Geschäftsmann geht Schüler-Praktikanten in sexueller Absicht an

Herford. Zum wiederholten Mal stand jetzt ein Herforder vor Gericht, weil er Schüler-Praktikanten in sexuellen Absicht angegangen sein soll. Der Mann betreibt ein Geschäft für IT-Dienstleistungen. Die Industrie- und Handelskammer hat ihm bereits 2017 untersagt, überhaupt noch Praktikanten-Plätze zur Verfügung zu stellen oder junge Menschen auszubilden. Der Zeuge, der jetzt vor Gericht aussagte, ist inzwischen 18 Jahre alt und konnte sich noch erinnern, dass er beim Boy's Day einen Tag lang in dem Geschäft des Mannes in Herford gewesen war. Damals sei er in der sechsten Klasse, also 14 Jahre alt, gewesen. Nach dem Schnuppertag hätten er und der Geschäftsmann sich regelmäßig getroffen, etwa einmal die Woche, insgesamt rund 20 Mal.Mit dem IT-Spezialisten das Interesse an Pokemon-Go geteilt Beide hätten sich für Pokemon-Go interessiert, erzählte der Zeuge. Bei dem Spiel geht es darum, virtuelle Phantasiewesen mit dem Handy einzufangen. Sichtbar werden diese Figuren im öffentlichen und privaten Raum über die Handy-Kamera. Er habe sich damals nichts dabei gedacht, dass der IT-Spezialist, der so viel älter als er selbst war, die gleichen Interessen hatte, sagte der 18-Jährige.Im weiteren Umkreis seien sie außerdem zu Kirmes-Veranstaltungen gefahren, wo der IT-Spezialist unter anderem einen Kunden mit Autoscooter hatte. Dort habe er dann mehrere Runden Scooter fahren dürfen. Auf einer der Autofahrten habe der Angeklagte ihn an den Oberschenkel gefasst, erzählte der Zeuge. Er habe die Hand aber weggestoßen.Auch im Büro wurde der IT-Spezialist den Schilderungen des jungen Mannes zufolge übergriffig: Am Computer habe er ihm Bilder von erigierten männlichen Geschlechtsteilen gezeigt, ihn angelächelt und gesagt: "Was ist schon dabei?" Er habe daraufhin gesagt, er wolle nach Hause, erzählte der Zeuge. "Ich war kurz davor zu weinen." Der Angeklagte fuhr ihn dann tatsächlich nach Hause.Fotos und Videos von Kindern und Jugendlichen gefunden Einen weiteren Zeugen hörte das Gericht nicht mehr: Der inzwischen 24-Jährige deutete im Gespräch mit der NW ähnliche Erlebnisse an, damals sei er ebenfalls in der sechsten Klasse gewesen. Das Gericht hätte ihn allenfalls noch hören wollen, um die Aussagen des 18-Jährigen zu untermauern, wenn sexueller Missbrauch vorgelegen hätte. Bei einer Hausdurchsuchung bei dem Geschäftsmann war die Polizei aber auch auf eindeutige Fotos mit Kindern und Videos mit Jugendlichen gestoßen. In den Videos nahmen Kriminelle teilweise sexuelle Handlungen an den Minderjährigen vor. Richterin Tanja Schwöppe-Funk betonte, das dahinter zerstörte Kindheiten steckten.Das Gericht stellte das Verfahren dennoch gegen eine Zahlung von 1.800 Euro vorläufig ein: Die Strafakte des Mannes sei leer, wenn es auch in der Vergangenheit viele Verdachtsmomente gegeben habe. Zudem liege die Tatintensität auf den Bildern und Videos am unteren Rand dessen, was das Gericht sonst zu Gesicht bekomme.Zum ersten Mal stand der Herforder 2019 vor Gericht Der Geschäftsmann hatte bereits im April 2019 vor Gericht gestanden. Der Junge, den es damals betraf, sollte aber vor seiner Zeugenaussage psychologisch begutachtet werden: Er nahm zu dem Zeitpunkt schon länger Tabletten ein. Das Gericht wollte klären lassen, ob sie die Wahrnehmung oder das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen können. So wollte es sicherstellen, dass ein späteres Urteil deshalb nicht angefochten wird. Die Eltern des Jungen hatten zuvor die Schilderungen ihres Sohnes vor Gericht wiedergegeben. Ihnen zufolge hatte der Angeklagte bei Autofahrten zu Kunden zunächst dessen Hand gehalten und ihm dann übers Bein gestreichelt. Später soll er ihn in seinem Büro auf seinen Schoß gesetzt und ihm in die Hose gegriffen haben. Zum weiteren Verfahren kam es später jedoch nicht mehr.

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