Geheimnisvolle Brunnenanlage bei Bauarbeiten entdeckt

Herford. Baustopp "Am Gange". Als Bauarbeiter am Montagmorgen mit ihrem Bagger am Ende des Gehrenbergs, wo die verlängerte Fußgängerzone hinter dem Gebäude der Volkshochschule auf die Elisabethstraße trifft, eine Baugrube ausheben, stutzen sie plötzlich. In rund zwei Metern Tiefe tauchen Steine auf, die anders aussehen als die anderen und die in Kreisform zusammen liegen. Der Bagger ruht seitdem, Archäologen haben die Baustelle übernommen. "Vermutlich ist es ein alter Brunnen, der gefunden wurde", sagt Stadtführer Mathias Polster. Als die NW auf seinem Mobiltelefon anruft, steht er gerade mitten in der Baugrube und macht sich selbst ein Bild. "Viel kann man zum jetzigen Zeitpunkt über Alter oder Ursprung noch nicht sagen", so Polster. Nur, dass die Brunnenanlage vermutlich im 17. Jahrhundert verfüllt wurde, wie die Stadt Herford später mitteilt.Der Brunnen stammt mindestens aus dem 17. Jahrhundert Der Brunnen müsse demnach aus dem 17. Jahrhundert oder früher stammen. Die Brunnenanlage werde nun erst einmal freigelegt. Am Dienstag würden dann noch einmal Fachleute vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) kommen, die entscheiden werden, wie es mit der Baustelle weitergehe. "Bis Donnerstag werden die hier bestimmt alles genau untersuchen", vermutet der Stadtführer. Die Baustelle war aus gutem Grund am frühen Montagmorgen eingerichtet worden: Um die beiden Brunnen auf dem Gehrenberg (Jahrhundertbrunnen und Bürgerdusche) auch weiterhin erhalten und mit Wasser speisen zu können, soll die Brunnentechnik im Zuge der Baumaßnahme erneuert werden. Dafür werden zwei Schächte benötigt. Einer der zwei Schächte wurde in den letzten zwei Wochen bereits vor dem Ladenlokal von Douglas gesetzt. Der zweite Schacht ist nicht im Gehrenberg selbst geplant, da dort aufgrund alter Leitungen zu wenig Platz im Boden ist. Er wird daher im Bereich &bdquo;Am Gange“ hergestellt.Es ist nicht das erste Mal, dass in Herford Archäologen anrücken Für diesen Brunnenschacht wird eine circa 3,6 Meter tiefe Baugrube benötigt. Da der Bereich räumlich im mittelalterlichen Stadtkern Herfords liegt und tief in den Boden eingegriffen wird, hat die Stadt vorsorglich das archäologische Fachunternehmen &bdquo;Eggenstein Exca“ aus Dortmund beauftragt, die Arbeiten zu begleiten. Die Arbeiten des Unternehmens dauern noch die nächsten Tage an. Es wird noch mindestens zwei Meter tief gegraben, dabei werden alle Funde gut dokumentiert, teilt die Stadt Herford mit. Der historische Brunnen könne nach erster Abstimmung mit der Fachbehörde aller Voraussicht nach soweit abgetragen werden, dass das neue Schachtbauwerk dennoch gesetzt werden kann. Es ist nicht das erste Mal, dass in der Stadt Herford Archäologen zu Baumaßnahmen hinzugerufen werden. Zuletzt war das im März 2019 der Fall, als am Neuen Markt im Zuge der Neugestaltung der Fußgängerzone die Fläche rund um die Johanniskirche gepflastert wurde. Dort stießen die Arbeiter auf alte Knochen. Vom 13. und bis ins 18. Jahrhundert war der Johannis-Kirchhof der Friedhof der Neustadt. Die Archäologen fanden zum ersten Mal intakte Gräber aus dieser Zeit. Spannend wird es auch noch einmal bei der Fläche rund ums ehemalige Dohm-Hotel Archäologisch wird es noch einmal spannend, wenn die Stadt das Gelände rund um das ehemalige Dohm-Hotel weiter entwickelt, das sie vor einiger Zeit erworben hat. Auch auf der Fläche zwischen Löhrstraße, Janup und Kirchgasse in der Radewig könnte Interessantes im Boden verborgen sein. Dass in diesem Bereich ein Bodendenkmal liegt, ist bereits bekannt. Es handelt sich um die Restfläche einer mittelalterlichen Kaufmannssiedlung. Eine genaue Einschätzung des Bodendenkmals sowie seiner Bedeutung ist aber erst möglich, wenn der Boden geöffnet ist und Anzahl sowie Art der Funde genauer bekannt sind. Die Stadt erwartet die Archäologen im Frühjahr dieses Jahres. Nicht weit entfernt von der jetzigen Baugrube mit Brunnen nahe der Münsterkirche ist übrigens die Umsetzung des Archäologischen Fensters geplant. Zeugnisse des bedeutenden Damenstiftes, das hier einst ansässig war, sollen damit bekanntlich wieder zugänglich gemacht werden.

Meistgelesen