ICE-Trasse: Landrat lässt Regionaltreffen platzen

Kreis Herford. Landrat Jürgen Müller (SPD) hat das lange geplante Regionaltreffen zur ICE-Trasse mit Vertretern der Deutschen Bahn kurzfristig verschoben. Die Bahn wollte in einer Videokonferenz ausgewählten Entscheidungsträgern unter Ausschluss der Öffentlichkeit ihre Pläne für den Ausbau der Bestandsstrecke präsentieren. Landrat Müller will jedoch zunächst in den demokratisch gewählten Gremien des Kreises Herford das Gutachten der Bürgerinitiative Widuland zum Ausbau der Bestandsstrecke diskutieren. &bdquo;Danach sprechen wir mit der Bahn“, sagte Müller auf Nachfrage der NW. Ein Pressesprecher der Bahn bestätigte die kurzfristige Terminverschiebung auf Wunsch des Kreises Herford. Das Planungsteam werde stattdessen mit Vertretern aus Lippe, Hameln und Pyrmont sprechen. Das Regionaltreffen für den Kreis Herford findet nun erst am Donnerstag, 10. März, statt.Landrat: "Mehr als enttäuscht" Jürgen Müller war davon ausgegangen, dass alle gewählten Vertreter des Kreises Herford bei diesem Treffen mit der Bahn in Dialog treten können. &bdquo;So war das ausgemacht“, sagte Müller. Die Bahn diskutiere aber &bdquo;entweder in sehr großen oder in sehr kleinen Runden“, so der Landrat: &bdquo;Ich bin mehr als enttäuscht, dass nur ausgewählte Vertreter zu dem Treffen eingeladen sind und ich verstehe auch nicht, warum man keine Pressevertreter einlädt.“ Die Bahn habe ihm zwar zugesagt, anschließend in die Gremien zu kommen. &bdquo;Offenbar gibt es aber kein Interesse daran, mit den gewählten Vertretern zu diskutieren.“ Im Kreis Herford werden die Pläne zur ICE-Trasse bisher unterschiedlich aufgenommen. Während sich Anlieger der Bestandsstrecke vom Neubau weniger Bahnverkehr auf der alten Trasse erhoffen, wehren sich zahlreiche Menschen vor allem entlang der mutmaßlich betroffenen Neubaustrecke über die Schneise der Verwüstung, die Vernichtung hochwertiger Böden sowie von Schutzräumen für Natur und Lebewesen. Stattdessen setzten sie auf den Ausbau. Laut Widuland-Gutachten reichen 41 Minuten Das Gutachten der Bürgerinitiative Widuland schlägt in diesem Spannungsfeld einen Kompromiss vor: den Ausbau der Bestandsstrecke ohne viel Veränderung entlang der Gleise. Nach Ansicht der Gutachter könnte deutlich mehr Bahnverkehr auf der Bestandsstrecke möglich werden, wenn nicht 31, sondern 41 Minuten Fahrtzeit zwischen Hannover und Bielefeld kalkuliert würden. Nach Ansicht des Landrats trägt das Gutachten &bdquo;zur Versachlichung der Diskussion“ bei. Müller: &bdquo;Der Fernverkehr ist doch nur ein geringer Teil des Problems.“ Es gehe stattdessen darum, Autoverkehr entlang der Bestandsstrecke zu vermeiden und einen Nahverkehr nach dem Vorschlag der S-Bahn OWL zu ermöglichen. Müller will am Mittwoch im Kreisausschuss das weitere Vorgehen mit den Spitzen der Kreistagsfraktionen beraten. Bahn-Ausbaupläne bedeuten Abriss Das Regionaltreffen für den Nachbarkreis Minden-Lübbecke hat dagegen wie geplant stattgefunden. Dort sorgen die Bahn-Pläne allerdings für heftiges Kopfschütteln. Die Kriterien des Planungsauftrags bedeuten nämlich vor allem Abriss entlang der Bestandsstrecke. Die neuen Gleise nehmen deutlich mehr Platz in Anspruch als sie haben. Zwar würde der Lärmschutz verbessert, doch dafür müssten Straßen, Vorgärten und manche Häuser weichen. Und selbst dann wäre unklar, ob die Vorgabe mit 31 Minuten Fahrtzeit zwischen Hannover und Bielefeld erreicht wird. Womöglich müssten deshalb einige Kurven auf der Bestandsstrecke durch Neubaustrecken abgekürzt werden.

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