Corona-Regeln: Was die Politik nicht schafft, muss der Einzelne richten

Herford. Eigentlich müsste man längst dran gewöhnt sein, schließlich begleitet uns die Corona-Pandemie seit mehr als zwei Jahren. Dennoch fühle ich mich immer noch vor den Kopf gestoßen, werde gar zynisch, bevor sich Resignation hinein mischt, wenn wie jetzt wichtige Entscheidungen zu Corona-Themen wieder auf den letzten Drücker fallen müssen. Und dieses in einem Regel-Wirrwarr endet, das eher wie ein Experiment anmutet, als dass die Politik mit Sinn und Verstand zu handeln scheint.Am 2. April laufen die meisten Corona-Beschränkungen aus. Doch bis kurz vor knapp wusste niemand, was dann in Herford eigentlich passieren wird. Die Stadt appelliert an die Vernunft der Bürger, der Kreis hofft darauf, dass kein Flickenteppich entsteht und alle warten auf die wegweisende Entscheidung vom Land. Doch die ließ bis Freitagnachmittag auf sich warten - mal wieder. Und passend zur Maskenfreiheit im Einzelhandel und an Schulen und den weitreichendsten Corona-Lockerung seit Pandemiebeginn (keine G-Regeln, Homeoffice-Pflicht fällt weg, keine Kontaktbeschränkungen und keine Obergrenzen bei Veranstaltungen) gibt es in Herford an diesem Wochenende so viele Events wie schon lange nicht mehr. Herforder Frühling, verkaufsoffener Sonntag, Automeile, der Frühlingsmarkt in der Radewig, Tansania-Tag - in Herford steppt am Wochenende der Bär. Klinikum verhängt Aufnahmestopp - welcher Weckruf muss noch kommen So richtig will das alles nicht zusammen passen. Denn da ist neben der täglich enorm hohen Infizierten-Zahl - der Kreis meldete am Freitag 1.491 neue Fälle, der Inzidenzwert (1.543) schraubt sich damit wieder weiter nach oben - auch noch die angespannte Situation in den Krankenhäusern. Das Klinikum Herford hat wegen der desaströsen Personalsituation aufgrund eigener Krankheitsfälle und der aufwendigen Versorgung der Corona-Patienten - auch wenn Covid manchmal nur Beiwerk ist - nun zum zweiten Mal hintereinander einen Aufnahmestopp verhängt. Planbare Behandlungen müssen verschoben werden, das Klinikum konzentriert sich in sieben Bereichen ausschließlich auf Notfälle. Welcher Weckruf muss also noch kommen, damit Land und Bund schnellstmöglich reagieren?Lesen Sie auch: Trotz Rekord-Inzidenz: Maske fällt weg und die City wird am Wochenende voll Die Frage um die so genannten Hotspots, wo strengere Regeln weiter gelten dürfen, entbrannte zum Streitthema innerhalb der schwarz-gelben Landesregierung. Die CDU im Land findet das Gesetz der Bundesregierung untauglich. Ministerpräsident Hendrik Wüst will deshalb keinen landesweiten Hotspot ausrufen. Dafür gebe es keinen Spielraum, es sei nicht rechtssicher ganz NRW zum Hotspot zu erklären, nennt er als Begründung. Es geht aber auch anders: Mecklenburg-Vorpommern hat landesweit den Hotspot ausgerufen und auch Hamburg will weitere vier Wochen an den strengeren Regeln festhalten. In NRW ist in sechs Wochen Landtagswahl. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Zudem: Sowohl im Land als auch im Bund treibt die kleinste Partei die Großen eindeutig vor sich her.Ein Viertel aller Herforder haben sich bereits infiziert Oder ist gar die Durchseuchung der Gesellschaft politisch gewollt? In Herford haben sich bereits 19.643 Menschen mit dem Coronavirus infiziert - Tendenz steigend. Das ist rund ein Viertel der Bevölkerung! Und trotz Omikron verläuft nicht jede Krankheit so mild, wie derzeit gern suggeriert wird. Ab Sonntag gilt also das Prinzip Eigenverantwortung. Was die Politik nicht schafft, muss der Einzelne richten. Abstand lässt sich wahren und die Maske darf auch trotz nicht mehr notwendiger Pflicht weiterhin Mund und Nase bedecken. Sie ist ein einfacher Schutz, sie tut niemandem weh und ist dennoch eines der wirksamsten Mittel gegen Ansteckung in der Corona-Pandemie. Das hat sich in all den Monaten herausgestellt. Eins ist für mich also klar: In Innenräumen bleibt meine Maske auf.

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