Bei Verstößen kann es teuer werden: Darf jeder Felder und Wald betreten?

Kreis Herford. Mal kurz auf der Zufahrt oder gleich ganz auf dem Rübenacker parken, die Abkürzung übers Maisfeld nehmen, den Hund beim Gassigehen auf dem Getreideacker laufen oder ihn besser beim Waldspaziergang mal so richtig austoben lassen. Vielfach sorgt das im Wittekindsland für Ärger zwischen Spaziergängern, Sportlern, Landwirten, Förstern oder Waldbesitzern. "Zu vielen dieser Probleme", so Hermann Dedert, Vorsitzender der Landwirte im Kreis Herford und Bielefeld, "kommt es meist durch Unkenntnis." So gab es den Fall, dass Spaziergänger auf einem zum Insektenschutz angelegten Blühstreifen unterwegs waren und glaubten, es handele sich um einen Feldweg. Doch was ist eigentlich auf dem Feld und im Wald erlaubt? Die nw.de skizziert die wichtigesten Regelungen. Grundsätzlich gibt es ein allgemeines Betretungsrecht zum Zwecke der Erholung für landwirtschaftliche und forstwirtschaftlich genutzte Flächen im Naturschutzrecht und in den Forstgesetzen. Dieses Recht, das jedem Bürger zusteht, gibt allerdings nur einen groben Rahmen vor, denn es gelten für landwirtschaftliche Flächen besondere Einschränkungen, die bei Verstößen teuer werden können. Schlittenfahren auf dem Weizenfeld In NRW ist das Betreten landwirtschaftlicher Flächen während ihrer Nutzung – das heißt also zwischen der Zeit der Bodenbearbeitung, der anschließenden Aussaat und der Ernte - komplett verboten. Wer also über ein abgeerntetes Stoppelfeld läuft oder im Herbst einen Drachen steigen lassen will, kann das ruhigen Gewissens tun. Anders sieht es aus, wenn Spaziergänger etwa im Januar über gesäte Getreidefelder oder die im April bestellten Rübenäcker laufen. Das ist nicht erlaubt. Bei sogenannten Grünlandflächen wie Wiesen und Weiden gilt ein Betretungsverbot ebenfalls während der Nutzungszeit mindestens vom Frühjahr bis in den späten Herbst. Und wenn Wintergetreide auf den Feldern steht, beginnt die Frist bereits im September. Unter anderem im Herforder Ortsteil Schwarzenmoor gab es Probleme: Dort wurden Weizenfelder und Weiden im Winter zum Schlittenfahren genutzt. Mit entsprechenden Schäden an den Pflanzen. Erholung ja, Kommerz nein Das Betretungsrecht ist klar an den Erholungszweck gekoppelt. Wenn es sich um eine organisierte Veranstaltung wie eine naturkundliche Wanderung oder erst recht um einen kommerziellen Lauf handelt, besteht das Recht hingegen nicht. Hier muss der Veranstalter zuvor zwingend mit dem Flächeneigentümer Kontakt aufnehmen und um Erlaubnis fragen. Radfahrer dürfen ebenfalls Privat- und Feldwege für ihre Touren nutzen, Hofflächen sind davon aber ausgenommen. Das Befahren landwirtschaftlicher Flächen ist für sie ebenso tabu.Die Pflugfurche als privates Problem So groß wie die Freiheit in Wald und Flur ist, so groß ist auch das persönliche Risiko der Wanderer. Denn Landwirte tragen, wenn Spaziergänger, ihre Felder betreten, auch kein Haftungsrisiko bei Verletzungen. Wenn also ein Spaziergänger in einer Pflugfurche stürzt, ist das sein privates Problem. Gleiches gilt auch für Waldflächen. So hatte über Jahre ein Detmolder Fall die Gerichte beschäftigt. Bei einem Kindergeburtstag, bei dem auch ein Waldstück betreten worden war, war ein Kind von einem plötzlich umfallenden Baum getötet worden. Straf- oder zivilrechtliche Folgen hatte dies für den Waldeigentümer nicht. Dass Bäume im Wald umstürzen können, ist ein von der Natur verursachtes Risiko. Anders sieht es aus, wenn ein Waldeigentümer beispielsweise auf einen illegal angelegten Downhill- oder Mountainbike-Parcours stößt. Den muss er sogar beseitigen, weil sich aus seiner Duldung bei einem Unfall der Mountainbiker tatsächlich Haftungsansprüche gegen ihn ergeben könnten.Hunde müssen angeleint sein Spaziergänger und Sportler dürfen sich im Wald auch abseits der Wege und Pfade bewegen. Allerdings kann ihnen der Zugang zu bestimmten Waldflächen verwehrt werden. Etwa zu Bereichen wie Schonungen, in denen Bäume neu gepflanzt wurden, oder aus Gründen des Schutzes gegen Waldbrände sowie nach Stürmen zum Schutz der Waldbesucher. Das freie Betretungsrecht im Wald gilt allerdings nur für Menschen, nicht hingegen für ihre Vierbeiner: Hunde, so die gesetzliche Situation in NRW, müssen abseits der Wege angeleint werden. Im Wald frei laufen dürfen Hunde hingegen nur auf Wegen und auch nur dann, wenn sie das Wild oder andere Spaziergänger nicht stören.Was Hundekot für Wiederkäuser gefährlich macht Auseinandersetzungen gibt es auch immer wieder, wenn Hunde auf Wiesen oder Weiden, die ja eigentlich zwischen März und Oktober nicht betreten werden sollten, ihr Geschäft verrichten. Ihr Kot ist, ganz anders als Gülle oder Gärsubstrat, für Rinder oder Kühe überaus gefährlich. In ihm können sich die einzelligen Parasiten mit Namen Neospora caninum befinden. Der Erreger löst bei Wiederkäuern Fehlgeburten aus oder er kann bei Kälbern zu Missbildungen führen. Bei Verstößen können Landwirte auch Schadenersatzansprüche geltend machen. Das gilt etwa für Personen, die ihre Autos einfach auf landwirtschaftlichen Flächen parken oder aber - wenn wohl auch unwissentlich - Zufahrten zu Feldern blockieren. Stehen terminierte landwirtschaftliche Arbeiten an, etwa mit Spezialmaschinen, kann das schnell ins Geld gehen.

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