die Weserschleuse zu. Das Kanu des 36-Jährigen kenterte, der Mann wollte an Land schwimmen, wurde aber laut Polizei &bdquo;durch die Schleusentätigkeit angesaugt“ und unter Wasser gezogen. Sofort eingeleitete Suchmaßnahmen durch Feuerwehr und Tauchtrupps blieben erfolglos. Der Mann galt zunächst als vermisst bis seine Leiche vier Tage später in der Weserschleuse gefunden wurde. Die Ermittlungen zu dem Unfall laufen noch. Fließendes Gewässer wird oft unterschätzt Meihöfener kenne die Geschichte nicht. Er habe als erster Vorsitzender des Herforder Kanu Klubs nur Vereinsmitglieder davon reden gehört. Auch er kann sich daraus keinen Reim machen, warum die beiden Brüder mit ihren kleinen Kanus in die doch größere Schiffsschleuse gefahren waren. "Ich wäre definitiv nicht reingefahren", sagt der 57-Jährige, der gefühlt seit seiner Geburt Kanu fährt. Generell sollte ein Sportbootfahrer nicht in große Schifffahrtsschleusen fahren, das birge immer Gefahren. Es gibt aber auch viele Schleusen, die extra für Sportboote gedacht seien. Die sind kleiner und haben einen Selbstbedienungsknopf. In Petershagen gibt es diese sogenannte "Bootsgasse" neben der großen Schleuse. Auf dem Nebenfluss der Weser, der Werre, gebe es laut dem Kanuten keine Schleusen und eher wenig Gefahrenquellen. Aber es sei nun mal ein fließendes Gewässer und wenn man sich dann nicht an die Sicherheitsbestimmungen halte, können immer wieder mal Unfälle passieren. Viele Laien, die sich mal für eine schnelle Tour ein Boot ausleihen, unterschätzen den Fluss oft, sagt er. Die "guten" Bootsverleiher geben deshalb immer zunächst eine umfangreiche Einweisung oder stellen einen Guide als Bedingung dazu, aber das machen leider immer noch nicht alle. Wenn dann etwas passiere, sind die Verleiher dran. Diese Verantwortung will der Kanu Klub Verein nicht übernehmen und betreibt deshalb auch keinen Bootsverleih. Wer sich aber für den Sport interessiere, dürfe gerne zum Schnuppertraining vorbeikommen, das immer dienstags ab 18 Uhr stattfindet. Künstlich technische Einbauten bergen Gefahren "Die Werre ist relativ sicher", aber wie gesagt, man dürfe nie die Aufmerksamkeit verlieren. Bei künstlich technischen Einbauten, wie Brückenpfeilern oder Brücken, die saniert werden, wo das Kabel dann bis kurz über der Wasseroberfläche baumele, darauf sollte man achten. Das habe Meihöfener alles schon gesehen. "Und wenn man Glück hat, hängt da ein Warnschild." Bei Löhne auf der Werre habe es vergangenes Jahr eine solche Brückenbaustelle gegeben. Dann informieren sich die Kanu-Vereine gegenseitig und warnen vor der Gefahr. Ansonsten gibt es die drei Wehre auf der Werre, die man bei einer Tour beachten sollte: Das Bergertorwehr in Herford, das Werrewehr in Löhne und das Sielwehr in Bad Oeynhausen. Hier an der Weser und an der Werre herrsche schon immer viel Kanu-Tourismus. Das hatte auch Einfluss darauf, dass die zuständigen Behörden an den Wehren zumindest sichere Umstiegsmöglichkeiten geschaffen haben, so Meihöfener. Wer also eine Tour auf der Werre plant, egal ob Laie oder Profi, sollte sich immer vorher klar machen, wo die Gefahren des Flusses liegen könnten. Zudem sei da noch der Umweltfaktor. An einigen Stellen an Flüssen könnte ein saisonales Befahrverbot herrschen, sodass empfindliche Geldstrafen auf einen zukommen könnten.

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