Naturschutzbund demonstriert in Herford gegen den Artenschwund

Herford. &bdquo;Wir sind blau, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ skandieren die mehr als 200 Demonstranten, die dem Aufruf des Naturschutzbund-Kreisverbands Herford (NABU) zu einer Demo gegen den Artenschwund gefolgt waren. Neben dem Blick aufs Ganze ging es den Rednern auch um regionale und lokale Themen wie die geplante Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke oder Erweiterungen von Gewerbegebieten. &bdquo;Das ist die erste Demo unseres Kreisverbandes überhaupt“, sagte der Vorsitzende der Kreisgruppe Friedhelm Diebrok bei der Begrüßung der Teilnehmer vor dem Kreishaus. Da die zentrale &bdquo;Wir-haben-es-satt“-Demo in Berlin wegen Corona ausgefallen sei, sei die Idee zur regionalen Demo entstanden. Die stand unter dem Motto &bdquo;Bald wech – Stoppt den Artenschwund!“ und war nicht zufällig auf einen Termin wenige Wochen vor der Landtagswahl terminiert worden. Naturschutz dürfte es auf absehbare Zeit schwer haben Diebrok kritisierte für den NABU den Flächenverbrauch für die Ausweitung von Gewerbegebieten wie in Oberbehme, wo für die Erweiterung des Interkommunalen Gewerbegebietes 30 Hektar &bdquo;wertvollstes Ackerland“ verloren gehen sollen. Landrat Jürgen Müller bedankte sich dafür, dass die Teilnehmer ihre Anliegen so deutlich vortrugen, wies aber darauf hin, dass es in der Politik immer um Kompromisse gehe. Angesichts der noch nicht absehbaren Folgen des Ukrainekrieges dürften es Naturschützer auf absehbare Zeit wohl besonders schwer haben, Gehör zu finden: &bdquo;Ernährung und Energiegewinnung werden Themen sein, über die wir ganz anders nachdenken müssen. Um so wichtiger ist es, dass Sie sich heute zu Wort melden.“ Karsten Otte, Sprecher der Naturschutzverbände bei der Bezirkskonferenz Naturschutz OWL, knüpfte beim Thema Flächenverbrauch an und wies darauf hin, dass auch der Ausbau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen Fläche verbrauchen werde, geschätzt etwa 2 Prozent und forderte als Ersatz die Ausweisung von gleich großen Wildnisflächen. Das sei etwa im Teutoburger Wald und im Eggegebirge auf landeseigenen Flächen möglich, auch als erster Schritt Richtung Nationalpark Senne. &bdquo;Der ist leider durch die weltpolitische Lage mit der derzeit wieder intensiveren Nutzung als Truppenübungsplatz in weite Ferne gerückt, bleibt aber ein Ziel“, sagte Otte, denn in der Senne gebe es eine große, erhaltenswerte Artenvielfalt. Auch dem Neubau einer neuen Hochgeschwindigkeitstrasse der Deutschen Bahn erteilte er eine Absage, ebenso der Idee von NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart, Gas mit der als extrem umweltgefährdend geltenden Fracking-Methode zu fördern. Mit der aktuellen Landesregierung ist mehr Naturschutz unmöglich Geowissenschaftler Michael Strauß erläuterte die Komplexität der Zusammenhänge von in der Natur ablaufenden Zusammenhänge. &bdquo;Das Hauptproblem ist, dass wir so blöd sind“, sagte er, &bdquo;wir durchblicken viele Zusammenhänge gar nicht.“ Das sei aber nötig, um so zu handeln, dass die Erde für die Menschheit bewohnbar bleibt.Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW, fasste sich kurz und verwies darauf, dass mit der aktuellen Landesregierung kein Umsteuern in Richtung mehr Naturschutz möglich sei. Sie vermied allerdings den Aufruf zur Wahl einer bestimmten Partei, und verwies auf die Wahlprüfsteine zur anstehenden Landtagswahl, die auf nrw.nabu.de zu finden sind. Unter anderem fordert der NABU von der neuen Landesregierung einen nachhaltigen Umgang mit der Fläche, ein &bdquo;Sofortprogramm Biologische Vielfalt und Klimawandel“, Schutz des Klimas, eine naturverträgliche Energiewende, mehr Wildnisflächen oder die Förderung einer naturverträglichen Landwirtschaft.

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