Kreis Herford Zuflucht für Ukrainer: So läuft die Unterbringung in der ZUE

Kreis Herford. Sie sind müde, hungrig und oft sehr verängstigt, die Menschen, die aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine geflohen sind und in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Herford ankommen. So beschreibt Esther Klaer, seit kurzer Zeit Leiterin der Einrichtung, die von der Bezirksregierung Detmold betrieben wird, ihre Eindrücke. Oft hätten die Menschen nichts oder kaum etwas bei sich, außer der Kleidung, die sie am Leib tragen. "Wir versuchen, ihnen hier zunächst einmal einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie sich nach den Strapazen zurückziehen und erst einmal ein wenig zur Ruhe kommen können", so Klaer. Kurze Zeit nachdem der russische Präsident Putin seinen Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet hatte, war die ZUE in Herford, die bis dato mit Flüchtlingen aus 30 verschiedenen Herkunftsländern, darunter Syrien oder Afghanistan, belegt war, für die Menschen aus der Ukraine frei gemacht worden. "Die Bewohner wurden auf andere ZUEs in NRW verteilt - bis auf 16 Menschen, die aus medizinischen Gründen, weil sie hier eine Behandlung benötigen, vor Ort geblieben sind", erklärt die Einrichtungsleiterin weiter. Neben ihnen sind, Stand Freitag, 8. April, 443 Schutzsuchende aus der Ukraine in der Einrichtung - darunter 186 Personen unter 18 Jahre, 170 Frauen und 87 Männer. 23 derzeitige Bewohner sind älter als 60 Jahre.Ausnahmsweise dürfen Tiere, die aus der Ukraine mitgebracht wurden, mit in der Einrichtung bleiben Und es gibt, seit die Geflohenen aus der Ukraine in Herford sind, noch weitere Bewohner in der ZUE, die eigentlich dort nicht erlaubt sind: Hunde und Katzen, Haustiere, die die Menschen aus der Ukraine nicht im Kriegsgebiet lassen wollten und kurzerhand mitgenommen haben. "Wir wollten nicht diejenigen sein, die den oftmals verängstigten Kindern, die von Krieg immer am meisten betroffen sind, ihre Haustiere wegnehmen", sagt Heinrich Aschemeier vom Betreuungsverband, der sich im Auftrag der Bezirksregierung unter anderem um die Menschen in der ZUE Herford kümmert. So wurden die Hunde und Katzen ausnahmsweise erlaubt und säckeweise Katzenstreu und und Futter beschafft. "Das läuft eigentlich überraschend gut. Es gab noch keinerlei Probleme mit den Tieren", sagt Esther Klaer. Natürlich habe man sich mit dem Kreis-Veterinäramt abgestimmt, und ein Herforder Tierarzt sei sogar in die ZUE gekommen und habe die Hunde und Katzen kostenlos geimpft und gechippt. Auf zwei verschiedenen Wegen kommen die Flüchtlinge aus der Ukraine in der ZUE Herford an, erklärt Peter Westphal von der Bezirksregierung Detmold den Ablauf. "Entweder passiert das ungesteuert, also die Menschen reisen auf eigene Faust ein mit dem Zug oder Pkw. Meist haben sie persönliche Kontakte nach Herford und kommen deshalb hierher, melden sich bei der Kommune und werden dann bei uns untergebracht, wenn kein privater oder kommunaler Wohnraum zur Verfügung steht." Der zweite Bereich sei der gesteuerte. Das Drehkreuz dafür sei die Hauptstadt Berlin, wo die Menschen über Listen erfasst und auf Deutschland verteilt werden. "Das Bundesamt für Güterverkehr organisiert von Berlin aus die Busfahrten und die Bezirksregierung Arnsberg ist in diesen Fällen dafür zuständig, die Menschen auf die so genannten Puffer-Einrichtungen zu verteilen", erklärt Westphal. Im ehemaligen Offiziershaus haben die Zimmer eigene Bäder - das sind jetzt die Quarantänezimmer Die Bezirksregierung Detmold betreibt zurzeit sogar zwei Puffer-Einrichtungen zur Unterbringung geflüchteter Menschen aus der Ukraine: die ZUE in Herford und die Notunterkunft auf dem Messegelände in Bad Salzuflen. In der ZUE Herford kommt dann der Betreuungsverband ins Spiel, der von der Bezirksregierung Detmold beauftragt ist, die Betreuung der Menschen in der Einrichtung zu übernehmen. "Wir sind zum Beispiel auch für die gesamte Hauswirtschaft, die Reinigung, die Küche, die Sanitätsstation, die Kinderbetreuung sowie Hausmeistertätigkeiten und die Verwaltung zuständig", erklärt Heinrich Aschemeier. Die Zusammenarbeit mit der ZUE Herford bestehe seit 2018 und sei erst kürzlich am 1. März 2022 wieder für drei Jahre verlängert worden. Seit August 2015 sind in der ZUE auf dem ehemaligen Gelände der Harewood Kaserne an der Mindener Straße Flüchtlinge untergebracht. Die Bezirksregierung Detmold hatte die Stadt Herford damals im Zuge der großen Flüchtlingswelle 2015/16 kurzfristig gebeten, diese Liegenschaft im Rahmen der Amtshilfe als Unterkunft herzurichten. Das gesamte Kasernen-Areal umfasst rund 80.000 Quadratmeter, die Bezirksregierung nutzt davon rund die Hälfte für die ZUE. Insgesamt sind das sechs Häuser mit unterschiedlichen Ausstattungen, in denen die Menschen in Zweier- bis Achterzimmern unterkommen. "Das Haus 2 ist zum Beispiel das ehemalige Offiziershaus", so Esther Klaer. "Das Besondere ist, dass die Zimmer dort über eigene Bäder und nicht über Gemeinschaftsbäder verfügen. Wir nutzen diese Zimmer zurzeit in erster Linie als Quarantänebereich, wenn Menschen an Corona erkranken." Rund 30 Prozent der Ukrainer sind gegen Corona geimpft - die meisten mit dem russischen Impfstoff Sputnik Die Zimmer, die für Öffentlichkeit und auch für die Presse aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes der Bewohner nicht gezeigt werden, seien einfach und funktional ausgestattet, sagt Peter Westphal. "Ein Bett, ein Tisch, Stühle und ein Schrank stehen darin - und die Größen sind eben für unterschiedlich viele Menschen vorgesehen." Natürlich gebe es in der ZUE Herford auch regelmäßige Impfangebote gegen Corona, sagt Esther Klaer. Nur rund 30 Prozent der Ukrainer seien geimpft. "Und die meisten eben mit dem russischen Impfstoff Sputnik, der eine eingeschränkte Wirksamkeit im Vergleich zu Biontech oder Moderna aufweist." Lange bleiben die Menschen aus der Ukraine für gewöhnlich aber nicht in der Herforder ZUE. "Von hieraus erfolgt die Zuweisung an unterschiedliche Kommunen in NRW - bis bekannt ist, wohin sie kommen, kann es eine Woche oder auch mal nur ein paar Tage dauern", so Klaer. Über Listen im Verwaltungsgebäude in Haus 1 erfahren die Geflüchteten den Ort, an den sie kommen. "Es ist eine erste Zuflucht", sagt Aschemeier. "Wir statten die Menschen, die hier ankommen aus mit Hygienepaketen mit Duschgel, Seife, Zahnbürsten und was man so braucht sowie mit einem kleinen Taschengeld. Und dann können sie erst mal ein wenig zur Ruhe kommen, bevor ihre Reise weitergeht."

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