Wenige Rettungsschwimmer: Knappheit gefährdet die Herforder Freibadsaison

Herford. Wärme, Sonne, Freibad: Mit endlich wieder fast ungebremster Vorfreude sehen viele den nicht mehr allzu weit entfernten Sommermonaten entgegen. Nach zwei Jahren Pandemie, die gezeigt haben, dass die warme Zeit unter freiem Himmel einiges an Freiheiten zulässt, und der Tatsache, dass die Zeichen derzeit sowieso auf &bdquo;Öffnen“ und &bdquo;Maskenfall“ stehen, scheint dem Sommerspaß mit erfrischenden und ausgedehnten Freibad-Aufenthalten Im Kleinen Felde oder in Elverdissen nichts mehr im Wege zu stehen. Doch dem ist nicht so. Denn die Corona-Pandemie hat Folgen. &bdquo;Es gestaltet sich sehr schwierig, Personal zu bekommen, die in den Bädern Aufsicht leisten können“, sagt Markus Diering, der als Leiter der Freizeiteinrichtungen unter anderem auch für das H2O und die beiden Herforder Freibäder Im Kleinen Felde und Elverdissen zuständig ist. Die Schließungszeiten der Bäder während der Lockdown-Zeiten wirkten sich hier jetzt aus. &bdquo;Die Vereine wie die DLRG konnten in diesen Zeiten nicht trainieren und auch keine neuen Leute ausbilden. Und viele Kräfte – das sind meist Studenten oder Menschen, die sich in den Sommermonaten etwas dazu verdienen – haben sich andere Tätigkeitsfelder erschlossen. Da geht es uns genauso wie der Gastronomie, der ja auch zum Beispiel Servicepersonal fehlt“, erklärt Diering. Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen, ist heutzutage immer schwieriger Diese Einschätzung bestätigt Marco Bartusch, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Herford. &bdquo;Bereits vor Corona war die Zahl der Rettungsschwimmer rückläufig. Die Pandemie hat es nicht besser gemacht“, so Bartusch. Es sei heutzutage immer schwieriger, Menschen für eine rein ehrenamtliche Tätigkeit, die auch noch viel Freizeit beanspruche, langfristig zu halten. &bdquo;Dazu kommt, dass Schüler heute länger in der Schule und im Ganztag sind und es eben kaum noch Berufe gibt, in denen man um 15.30 Uhr oder 16 Uhr Feierabend hat“, so der Ortsgruppen-Vorsitzende. Dabei würden Kräfte der DLRG für viele Einsätze dringend gebraucht: &bdquo;Zum Beispiel eben die Aufsichten am Beckenrand, für die man mindestens ein Rettungsschwimmabzeichen in Silber braucht. Leute von uns waren auch beim Hochwasser im Ahrtal dabei. Und in Minden werden wir häufig als Veranstaltungsabsicherung bei Events an der Weser angefordert.“ Am 22. März hat nun bei der DLRG-Ortsgruppe Herford erstmals seit knapp zwei Jahren wieder ein Rettungsschwimmerkurs begonnen. &bdquo;Eigentlich wollten wir schon im Januar starten und haben es auch während der Pandemiezeit immer mal wieder versucht, mussten aber auch immer wieder abbrechen, weil die Infektionszahlen es einfach nicht zuließen“, so Bartusch. Jetzt ist er aber optimistisch, dass der jüngst gestartete Kurs mit 20 Teilnehmern weiterlaufen kann. Die Nachfrage sei riesig gewesen. Neben Menschen, die sich gerne ehrenamtlich engagieren und sich mit ihrer zusätzlichen Qualifikation ein wenig Geld dazu verdienen möchten, seien auch häufig Lehrer oder Polizisten unter den Teilnehmern. Die Ausbildung zum Rettungsschwimmer dauert meist zwei bis drei Monate &bdquo;Die große Nachfrage hat uns hoffnungsvoll gestimmt“, sagt Bartusch. Problematisch sei es jedoch, dass in der Ortsgruppe nur fünf Mitglieder seien, die diese Kurse auch als Ausbilder anbieten könnten. Und bis eine Prüfung absolviert und eben auch bestanden werden kann, dauert es. 16 Unterrichtseinheiten (à 45 Minuten) müssen abgeleistet werden. Für das Rettungsschwimmabzeichen in Silber müssen 400 Meter in höchstens 15 Minuten schwimmend zurückgelegt werden, 300 Meter Schwimmen in Kleidung in höchstens 12 Minuten, 25 Meter Streckentauchen und 50 Meter einen Partner im Wasser schleppen – und zwar beide bekleidet. Außerdem muss eine Bescheinigung über einen Erste-Hilfe-Kurs vorgelegt werden. &bdquo;Das alles dauert schon mal zwei bis drei Monate“, so Bartusch. &bdquo;Und vor den Sommerferien werden wir wohl keinen Kurs mehr starten können.“ Markus Diering fragt sich indes, wie er im Sommer die rund 1.000 Stunden Mehrbedarf pro Monat im Vergleich zu den Wintermonaten abdecken soll. &bdquo;Dieser erhöhte Stundenbedarf in den Monaten Mai bis September entsteht in erster Linie in unseren vier Freibädern, für die wir zuständig sind – Elverdissen, Im Kleinen Felde, Hiddenhausen und Werburger Waldbad in Spenge.“ Freibäder könnten halt nicht öffnen, wenn der Personalschlüssel nicht stimme – das habe vor allem auch Haftungsgründe, so der Chef der Freizeiteinrichtungen. &bdquo;Dazu kommt, dass so ein Sommer eben nicht wirklich planbar ist: Bei 18 Grad und Nieselregen im Mai brauche ich weniger Personal als bei 33 Grad in den Sommerferien.“Freibad-Öffnungszeiten sind die einzige Möglichkeit, auf Personalknappheit zu reagieren Neben den Aufsichtspersonen, die im Freibad vorhanden sein müssten, fehle es auch an Fachkräften, sagt Diering. &bdquo;Fachangestellte für Bäderbetrieb – was früher Schwimm- oder Bademeister genannt wurde – werden überall händeringend gesucht.“ Die Arbeitszeiten am Wochenende und auch häufig im Dreischicht-System seien wohl häufig der Grund, dass sich junge Menschen nicht für diesen Ausbildungsberuf entschieden, vermutet Diering. &bdquo;Wir reagieren darauf, indem wir im kommenden Ausbildungsjahr noch einmal eine Schippe drauflegen und fünf Auszubildende einstellen werden.“ Was die Freibad-Saison angeht, so hofft Markus Diering auf einen guten Sommer, der allen wieder mehr Unbeschwertheit und Freiheit erlaubt. Allerdings gibt er eines zu bedenken: &bdquo;Wenn wir nicht ausreichend Personal haben, sind die Öffnungszeiten die einzige Möglichkeit, mit der wir darauf reagieren können.“

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